Vor 40 Jahren: Diakonisse eingesegnet
Kirche Margarete Mühlbauer ist die jüngste von neun Diakonissen „im Feierabend“. Vor 40 Jahren startete sie in Hall.
Schwäbisch Hall. Viele Jahrzehnte gehörten sie zum Alltag in Schwäbisch Hall, nicht nur im Krankenhaus oder in Gemeinden – die Diakonissen. Vor 40 Jahren wurde letztmals eine Diakonisse, Margarete Mühlbauer, in Hall eingesegnet.
Als Pfarrer Hermann Faulhaber seit 1880 die Gründung eines Diakonissenhauses plante, war sein Ziel, ledige Frauen in der christlichen Krankenpflege auszubilden, die in den Gemeinden Kranke, Alte und Bedürftige kostenlos pflegen sollten. Am 1. Februar 1886 wurde schließlich in Hall das Diakonissenhaus eröffnet. Faulhaber nannte seine Schwestern zwar Diakonissen, sie waren es aber im heutigen Sinne nicht. Die Frauen sollten ohne Gelübde und ohne lebenslange Gemeinschaft eine Zeit lang für das Diak arbeiten. Sie erhielten dafür keinen Lohn, sondern wurden mit allem Notwendigen versorgt.
Echte Diakonissen
Nach der Krise von 1898/1899 übernahm Pfarrer Gottlob Weißer die Leitung des Diak und damit die Aufgabe, aus dem zerrütteten „Diakonissenhaus“ eine funktionierende „Diakonissenanstalt“ zu machen. Aus den Diakonissen auf Zeit wurden eingesegnete Diakonissen Kaiserswerther Prägung, die in einer Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft eingebunden waren. Sie erhielten neben der krankenpflegerischen auch eine biblisch-diakonische Ausbildung.
Große Veränderungen waren seit den 1930er-Jahren zu beobachten: Die Diakonisseneintritte gingen ab 1937 drastisch zurück, und der Zweite Weltkrieg forcierte die Entwicklung noch – bis die Zahl 1969 bei null angelangt war. Der Beruf der Diakonisse war für junge Frauen unattraktiv. Zwischen 1978 und 1981 gab es vier Eintritte.
Heute gibt es neun Haller Diakonissen; die jüngste ist Schwester Margarete Mühlbauer. Zunächst hatte sie ab 1974 die Krankenpflegeausbildung im Diak absolviert. Dabei spürte sie die Berufung zur Diakonisse und wagte den Schritt 1978. Ihre Einsegnung zur Diakonisse und Diakonin erfolgte am 13. Oktober 1985. 2018 verabschiedete sich die stellvertretende Oberin und Leiterin der Ambulanten Dienste Margarete Mühlbauer in den Ruhestand – oder wie es bei den Diakonissen heißt: in den Feierabend.