Durchwachsene Angelfreude

  • Kormorane haben sich entlang der Flüsse im Landkreis ausgebreitet und stark vermehrt. Die Vögel sind effiziente Fischräuber. Foto: Andreas Scholz

Vereine Bei der Haupversammlung der Fischhegegemeinschaft Rot-Kocher werden ernste Themen angesprochen. Es geht unter anderem um Fischräuber, hohe Wassertemperaturen und den Biber.

Gemütlich geht es bei der Hauptversammlung der Fischhegegemeinschaft im Gasthaus Krone jüngst nicht zu: Es kommen ernste Themen auf den Tisch. Der Vereinsvorsitzende Hans-Jörg Holspach begrüßt als Gäste Markus Hannemann von der Fischhegegemeinschaft Jagst (FHGJ) und Michael Stemmler vom Fischzuchtverein Schwäbisch Hall. Beide mischen sich in die lebhaften Diskussionen ein. Hannemann berichtet, dass die Anzahl an Prädatoren (Raubtiere) für heimische Fischarten weiter wachse. „Wir haben in einem Vogelschutzgebiet an der Jagst mehrere Kormoran-Vergrämungsaktionen durchgeführt. Aber die Jagst ist über 100 Kilometer lang und der Kormoran kommt an vielen Flussabschnitten vor.“

Fischotter im Blick

Hannemann sagt, dass sich die Bestände des Kormorans in der Kocher-Jagst-Region auf die Fischpopulationen auswirkten. „Der Kormoran ist nicht der einzige Fischräuber, den wir im Auge haben müssen. Der Gänsesäger ist heimisch geworden und der Fischotter könnte in absehbarer Zeit folgen.“ Günter Mayr von der Fischhegegemeinschaft Rot-Kocher weiß Konkretes: „Der Fischotter ist bis in den Odenwald vorgestoßen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er von dort zur Jagst vordringt.“

Michael Stemmler macht sich bei der Sitzung nicht nur aufgrund der Kormorandichte in der Kocher-Jagst-Region so seine Gedanken. Obwohl die Nilgans nicht als Fischräuber bekannt ist, so sieht Stemmler die sukzessive Ausbreitung dieser Gänseart eher kritisch. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Nilgans mit ihrem aggressiven Verhalten andere Wasservögel verscheucht.“ Die Nilgans habe inzwischen am Breiteichsee jedes Jahr Nachwuchs und seitdem würde es keine Bruten des Blässhuhns mehr geben. Er hat zudem die Diskussionen um das massenhafte Auftreten von Nilgänsen am Starkholzbacher See seit diesem Sommer verfolgt.

Niedrige Pegelstände

Auch Hans-Jörg Holspach registriert bedenkliche Entwicklungen an heimischen Bächen und Flüssen: Die niedrigen Pegelstände im Sommer beschäftigen den erfahrenen Angler, ebenso der Schwall-und-Sunk-Effekt, der von Wasserkraftwerken verursacht wird. „Wir stehen regelmäßig mit den Wasserkraftbetreibern in Kontakt, um die Abflussschwankungen in den Sommermonaten einzudämmen. Niedrige Pegelstände erschweren wandernden Fischarten wie dem Aal das Leben.“ Der Aal habe es aufgrund der vielen Querbauwerke sowieso nicht leicht.

Die Prognose für viele heimische Fischarten bis 2040 sehe düster aus. „Die Bestände von forellenartigen Fischen werden mit Blick auf die Klimaerwärmung stark rückläufig sein. Die Gewinner des Klimawandels werden bei uns eher Barsch und Wels sein“, meint Holspach. Eine Chance für die heimische Bachforelle seien aber Kältepools. Die Bachforelle könne beispielsweise in tiefen Gumpen die heißesten Tage des Jahres überstehen.

„Die Kollegen an der Jagst haben in diesem Sommer sogar mal eine Wassertemperatur von 28 Grad gemessen.“ Eine solch hohe Temperatur bereite vielen Fischen großen Stress. „Vielleicht solltet ihr Temperaturlogger (ein Messgerät; Anm. d. Red.) anschaffen und an der Rot und am Kocher einsetzen. So könnt ihr aufschlussreiche Daten sammeln“, wirft Dr. Berthold Kappus ein. Der Gewässerökologe hält bei der Versammlung einen Fachvortrag über den Biber. Er spricht unter anderem über die Auswirkungen von Biberdämmen, die in kleinen Bächen und Flüssen auch nachteilige Effekte auf einzelne Fischarten wie Bachforelle oder Groppe auslösen können.

Markus Frank von der Fischhegegemeinschaft Rot-Kocher kann auch Erfreuliches berichten. „Das Fischmobil, das wir für den Biologieunterricht von Schulklassen aus Michelbach an der Bilz in Wilhelmsglück im Juli im Einsatz hatten, kam gut an. Wir konnten den Schülern zeigen, wie lebendig das Leben im Fluss ist und auch unsere Vereinsaktivitäten positiv darstellen.“

Manfred Böhm informiert: „Die Akquise von Sponsoren, die unsere Vereinsaktivitäten unterstützen wollen, läuft erfolgreich an.“ Neben Kärcher, Fertighaus Weiss, den Stadtwerken und der VR Bank Heilbronn-Hall sei mit Zerspanungstechnik Belschner aus Obersontheim seit Kurzem ein weiterer Förderer mit an Bord. „Weitere Sponsoren dürfen gerne dazukommen. Wir wollen auch nächstes Jahr wieder Fischbesatz-Aktionen mit Glasaalen und anderen Fischarten durchführen.“

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