100 Jahre am Faden der Unterwelt
Bühne Auf den Tag genau feiert Gerhards Marionettentheater sein Jubiläum. Es wird eine kurze Szene aus dem Stück gezeigt, mit dem alles angefangen hat.
Es ist der 10. Oktober 2025. Man befindet sich in der Hölle. Der Fürst der Unterwelt, Pluto, und der Fährmann des Todes, Charon, geben dem armen Teufel Mephistopheles den Auftrag, eine neue Seele für die Hölle zu gewinnen. Mephistopheles schlägt vor, es mit Faust zu versuchen. Das Ensemble von Gerhards Marionettentheater huldigt mit der kurzen Sequenz aus „Faust“ der ersten Vorstellung vom 10. Oktober 1925, mit der Fritz Gerhards sein Marionettentheater in Wuppertal eröffnet hat.
„Auf den Tag genau vor 100 Jahren“, wie Thomas Lützelberger in seiner Begrüßungsansprache verkündet. In diesem Jahr habe es viele Jubiläen in Schwäbisch Hall gegeben. Aber wohl keiner habe es geschafft, es genau am Jubiläumsdatum zu feiern. Als Sprecher für die Sparkassenstiftung freut er sich darüber, dass die „größte und älteste Puppenbühne Baden-Württembergs“ jetzt in Schwäbisch Hall sei. „Das passt wunderbar zur reichen Kultur unserer Stadt.“ Für ihn selbst sei das Theater „gelebte Kultur und künstlerische Leidenschaft“, bei der die „Erwachsenen genauso verzaubert werden wie die Kinder“.
Am Anfang stand eine Vision
Die Kulturbeauftragte der Stadt Ute Christine Berger greift es in ihrer Ansprache auf und lässt die „Kleine Hexe“ sprechen, die auch zum Repertoire des Theaters gehört. „Werdet ihr erst einmal 127 Jahre so wie ich.“ Die Gründungsidee von Fritz Gerhards habe das Theater „durch die Zeiten getragen“. Der damals 29-jährige Gerhards „hatte eine Vision“. Er wolle den „hohen idealistischen Kunstgeist“ auf das Marionettentheater übertragen. Und das sei noch heute „in jeder Inszenierung zu spüren“. Sie dankt den wichtigsten Unterstützern des Theaters. „Wenn kein Publikum kommt, gibt es auch kein Theater.“
Birgit Pfitzenmaier von der Baden-Württemberg-Stiftung, die sich für die „Pflege und Bewahrung der Kunst und Kulturlandschaft“ einsetzt, möchte „diesen kulturellen Reichtum fördern und bewahren“. Claudia Bayer vom Freundeskreis Gerhards Marionettentheater erinnert daran, dass der kulturelle Reichtum „mit dem glücklich machenden Spiel am langen Faden“ auch finanziert werden muss. Sie bietet darum Patenschaften für die Puppen an. Die über 120 Mitglieder des Vereins würden sich über Verstärkung freuen, um das Theater auch weiterhin finanziell und personell zu unterstützen.
Neben der Sparkassenstiftung, der Bürgerstiftung und der Landkreis-Stiftung sind auch das Land Baden-Württemberg, die Werbegemeinschaft Hall Aktiv und natürlich die Stadt als Unterstützer tätig. Florian Schellhaas, als Fachbereichsleiter für Kultur, ist angetan von dem „kulturellen Schatz“ und den „kleinen Figuren, die auf der Bühne plötzlich zum Leben erwachen“. Er macht Werbung für den gemeinsamen Auftritt des Marionettentheaters mit dem Stadtorchester im Neubausaal. „Märchen, Musik, Magie: Weltpremiere in Schwäbisch Hall. Der Kaiser und die Nachtigall als Live-Familienerlebnis.“
Oberbürgermeister Daniel Bullinger dankt zum Jubiläumsfest den Marionettenspielern, die „leidenschaftlich jede Puppe zum Leben erwecken. Sie schaffen einen Ort, an dem sich die Menschen verzaubern lassen können. Sie entführen in eine Welt, die glücklich macht.“
Und diese Welt steht im Anschluss an den offiziellen Teil allen Besuchern offen. Ein beeindruckender Blick hinter die Kulissen, in die Werkstatt, in das Lager, in dem zahllose Puppen an ihren langen Fäden für eine spannende Reise in die Vergangenheit sorgen. „Ich hoffe auf weitere 100 Jahre“ wünscht der Oberbürgermeister den Theatermachern, die auf den Tag genau ihr Jubiläum feiern.
Sie schaffen einen Ort, an dem sich die Menschen verzaubern lassen können. Daniel Bullinger Oberbürgermeister Hall