Schnelle Hilfe an sicherem Ort

  • Marcus Haas zu den Themen Notfalleltern und Ehrenamtskarte privat

Es sind Notsituationen, auch im Landkreis Schwäbisch Hall: Manche Kinder werden mit Eltern groß, die beispielsweise durch ein kritisches Lebensereignis an einem Punkt ankommen, an dem sie sich nicht mehr um ihren Nachwuchs kümmern können – das Kindeswohl gefährdet ist. Dann brauchen die jungen Menschen schnell Hilfe, einen sicheren Ort, an dem sie vorerst bleiben können. Das Jugendamt kontaktiert dann Bereitschaftspflegefamilien – Familien, Paare oder Einzelpersonen, die Kinder oder Jugendliche bis 18 Jahre in einer Notsituation kurzfristig bei sich aufnehmen. Neben dem Jugendamt bieten auch einige Kurzzeitpflegefamilien oder freie Träger der Jugendhilfe kurzfristige freie Plätze an. Wichtigster Unterschied zu einer regulären Pflegefamilie: Die Aufnahme erfolgt nicht dauerhaft, sondern für einen kurzen Zeitraum – in der Regel von wenigen Tagen bis zu sechs Monaten. Manche Kinder bleiben wenige Tage, wie beispielsweise ein Säugling, der aus dem Kreißsaal abgeholt wird und dann in eine Adoptivfamilie wechselt. Der Bedarf ist hoch, es fehlt an Bereitschaftspflegefamilien – ein Problem.

2023 wurden 21 Kinder und Jugendliche im Landkreis kurzfristig so untergebracht. 2024 waren es 22 und bis August 2025 gab es zwölf Einsätze. Eine Arbeit, die einerseits sehr herausfordernd, aber andererseits sehr sinnstiftend sein kann, die auch mit Prüfung und Unterstützung durch das Jugendamt verbunden ist. Derzeit gibt es lediglich noch drei fest planbare Bereitschaftspflegefamilien im Landkreis Schwäbisch Hall. Zeitgleich bleibt der Bedarf hoch. Wer sich unverbindlich informieren möchte, kann dies beim Pflegekinderfachdienst des Haller Jugendamtes tun.

Das Rückgrat der Gesellschaft ist ehrenamtliches Engagement. Um das zu stärken, wertzuschätzen, hat das Land Baden-Württemberg eine Ehrenamtskarte eingeführt. Wer viele Stunden im Sportverein, bei den Landfrauen oder bei der Feuerwehr leistet, der soll weniger beim Eintritt ins Schwimmbad oder Museum zahlen. Die Karte wird beispielsweise im Ostalbkreis bereits im Modellversuch erfolgreich erprobt, soll noch in diesem Jahr in Baden-Württemberg nach und nach eingeführt werden. Im Landkreis Schwäbisch Hall zögern die Verantwortlichen noch, haben offene Fragen zu Bürokratieaufwand und Finanzierung durch das Land. Antworten darauf gibt es im Ostalbkreis – eine Verbindung macht Sinn, um das Potenzial auch hier bald zu nutzen.

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