„Die Merlins dienen als Vorbild“

  • Doppelter Martin anno 2016: Martin Hornberger (links) und Martin Romig. privat

Martin Hornberger, Geschäftsführer des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07, und Martin Romig, Geschäftsführer des Basketball-Zweitligisten HAKRO Merlins Crailsheim, kennen sich schon lange. Hornberger war früher unter anderem als Manager der Paderborner Basketballer und mit Romig auch im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der 2. Basketball-Bundesliga tätig. Der 63-Jährige wurde 2011 zum Ehrenvorsitzenden der AG gewählt.

Herr Hornberger, kommen Sie am Samstag nach Ilshofen?

Martin Hornberger: Leider nein, ich bin im Urlaub, die Herbstferien passen jetzt ganz gut, meine Frau ist Lehrerin. Sonst hätte ich mir das sicherlich überlegt. Ich finde Crailsheim schön und hätte natürlich auch Martin wieder treffen können und viele andere, die ich 2016 beim Sponsorenabend der Merlins kennengelernt habe.

Die Crailsheimer Basketballer feiern in dieser Saison ihren 40. Geburtstag. Wie waren Ihre ersten Berührungspunkte mit den Merlins?

Über die Arbeitsgemeinschaft der 2. Basketball-Bundesliga. Und natürlich mit Martin Romig, den man als den Vater des Basketballs in Crailsheim bezeichnen kann. Martin ist da sehr engagiert seit vielen Jahren und sehr kreativ. Bei dem Sponsorenabend habe ich das damals auch ein bisschen mit dem SC Paderborn 07 verglichen: aus wenig viel machen, weil man sehr kreativ ist und auch den unbedingten Willen hat, diese Sportart nach vorne zu bringen. Das ist in Crailsheim sehr gut gelungen, die Region, junge und ältere Menschen für diese Sportart zu begeistern. Die Merlins dienen als Vorbild, wie dort Hand in Hand gearbeitet wird, um Basketball nach vorne zu bringen.

Martin Romig hat verraten, dass die Merlins schon an Sitzungen der 2. Bundesliga teilnehmen durften, als sie noch in der Oberliga spielten.

Das zeigt ja auch den unbedingten Willen, Infos zu bekommen, wie es in den Oberhäusern zugeht und wie dort gespielt wird, aber auch welche Anforderungen dafür da sind. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als die Hallendiskussion aufkam, mit den kleinen Abständen rund um das Spielfeld. Letztlich haben wir immer eine Ausnahmegenehmigung gegeben, weil eben dieser kleine Hexenkessel dort etwas ganz Besonderes war. Die Spiele sind dort professionell durchgeführt worden.

Beim Sponsorenabend 2016 wurde die Vertragsverlängerung mit Tuomas Iisalo um zwei Jahre bekannt gegeben, obwohl Crailsheim fast sicher als Absteiger feststand. Können Sie sich daran noch erinnern?

An dem Abend war seine tolle Entwicklung noch nicht absehbar, aber allein die Entscheidung, die damals gefällt worden ist, zeigt ja, dass man in Crailsheim mit großem Sachverstand agiert. Grundsätzlich freut mich die komplette Entwicklung im deutschen Basketball. Ich war von 1999 bis 2002 im Präsidium des Deutschen Basketballbundes. Wenn mir damals einer erzählt hätte, dass wir irgendwann gleichzeitig Welt- und Europameister sind, dann hätte ich den für verrückt erklärt. Was wir im Moment erleben, ist ein mächtiger Boom im Basketball, auch in der Medienwelt. Jetzt gilt es, weiterhin junge Menschen zu begeistern und die Sichtbarkeit der Sportart noch zu erhöhen. Wir hatten noch nie so viele NBA-Spieler wie aktuell. Basketball ist eine wunderbare Sportart. Da tun solche Traditionsstandorte wie Crailsheim und Paderborn gut. Seit 1984 hat Paderborn bis auf das letzte Jahr immer erste oder zweite Liga gespielt. Jetzt ist Paderborn über die Wildcard aus der Pro B wieder nach oben gekommen. Diese Dinos in der Basketballlandschaft müssen sich immer wieder auffrischen und schauen, dass sie mithalten können. Aber man erlebt ja jetzt in Crailsheim, dass auch Pro A funktionieren kann, mit einer riesigen Euphorie.

Wie tief sind Sie denn noch drin im Basketball?

Ich habe 2011 mit 50 mein Amt als Vorsitzender in der AG der 2. Basketball-Bundesliga aufgegeben. Ich bin dann der erste Ehrenvorsitzende geworden. Inzwischen gibt es zwei, mein Nachfolger Hansjörg Tamoj ist auch Ehrenvorsitzender. Ich verfolge alles weiter sehr intensiv. Ich versuche auch, das ein oder andere Spiel der Paderborn Baskets zu sehen oder zu einer Ligatagung zu fahren. Aber leider klappt das viel zu wenig. Ich bin auch noch einer der Gesellschafter der Paderborn Baskets GmbH mit einem kleinen Anteil. Dieser war mal größer, aber nachdem sich auch neue Gesellschafter gemeldet haben, haben einige Gesellschafter ein bisschen reduziert und anderen die Möglichkeit gegeben, größere Anteile zu erwerben. Da wir in Paderborn eine sehr enge Verbundenheit aller Spitzensportarten haben, hat man allerdings regelmäßigen Kontakt, man tauscht sich auf unterschiedlichen Ebenen aus, ohne dass eine Rivalität entsteht. Wir haben die Forum Paderborner Spitzensport gGmbH gegründet – das ist, glaube ich, einmalig in Deutschland, mit zehn Sportarten in Paderborn, die alle in der Bundesliga vertreten sind oder mit sehr erfolgreichen Einzelsportarten, wie Leichtathletik und Schwimmen. Wir betreiben gemeinsam ein Sportinternat, da bin ich ehrenamtlich einer der Geschäftsführer. Im Internat sind auch viele Basketballer und Fußballer drin. Auch zum Deutschen Basketball Bund habe ich natürlich noch Kontakt. So durfte ich die hochemotionalen Feierlichkeiten zum 75. DBB-Jubiläum in Hamburg live miterleben.

Was trauen Sie Crailsheim und Paderborn in dieser Pro-A-Saison zu?

Bei den Baskets in Paderborn wird es nach der Wildcard sicherlich schwerpunktmäßig um den Klassenerhalt gehen. Den Merlins wünsche ich alles Gute, dass sie ihre gesteckten Ziele, vermutlich Play-offs und mehr, erreichen. Leider gibt es im Basketball kein Unentschieden. Die Begegnung der Liga-Dinos hätte das Ergebnis verdient (schmunzelt).

Im Fußball gibt es von Paderborn seit dieser Saison auch eine Verbindung nach Crailsheim. Wie zufrieden sind Sie mit Trainer Ralf Kettemann bislang?

Martin Romigs Geschäftsführer-Kollege Lukas Lienert kennt Ralf Kettemann ja gut, er hat unter ihm gespielt. Ich habe in der Phase der Verpflichtung mit Martin auch mal geschrieben. Wir sind in Paderborn ja bekannt dafür, dass wir nicht nur auf dem Spielfeld und im außersportlichen Bereich junge Talente entwickeln wollen, sondern auch bei den Trainern. Bei uns waren Jos Luhukay, André Schubert, Roger Schmidt, André Breitenreiter, Steffen Baumgart und Lukas Kwasniok. Und Benjamin Weber, der jetzt als Sportdirektor in Augsburg ist, hat dann Kette aus dem Hut gezaubert. Ich muss sagen, Kette ist ein höchst sympathischer Mensch, der klare Ziele hat, hochkompetent und ein Menschenfänger ist. Die Mannschaft stellt wirklich eine exzellente Einheit nach innen und außen sowie auch auf dem Spielfeld dar. Unser Saisonstart zeigt, dass wir wieder den richtigen Griff gemacht haben. Kette ist nicht nur sportlich kompetent, sondern auch ein Top-Typ, eben ein Top-Mensch. Wir freuen uns darüber, dass es uns wieder gelungen ist, so einen Trainer zu verpflichten und ihm nach der U 19 in Karlsruhe den nächsten Schritt zu ermöglichen. Wir hoffen natürlich, dass er einige Jahre bei uns bleibt. Wir haben mit Baumgart und Kwasniok in den letzten acht Jahren nur zwei Trainer gehabt. Das zeigt, dass wir immer Kontinuität anstreben. Und das wollen wir auch mit Kette.

Wie lauten die Ziele der Paderborner Fußballer in dieser Saison?

Unser Ziel ist es immer, unter den Top 30 oder besser in Deutschland zu sein. Das schwankt immer – je nachdem, wen man von den Gremien oder aus der Geschäftsführung erwischt (lacht). In den letzten Jahren haben wir immer einstellig abgeschlossen. Im letzten Jahr sind wir mit dem vierten Platz knapp an der Relegation vorbeigeschrammt. Wir sind jetzt gut gestartet und versuchen natürlich, jedes Spiel zu gewinnen. Aber diese Liga ist sehr eng, jeder kann jeden schlagen, ein einstelliger Platz würde sicherlich Riesenfreude in Paderborn erzeugen. In der Länderspielpause konnten die Jungs etwas durchschnaufen und regenerieren, sie sind bislang ein hohes Tempo gegangen. Jetzt spielen wir das Derby gegen Bielefeld. Da braucht man in Paderborn niemanden motivieren, volle Kanne zu geben.

Moment mal, bitte! Martin Hornberger, Ehrenvorsitzender der AG der 2. Basketball-Bundesliga und Geschäftsführer des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07, über seine Verbindungen nach Crailsheim.

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