SSV Ulm 1846 Fußball Sein nächstes Spiel führt Cheftrainer Moritz Glasbrenner zurück in die alte Heimat. Beim SC Verl treffen die Spatzen auf den Drittliga-Fünften, der jüngst zum Höhenflug ansetzte.
Als der SC Verl und der SSV Ulm 1846 Fußball das letzte Mal aufeinandertrafen, glich Ulm einem Tollhaus. Es war der 18. Mai 2024, es war der Tag der großen Meisterfeier auf dem Münsterplatz. Es war der Tag, als die Spatzen die Drittliga-Saison mit einem letzten 4:2-Sieg abschlossen und sich auf in die 2. Bundesliga machten.
Anderthalb Jahre später treffen sich die beiden Klubs, die die schwarze und weiße Vereinsfarbe eint, in der 3. Liga wieder. Am Samstag, 14 Uhr, spielt der SSV Ulm in Verl. Mit Moritz Glasbrenner auf SSV-Seite und Tobias Strobl auf SC-Seite stehen zwei andere Cheftrainer als damals an der Seitenlinie. Und auch die Ausgangslage ist eine andere: Während sich Verl mehr oder weniger im Höhenflug befindet, sind die Spatzen noch dabei, sich zu finden.
„Entweder du gewinnst oder du lernst“, rezitierte Glasbrenner einen Spruch, der zu einem seiner Leitmotive zählt. So eine Last-Minute-Niederlage wie das 1:2 gegen Energie Cottbus zeige „klarer auf, was noch nicht so gut war und lässt es dich schmerzhafter erleben“. Was wiederum eine gute Grundlage bietet, an den Defiziten zu arbeiten.
Das Personal: Das Update zum Personal fällt kurz aus: Es gibt keine Veränderung im Vergleich zu vergangenen Woche, sagt Glasbrenner. Die vier Langzeitverletzten Johannes Reichert, Dominik Martinovic, Marcel Wenig (alle Kreuzbandriss) und Ensar Aksakal (Sesambeinfraktur) fallen aus. Bei Jan Boller, der gegen Energie Cottbus über Knieprobleme klagte und deshalb vorsichtshalber außen vor blieb, sieht es hingegen wieder besser aus.
Die Trainingswoche: „Wir spielen gerade für mich mit gegen die stärksten Teams der Liga“, sagt Glasbrenner, der sich zu keiner Aussage über seine Aufstellung oder mögliche Veränderungen in seiner Startelf locken ließ. Was er allerdings klar benannte, waren die Defizite im Spiel gegen Cottbus. „Wir hatten in der ersten Halbzeit sechs, sieben sehr gute Hereingaben, aber keine Abnehmer.“ Ohne, dass er eine klare Zahl beziffert, sei der Expected-Goals-Wert, sehr gering gewesen. „Das lag nicht an den Hereingaben, sondern an der Positionierung.“ Damit wiederholte er, was er schon nach dem 1:2 zur Offensivleistung seines Teams geäußert hatte: Viele sehen sich mehr als Vorbereiter, denn als Vollstrecker. „Daran heißt es, inhaltlich zu arbeiten.“
Der Gegner: Das Stadion hat 5207 Plätze und liegt mitten in einem Wohngebiet. Der Fußball-Klub aus einer 26.000-Einwohner zählenden Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen hält sich nun im sechsten Jahr in der 3. Liga – und weiß, zu überraschen. „Beim SC Verl wird seit vielen Jahren sehr gut gearbeitet“, sagt SSV-Trainer Glasbrenner, der seinen Lebensmittelpunkt lange Zeit in Westfalen hatte und nun zurück in die alte Heimat reist.
In der vergangenen Spielzeit hat der Sportclub unter den zu Preußen Münster abgewanderten Ex-Cheftrainer Alexander Ende seine beste Drittliga-Spielzeit seiner Vereinsgeschichte hingelegt. Einen großen Anteil daran hatte vor allem ein Spieler: Der 26-jährige Berkan Taz sicherte sich mit 13 Toren und 15 Assists den Titel des besten Scorers der Liga.
Auch in dieser Saison ist auf den 26-Jährigen Verlass. Mit sechs Treffern und fünf Vorlagen in bis dato elf Spielen ist er auf bestem Weg seine Quote aufrechtzuerhalten, wenn nicht gar zu verbessern. Beim jüngsten 4:2-Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken glänzte der gebürtige Berliner: Er war an allen vier Toren beteiligt. „Natürlich müssen wir Lösungen finden, sei es, ihn im hohen als auch im tiefen Pressing zu kontrollieren“, sagt Glasbrenner, um ihn so aus dem Spiel zu nehmen.
Nach Coup auf Platz fünf
Durch die Überraschung gegen die Saarländer steht der SC Verl vor dem zwölften Spieltag auf dem 5. Tabellenplatz und weist 19 Punkte auf. Eine Statistik ist mit Blick auf die Westfalen zudem interessant: Die Mannschaft von Cheftrainer Tobias Strobl, der im Sommer die sportliche Regie übernommen hat, holt mit Abstand die meisten Punkte nach Rückstand. Drei von sechs Partien, in denen das Team hinten lag, wurden noch gedreht, einmal zum Unentschieden ausgeglichen. Ein Punkt, vor dem Spatzen nach ihrem Last-Minute-K.o. gegen Energie Cottbus, den Glasbrenner in diesem Zusammenhang als „kleinen Denkzettel“ bezeichnet, unbedingt gewarnt sein müssen.
Die Fans: 502 Kilometer über die Autobahn A7 und die A44 geht es mit dem Auto, Mannschafts- oder Fanbus gen Norden. Die Fahrt hat es in sich. Trotzdem wollen rund 350 Anhänger den SSV Ulm 1846 Fußball am zwölften Spieltag nach Informationen des Klubs begleiten.
Die Erinnerungen ans erste und bis dato letzte Ulmer Spiel in der Sportclub-Arena sind höchst positiv: Im Dezember 2023 konnten die Spatzen zum Hinrunden-Abschluss einen 3:0-Sieg feiern. Kann das wieder gelingen? Spatzen-Trainer Moritz Glasbrenner sagt: „Wir rechnen uns durchaus in Verl mit einem guten Spiel etwas aus.“