Anwohner fordern Tempo 30
Sicherheit Schmale Gehwege, kaum Platz auf der Straße, Lärm und ein unsicherer Schulweg: Anwohner der Mähringer Straße haben eine Petition gestartet.
Eine ältere Dame läuft mit ihrem Rollator langsam in Richtung Friedhof. Der Gehweg in der Mähringer Straße in Blaustein ist schmal, sie passt mit ihrer Gehhilfe gerade so drauf. Ausweichen geht nicht: Als ihr eine junge Frau entgegenkommt, muss diese auf die Straße treten, um die ältere Dame vorbeizulassen. Erleichtert bedankt sie sich.
Es sind Szenen wie diese, die die Anwohnerinnen und Anwohner regelmäßig miterleben – und in Zukunft nicht mehr dulden wollen. Unter ihnen Katja Schneider und Sabine Rudolph, die an diesem Tag vor ihrem Mehrfamilienhaus in der Mähringer Straße stehen. Um sie herum haben sich ein Dutzend Nachbarinnen und Nachbarn samt Kindern versammelt. Sie wollen bei einem Vor-Ort-Termin vermitteln: So geht es hier nicht weiter.
Gehweg und Straße sind schmal
Die Verkehrssituation in der Mähringer Straße ist chaotisch und gefährlich, davon sind alle in der von Schneider und Rudolph gegründeten Bürgerinitiative überzeugt. Ein Problem seien die stellenweise nur 80 Zentimeter breiten Fußwege. „Mit meinem Doppelkinderwagen habe ich da nicht drauf gepasst“, sagt Schneider. Das gelte auch für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator, wie die ältere Dame auf dem Weg zum Friedhof. „Zwei Personen können nicht aneinander vorbei, ohne auf die Straße auszuweichen.“ Hinzu kommt, dass auch die Mähringer Straße selbst schmal ist. Da viele Anwohner auf der Straße parken müssen, ist meist nur eine Fahrspur für Autos frei. Immer wieder müssen Autofahrer anhalten, um den Gegenverkehr durchzulassen. „Das führt zu aggressivem Fahren und Hupen“, berichtet Anwohnerin Katrin Prinz. Außerdem fühle man sich als Radlerin unwohl, wenn man nicht ganz so schnell die leichte Steigung hochfahre, sagt Rudolph. „Man wird von den Autos quasi von hinten angeschoben.“
In der Mähringer Straße gilt Tempo 50, viele Autofahrer seien aber schneller unterwegs. Eine Anwohnerin vermutet, dass sie die B28 meiden, weil das Tempo dort auf 30 km/h begrenzt ist, und stattdessen die Mähringer Straße nehmen. Gerade morgens und abends im Berufsverkehr sei es dort entsprechend laut. „Wenn man da keine Schallschutzfenster hat...“, sagt Anwohnerin Bettina Friesinger. Die Hauptsorge gilt allerdings den Kindern und Jugendlichen. Diese müssen die Mähringer Straße nehmen, um zu den nahe gelegenen Schulen und dem Kindergarten zu gelangen. So auch Milena Milushevas achtjähriger Sohn. Sie sagt: „Der Schulweg ist gefährlich.“
272 Menschen sehen das ebenso. So viele Unterschriften haben Schneider und Rudolph jedenfalls im Rahmen einer Online-Petition gesammelt (Stand 22. Oktober). Ihre Forderung: Tempo 30 in der Mähringer Straße. Außerdem müsse ein „gescheites Parkkonzept“ her, wie es eine andere Anwohnerin ausdrückt. Auch bauliche Maßnahmen können sich manche Anwesenden vorstellen, um breitere Fußwege zu ermöglichen. „Kinder müssen einen sicheren Schulweg vorfinden“, heißt es in der Petition.
Stadt ist nicht zuständig
Mit ihrem Anliegen sind die Gründerinnen der Initiative mehrfach an den Bürgermeister Konrad Menz herangetreten, von seiner Reaktion allerdings enttäuscht. Teils seien Antworten ausgeblieben, teils „abweisend“ gewesen. Auf Nachfrage erklärt Menz, dass die Situation in der Mähringer Straße auch aus seiner Sicht „suboptimal“ ist. Die Eigentumsverhältnisse und die Art der Bebauung ermöglichten seit Jahrzehnten keine Veränderungen. Aber: „Dass von mir als Bürgermeister keine Reaktion erfolgt sei, halte ich für nicht zutreffend.“ Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf eine Rückmeldung an Schneider und Rudolph, in der in Aussicht gestellt wird, dass die Stadt Blaustein das Anliegen in der nächsten Verkehrsschau mit dem Landratsamt Alb-Donau-Kreis vorbringen wird. Dieses ist nämlich für die Mähringer Straße – eine Kreisstraße – zuständig, stellt Menz klar, der den Bürgerinnen auch eine Vor-Ort-Begehung angeboten hat. Die Stadt habe die Möglichkeit, Vorschläge zu unterbreiten. „Die Frage, ob und wo Geschwindigkeitsbeschränkungen vorgenommen werden, wird durch das Landratsamt entschieden.“
Auch wenn die Zuständigkeit nicht bei Menz liege, hätten sie sich mehr Einsatz und Unterstützung von ihm gewünscht, sagen Schneider und Rudolph. Gerne würden sie ein konstruktives Gespräch mit ihm führen. „Auf die Verkehrsschau wollen wir uns nicht vertrösten lassen“, sagt Rudolph. Auch Menz‘ Hinweis, dass die Mähringer Straße nicht als Unfallschwerpunkt bekannt sei, ändert daran nichts. „Erstaunlich“ sei es, dass abgesehen von abgefahrenen Spiegeln und demolierten Blumenkübeln noch nichts passiert ist. „Und wir wollen, dass das so bleibt.“