„Der Todesmüll bleibt“

  • Raimund Kamm, seit 45 Jahren aktiver Kernkraftgegner, sorgt sich um die Lagerung des Atommülls im Zwischenlager Gundremmingen (Archivfoto). Foto: Lars Schwerdtfeger

AKW Die Gefahr werde ohne Kühltürme nicht weniger, sagt der Aktivist Raimund Kamm. Er warnt seit Jahrzehnten.

Gundremmingen. Kommenden Samstag, 25. Oktober, ist es so weit: Eine Landmarke in der Region verschwindet, die 160 Meter hohen Kühltürme des ehemaligen Kernkraftwerks Gundremmingen werden gesprengt. Für manchen Gundremminger ist das ein Moment der Nostalgie. Für Raimund Kamm aus Augsburg jedoch ein zwiespältiges Ereignis. „Die Kühltürme verschwinden, der Todesmüll bleibt“, sagt der 73-Jährige, der sich seit etwa 45 Jahren gegen Atomkraft engagiert und Vorstand der Bürgerinitiative „Forum“ ist.

Die Aufregung um die Sprengung könne er einerseits verstehen, schließlich sei es „spektakulär“, wenn solch hohe Gebäude einfach in sich zusammenstürzen. Doch andererseits zeige sie ihm vor allem eines: „Unsere Gesellschaft und die Menschen in Gundremmingen haben immer noch nicht verstanden, was Atomkraft ist.“

Die sichtbaren Türme seien nämlich „die unwesentlichsten Teile einer Atomkraftanlage“. Auch wenn momentan viel über sie gesprochen werde, da man sie eben im Landschaftsbild sieht. Unsichtbar bleibe jedoch der „Todesmüll“, also der bei der Stromerzeugung produzierte radioaktive Atommüll. Denn in Gundremmingen befindet sich auch das größte Atommüllzwischenlager Deutschlands, derzeit lagern dort überirdisch knapp 148 Castor-Behälter. Für Kamm in Zeiten, in denen über „Kriegstauglichkeit“ debattiert wird, eine unverantwortliche Maßnahme. Und eine Gefahr für eine schier unmöglich zu begreifende Zeitspanne: „Die Strahlung hält eine Million Jahre lang an“, verdeutlicht er. „Das sind 30.000 Generationen.“

Die Sprengung der Türme sei zwar ein spektakuläres Ereignis, sie ändert jedoch nichts an der Realität: Noch immer sei keine Lösung für ein Atommüll-Endlager in Deutschland gefunden. Bei der bundesweiten Standortsuche kommen auch Teile der Ulmer Region nach aktuellem Stand infrage. Grund dafür ist das Vorkommen von Opalinuston, das als geeignetes Wirtsgestein eingestuft wird. „Wir müssen den best geeignetsten Platz in Deutschland finden“, betont Kamm. Wenn das dann hier sein sollte, wäre das „in Ordnung“.

30.000 Generationen müssen mit dem Müll leben.

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