Haushalt „so schlecht wie nie“

Kreistag Landrat Gerhard Bauer erläutert Zahlenwerk 2026. Kreisumlage und Schulden sollen deutlich steigen. Trotzdem bleibt ein Defizit von 3,9 Millionen Euro.

Es geht noch schlimmer: Auf den „schwierigsten Haushalt seit 20 Jahren“ 2024 folgte 2025 ein „absoluter Sparhaushalt“ und mit Blick auf den Kreishaushalt 2026 „geht es dem Landkreis Schwäbisch Hall finanziell so schlecht wie noch nie“. Landrat Gerhard Bauer macht in seiner Haushaltsrede in Fichtenau-Matzenbach deutlich, dass ohne eine Neuordnung der Finanzbeziehungen das gesamtstaatliche Leistungsversprechen nicht weiter erfüll- und finanzierbar sei.

Das strukturelle Problem ist nicht neu, sondern größer, indem Ausgaben immer deutlicher die Einnahmen übersteigen, nichts mehr aus laufender Verwaltungstätigkeit hängen bleibt – im Gegenteil. Der Landkreis hat ein Ausgabenproblem, vor allem im Sozialhaushalt. „Der größte Posten ist und bleibt der Zuschuss für die soziale Sicherung“, erläutert der Landrat. Das ist allein ein Anstieg von 22,4 Millionen Euro und mehr als der Zuschussbedarf für beide Kliniken. Jeder dritte Euro aus dem Haushalt wird für den Zuschussbedarf der sozialen Sicherung gebraucht. Speziell in der Eingliederungshilfe steigt der Zuschussbedarf um 15 auf 69 Millionen Euro. Zunehmend Sorgen bereitet auch die Hilfe zur Pflege. Pflegesätze und damit Eigenanteile steigen kontinuierlich an, immer mehr sind auf Sozialleistungen angewiesen. Der Anteil der Sozialhilfeempfänger in Heimen kletterte deshalb in den vergangenen Jahren von unter zehn auf 30 Prozent – Kosten, die allein der Landkreis trägt.

Steuerkraft schwindet

Wie steuert die Verwaltung gegen? Wie jedes Jahr wird an Stellschrauben gedreht, um den Mittelweg zu finden, um Geld für Pflichtaufgaben zu haben, aber die Kreisgemeinden nicht zu stark zu belasten. Die Haupteinnahmequelle fließt nämlich über die Kreisumlage von den Städten und Gemeinden zum Landkreis, hängt für den Haushalt 2026 mit der Steuerkraftsumme 2024 zusammen. Die Steuerkraft schwindet 2024 um drei Prozentpunkte im Landkreis, ist sieben Prozentpunkte schlechter als im Schnitt in Baden-Württemberg. Positiver Nebeneffekt: Damit wachsen wiederum in der Systematik des finanziellen Ausgleichs die Schlüsselzuweisungen. „Wir benötigen drei Prozentpunkte für einen genehmigungsfähigen Haushaltsplan“, so der Landrat. Der Hebesatz soll von 36,4 auf 39,4 v. H. steigen. Selbst diese Erhöhung würde aber nicht reichen, um den Sozialhaushalt auszugleichen. Die Geldspritze des Landes sei bereits drin. Vom Milliardenpaket sollen rund 5,5 Millionen Euro im Kreishaushalt 2026 ankommen. Lichtblick auf der Einnahmenseite: Die Grunderwerbsteuer erholt sich und wird in 2026 mit 12,5 Millionen angesetzt. Das reicht aber alles nicht, um notwendige Investitionen des Kernhaushalts und der beiden Regiebetriebe der Krankenhäuser zu stemmen. Bedeutet: Der Schuldenberg wächst um 29 Millionen Euro, was wiederum den Druck durch Zins und Tilgung erhöht. „Ein Investitionsstopp stellt aber keine Option dar. Denn dies sind nur verdeckte Schulden“, erklärt Bauer. Trotz Erhöhung der Kreisumlage, trotz enormer Nettoneuverschuldung bleibt ein Defizit von rund 3,9 Millionen Euro. Zudem sind die letzten Rücklagen weg, werden vom roten Haushalt 2025 vollends verbraucht, der voraussichtlich mit einem Verlust von über zehn Millionen Euro endet, deutlich schlechter als geplant. Welche Lösungswege sieht die Kreisverwaltung aus der schwieriger werdenden finanziellen Lage, auch im Kontext Kreisumlage? „Ohne eine Erhöhung des Umsatzsteueranteils um den Faktor 3 für die kommunale Ebene, wird sich die Kluft zwischen Aufgabenlast und finanzieller Ausstattung nicht schließen lassen“, nimmt der Landrat die höheren politischen Ebenen in die Pflicht. Es brauche Reduzierung der Standards, mehr Pragmatismus in der Gesetzgebung. Ziele und deren Umsetzung seien vorab zu prüfen, bevor ein „bürokratisches, praxisfremdes und damit teures Gesetz eingeführt wird“. Im Kreishaushalt 2026 sind freiwillige Aufgaben von einem Prozent verankert – Gestaltungsspielraum für die Kommunalpolitik tendiert gegen null.

Kommentar

Nicht zu jedem Preis

Sind sie jetzt zusammen, wieder auseinander oder doch ein Gesprächspaar? Die Partnersuche des Landkreises für seine beiden Krankenhäuser verläuft spannend. Jetzt wurde der Gesprächsfaden mit Vertretern der Stiftung Rehabilitation Heidelberg (SRH) Gesundheit GmbH wieder aufgenommen – vor allem auch durch Druck aus Reihen des Kreistags. Klar bringt ein größerer Klinikverbund fachliche Expertise auf Geschäftsführerebene, Vorteile im Management, in der Verwaltung, der EDV – aber zu welchem Preis? Nicht zu jedem Preis. Wohin das führen kann, hat das katastrophale Ende in der Diak-Abwicklung im großen Unternehmensverbund Diakoneo gezeigt – das ging mal stramm auf die Insolvenz zu. Bei der Arbeit ins Detail muss deshalb genau hingeschaut werden, denn die gemeinnützige Stiftung darf sich nicht an einem dauerhaft defizitären Unternehmen beteiligen, will das Sagen haben. Es braucht aber aus Versorgungsgründen weiter Leistungen vor Ort, auch wenn diese kein Geld bringen.

Wie eine tibetische Gebetsmühle muss sich Landrat Bauer vorkommen – was er Jahr für Jahr zum Haushalt wiederholt, wird aber eher schlimmer als besser. Einmalige Geldspritzen lösen das Problem nicht. Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen, aus laufender Verwaltungstätigkeit bleibt nichts mehr hängen – im Gegenteil. Rücklagen sind weg, der Schuldenberg wächst, Zins und Tilgung drücken auf die Folgejahre, werden zur Last für nachfolgende Generationen, wobei ein Investitionsstopp zum Sanierungsstau mit noch fataleren Auswirkungen führen kann. Größter Kostentreiber ist die Eingliederungshilfe im größten Ausgabenblock Sozialhaushalt. Aber ans Bundesteilhabegesetz will niemand ran, weil es Sinn macht, mehr Individualisierung auf dem Weg zu passgenauer Teilhabe von Menschen mit Behinderung hineinzubringen. Aber: Der Landkreis zahlt nahezu alleine. Es muss mehr Pragmatismus rein und Perfektion raus. Oder der Besteller Bund zahlt auch. Lösungsvorschläge liegen längst auf dem Tisch, werden gehört, aber nicht umgesetzt.

Einen Arbeitskreis mit den Fraktionen gründet der Landrat erstmals. Dieser wird es schwer haben, Einsparpotentiale, Steigerungen auf der Einnahmenseite zu finden. Im Kreishaushalt spielen freiwillige Aufgaben in einer Größenordnung von unter einem Prozent eine beziehungsweise fast keine Rolle, der Rest sind Pflichtaufgaben. Bleibt priorisieren und strecken.

Brustkrebs: Auf Anzeichen achten

Landkreis. Brustkrebs ist und bleibt in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. 32 Prozent aller Neuerkrankungen entfallen auf das sogenannte Mammakarzinom. Das teilt die AOK mit. 2023 waren 4719 AOK-Versicherte in Baden-Württemberg wegen Brustkrebs in Behandlung. 2019 bis 2023 ist ein jährlicher Rückgang von durchschnittlich 0,96 Prozent zu verzeichnen. Die AOK Heilbronn-Franken zählte 2023 111 Versicherte, die im Kreis Hall in Behandlung waren.

Etwa jede achte Frau erkranke im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, bei Männern jeder hundertste. Das mittlere Erkrankungsalter bei Brustkrebs liege für Frauen bei 65 Jahren. Die Zahl der bei der AOK Heilbronn-Franken registrierten Erkrankungen schwankte im Kreis Hall in den vergangenen Jahren leicht. 2021 waren es 106 Fälle, ein Jahr später 92 Fälle und 2023 stieg die Zahl auf 111 Fälle.

Ursache oft unklar

Die genaue Ursache von Brustkrebs ist oft unklar, schreibt die AOK. Wissenschaftliche Untersuchungen konnten jedoch einige Risiken nachweisen. Dazu gehören laut Dr. Ariane Chaudhuri, Ärztin bei der AOK Baden-Württemberg, zu wenig Bewegung, der übermäßige Konsum von Alkohol, das Alter und eine familiäre Vorbelastung. „Das eigene Risiko verdoppelt sich, wenn Brustkrebs bei der Mutter oder Schwester auftritt“, so die Medizinerin. „Sind eine Großmutter oder Cousine betroffen, ist das eigene Risiko dagegen kaum erhöht.“ Auch Hormone können beeinflussen, wie sich Brustkrebszellen vermehren. Eine Rolle kann spielen, in welchem Alter eine Frau ihre Periode bekommen, wann sie ihr erstes Kind geboren hat, wie oft sie schwanger war oder ob sie Hormonpräparate genommen hat.

Bei frühzeitiger Erkennung sei Brustkrebs meist gut heilbar, wobei das Risiko für Frauen durch gesunde Lebensweise sowie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen reduziert werden kann. Es gibt einige Anzeichen, die auf einen Tumor oder einen gutartigen Knoten in der Brust hindeuten können. Wenn sich die Form oder Größe der Brust verändert, ein oder mehrere Knoten in Brust oder Achselhöhle tastbar sind, die Brustwarze oder ein anderer Teil der Brust sich nach innen zieht, die Haut der Brust sich rötet oder schuppt und nicht verheilt oder wenn eine Brustwarze klare oder blutige Flüssigkeit abgibt, sollte dies rasch ärztlich abgeklärt werden, rät Dr. Chaudhuri.

Sie erinnert zudem daran, dass alle gesetzlich versicherten Frauen ab 30 Jahren zur Früherkennung von Krebs einen Anspruch auf eine jährliche und kostenlose Tastuntersuchung der Brust haben. Alle Frauen zwischen 50 und 75 Jahren haben zudem alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammografie-Früherkennungsuntersuchung.

Gesundheit Die AOK verzeichnet 111 Erkrankte im Kreis für das Jahr 2023. Gesunder Lebensstil kann das Risiko senken.

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