Discounter senken Kaffee-Preis wieder

  • Kaffee ist das beliebteste Heißgetränk der Deutschen. ©franz12/adobe.stock.com

Genussmittel Für Kaffee mussten Verbraucher in letzter Zeit immer tiefer in die Tasche greifen. Nun zeichnet sich eine leichte Trendwende ab.

Lidl legte vor, wenige Stunden später trudelten auch die anderen Mitteilungen ein: Kaffee wird bei einigen Discountern und Supermärkten wie Aldi, Kaufland, Edeka, Netto, Rewe und Norma wieder günstiger, verkündeten die Händler. „Mit der Preissenkung gibt Lidl sinkende Rohstoffpreise direkt als Preisvorteil an seine Kunden weiter“, erklärt die größte Discounterkette Deutschlands. Aldi erklärt, dass man damit auf die „anhaltend hohen Lebenshaltungskosten“ reagiere und sicherstellen wolle, dass der Wocheneinkauf für alle Menschen erschwinglich bleibe.

Die Preissenkungen umfassen bei den Discountern jeweils einen großen Teil des Kaffee-Sortiments. Dabei gehen die Preise für die Kilo-Packungen zumeist um einen Euro zurück. So kostet beispielsweise „Bellarom Caffé Crema Ganze Bohnen“ bei Lidl nun 12,99 statt 13,99 Euro. Das Eigenmarkenprodukt von Aldi „Barissimo Caffé Crema ganze Bohnen“ ist für denselben Preis zu haben. Bei kleineren Packungen mit gemahlenem Kaffee sinkt der Preis größtenteils um 50 Cent.

Die Kaffeepreise waren zuletzt stark gestiegen – jetzt geben sie erstmals nach längerer Zeit leicht nach. Allerdings bleiben die Produkte deutlich teurer als zu Jahresbeginn, wie Daten der Vergleich-App Smhaggle zeigen. Kaffee hat sich in den vergangenen Jahren stark verteuert. Noch 2023 zahlten Kunden für ein Kilo Eigenmarken-Bohnen weniger als acht Euro, gemahlener Röstkaffee kostete keine vier Euro. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Verbraucherpreise von Kaffee allein im September 2025 fast 18 Prozent höher als im Vorjahr.

Grund für den starken Preisanstieg waren höhere Rohstoffpreise, ausgelöst von Trockenheit und schlechten Ernten in wichtigen Anbauländern wie Brasilien. Schon im Juni hatte das Statistikamt auf die hohen Importpreise von Rohkaffee hingewiesen. Sie waren im April mehr als 53 Prozent höher gewesen als im Jahr zuvor. Auffällige Preisspitzen gab es im Frühjahr und zuletzt auch Mitte September. Vor allem Kaffee aus Amerika hat sich verteuert.

Die Bohnen werden an Börsen in London, New York, dem brasilianischen São Paulo und Tokio gehandelt. Als wichtigste Einflussfaktoren auf den Preis gelten das Wetter und die politischen Rahmenbedingungen in den produzierenden Ländern. In Deutschland kommt noch die Kaffeesteuer hinzu. Der Steuersatz für ein Kilogramm Röstkaffee liegt bei 2,19 Euro. Für löslichen Kaffee gilt ein Steuersatz von 4,78 Euro je Kilogramm.

Ein Großteil des Kaffees wird als grüne Bohnen in die Welt verschifft. Die Weiterverarbeitung dieser Bohnen erfolgt dann in Röstereien. Zu den größten Kaffeeröstern hierzulande zählen laut dem Deutschen Kaffeeverband neben Tchibo, Jacobs Douwe Egberts, Dallmayr, J. J. Darboven und Melitta auch Discounter wie Aldi und Lidl. Denn rund 22 Prozent des Kaffees in Deutschland wird als Eigenmarken der Händler vertrieben. Außerdem gibt es laut dem Deutschen Kaffeeverband noch rund 850 kleinere Betriebe, die Kaffee rösten. Der deutsche Kaffeemarkt ist der drittgrößte der Welt. Lediglich in den USA und in Brasilien wird mehr Kaffee verkauft als in Deutschland.

Kaffee spielt damit für den Handel eine wichtige Rolle. Wie Milch oder Butter zählt er zu den sogenannten Eckprodukten, die eine besondere Zugkraft haben und Kunden in die Geschäfte locken. Er gilt auch als relativ „preisunelastisch“. Das heißt, die Nachfrage verändert sich auch nach Preissteigerungen kaum. Die Verbraucherzentrale NRW hatte erst im Sommer Preise für Kaffee verglichen und große Unterschiede festgestellt, die häufig nicht nachvollziehbar waren. Die Verbraucherschützer verglichen die Preise für 102 unterschiedliche Produkte in Pulver-, Pad- sowie Kapselform. Ihr Fazit: Am teuersten ist Kaffee in Form von Kapseln. „Hier kann der Kaffee auf ein Kilogramm umgerechnet 92,26 Euro kosten“, erklären sie.

Kleinere Packungen waren deutlich teurer als die größeren. Espresso-Kapseln desselben Markenherstellers kosteten zum Beispiel 73,75 Euro je Kilogramm in einer 88-Gramm-Packung, jedoch 50,70 Euro je Kilogramm in einer 128-Gramm-Packung, zeigte der Vergleich.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch wirft Supermärkten und Discountern sogar vor, ihre Kundschaft zu täuschen. „Die großen Rabattaktionen entpuppen sich als bloßer PR-Gag. Nur wenige Produkte, darunter vor allem Eis, Süßigkeiten und Alkohol, sind tatsächlich dauerhaft günstiger geworden“, sagte Alina Nitsche von Foodwatch. Viele andere Lebensmittel seien teurer geworden, obwohl die Kosten für Energie und Rohstoffe wieder gesunken seien.

Seit 2020 sind die Verbraucherpreise in Deutschland insgesamt deutlich gestiegen. Zwar hat sich die Inflation zuletzt etwas abgeschwächt, doch laut Statistischem Bundesamt sind Lebensmittel immer noch rund 37 Prozent teurer als vor fünf Jahren.

Unterschiede im Preis oft nicht nachvollziehbar.

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