Debatte um beste Parkplatz-Lösung

Millionenprojekt Die Stadt vergibt den nächsten Planungsauftrag zur Modernisierung des Bahnhofs Hessental. Einige Stadträte bevorzugen aber in Teilen eine andere Lösung.

Die Stadt wächst und entwickelt sich im hohen Tempo. Doch was eines der Eingangsportale betrifft, ist seit langer Zeit Stillstand. Erster Bürgermeister Peter Klink hatte Anfang des Jahres gesagt: „Der Bahnhof Hessental sieht leider noch so aus wie vor 100 Jahren. Wir warten seit Jahrzehnten auf Barrierefreiheit, adäquaten Wetterschutz und mehr.“ Diese Punkte könnten gelöst werden. Planungen laufen seit Jahren. Ziel der Bahn ist es, 2028 bis 2029 ihren Teil im Zuge des Bahnhofsmodernisierungsprogramms im laufenden Betrieb abzuschließen. Dazu gehören etwa Überdachungen für die Bahnsteige und ein neues Gleis 4.

Die Stadt plant parallel. Bürger waren beteiligt. Ein Architektenwettbewerb war ausgeschrieben. Grundlage für den Bahnhof Hessental in der neuen Version ist nach Ratsbeschluss der Siegerentwurf der Bürogemeinschaft Terra Nova und Wich Architekten aus München, deren Arbeit aus 14 Entwürfen einstimmig ausgewählt worden war. Besonderheiten sind ein gläserner Neubau am Verbindungsteil des heutigen Bahngebäudes und die Nutzung der privaten Grünfläche auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Münchner schlagen dort einen Platz mit Aufenthaltsqualität und ein Ärztehaus vor, wodurch auch die bestehende Gaststätte mit Außengastronomie besser eingebunden werden könnte. Eine langgezogene Überdachung vom Bahnhofsgebäude Richtung KZ-Gedenkstätte soll einen geschützten Außenbereich bilden und auch Ankerpunkt für die dahin verschobenen Bushaltestellen werden. Inkludiert in die Überdachung ist eine Anlage für rund 100 Räder. In dem Bereich soll eine Rampe zur Unterführung entstehen, von wo die bestehenden Bahnsteige 2 und 3 sowie der neu geplante Bahnsteig 4 mit Aufzügen angebunden werden sollen. Von dort wiederum könnten Bahnreisende direkt zum Park&Ride-Platz im südlichen Teil des Geländes gelangen, das heute nur über eine Überführung samt Treppen angebunden ist.

8,2 Millionen Euro geschätzt

Bahnhofsgebäude und Vorplatz gehören der Stadt, weswegen die Kommune die Kosten für die Gestaltung trägt. Ebenso für die Rampe, die bis zur Unterführung führt. Auf dem südlichen Teil, wo im Siegerentwurf ein zweigeschossiges, begrüntes Parkdeck geplant ist, müsste ebenso die Stadt investieren. Bleibt die Frage nach den Kosten – und was sich Schwäbisch Hall überhaupt leisten kann und will.

Die beauftragte Bürogemeinschaft aus München soll nach Wunsch der Stadt zunächst die Abstimmung mit der Bahn, insbesondere was die Schnittstellen bezüglich des Bahnhofsmodernisierungsprogramms betrifft, vertiefen. Zudem soll das Gesamtvorhaben der Stadt auf Förderfähigkeit beleuchtet werden. Stand jetzt rechnet die Verwaltung mit Kosten von 6,1 Millionen Euro für das Bahnhofsumfeld sowie 2,1 Millionen Euro für den Umbau des Bahnhofsgebäudes. Diese beruhten aber auf überschlägigen Prognosen. Die genauen Kosten müsse das Büro erst noch ermitteln. Der Bau- und Planungsausschuss genehmigt zwar in seiner jüngsten Sitzung ohne Gegenstimmen, das Büro mit den Planungsleistungen zu beauftragen. Laut Stadt sind hierfür Planungskosten von rund einer Million Euro bereits im Haushalt berücksichtigt. Die Räte haben aber auch Einwände beim Siegerentwurf. Jutta Niemann von den Grünen gibt zu bedenken, dass den Räten bei der Gestaltung des südlichen Teils der Entwurf des Zweitplatzierten deutlich besser gefallen habe. Der Siegerentwurf sieht ein zweigeschossiges Parkdeck vor, zudem eine Rampe zu den Gleisen von der Stelle, wo heute auch die Überführung beginnt. Der Zweitplatzierte, das Büro Faktorgrün aus Freiburg, plant in diesem Bereich eine Kombination aus offenen Parkplätzen sowie zusätzlich einer zweigeschossigen Parkpalette und einem zentraleren Zugang zu Gleis 4. „Diese Lösung hat uns eindeutig am besten gefallen“, so Niemann. Dieser erscheine im Hinblick auf den Eingriff in die Böschung am sinnvollsten, auch was Barrierefreiheit betreffe. Die Grünen-Rätin sieht bei Beauftragung des Siegerbüros die Gefahr, dass diese aus Haller Sicht bessere Lösung unter den Tisch falle.

Noch bessere Lösung

Stadtplanungs-Chef Christian Jankowski erklärt, dass die ersten drei Büros aufgefordert waren, Angebote abzugeben. „Der zweite und der dritte Preisträger haben das Wettbewerbsergebnis im Grunde respektiert und gesagt, wir ziehen uns aus dem Verfahren zurück.“ Nur der Sieger sei an Bord geblieben. „Wir haben daher nur die Möglichkeit, mit dem ersten Preisträger weiterzuverhandeln.“ Erster Bürgermeister Peter Klink fügt an, dass Entwurfsbestandteile des zweiten Büros nicht eins zu eins übernommen werden können – die Rechte darauf liegen schließlich bei den Freiburgern, die nicht mehr Teil des Prozesses sind. „Wir werden natürlich alle Bereiche im Detail nochmal überarbeiten und nach einer entsprechend optimierten Lösung suchen“, versichert Klink.

Niemann lässt nicht locker: „Das heißt, es kann nicht die Lösung aus Entwurf 2 eins zu eins übernommen werden?“ Klare Antwort von Klink: „Nein.“ Darauf Niemann: „Welchen Gestaltungsspielraum haben wir als Gemeinderat noch?“ Fachbereichsleiter Holger Göttler schaltet sich ein. „Wir werden hier natürlich versuchen, die bestmögliche Lösung für uns als Stadt zu erarbeiten.“ Diese könne sich an die Lösung des Zweitplatzierten annähern, ebenbürtig sein oder „vielleicht sogar noch besser“.

Auch Ulrich Reichert (CDU) stört sich an der Gestaltung dieses Punktes. „Das wird für die meisten der zentrale Zugang zum Bahnhof.“ Weil mit der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes dort viele Parkplätze wegfallen, bleibe für jene, die mit dem Auto kommen, was wohl mehr als die Hälfte ausmache, nur der Teil auf der anderen Seite der Gleise. Der zentrale Zugang zum Bahnhof dürfe „nicht irgend so ein kleines Gartentürchen sein“.

So werde es nicht kommen, versichert Klink. Es seit jetzt die Aufgabe der Stadt, gemeinsam mit dem Büro eine gute Lösung zu erarbeiten. FWV-Sprecher Michael Reber fordert zwar auch, den Park&Ride-Platz besser in die Planung einzubinden, er mahnt aber auch, die Kosten im Blick zu behalten und zu prüfen, wo Mittel eingespart werden können. „Am Ende geht‘s drum: Was will man für das ganze Ding bezahlen?“

Die „Königin“ bekommt eine Verjüngungskur

Kirchenmusik Die große Walcker-Orgel in St. Michael in Hall wird saniert. Bis Weihnachten soll sie teilweise spielbar sein, die Arbeiten dauern bis Ostern.

Abstauben – was daheim im Bücherregal lästig genug ist, wird bei der Walcker-Orgel in der Schwäbisch Haller Hauptkirche St. Michael zu einer Mammutaufgabe. Bis zu sieben Orgelbauer sind damit sechs Monate lang beschäftigt. Denn sie müssen aus der „Königin der Instrumente“, wie die Orgel oft genannt wird, knapp 5000 Pfeifen ausbauen, reinigen, überprüfen, eventuell Schäden reparieren. Dazu kommt die komplette Konstruktion der Orgel, die gepflegt werden muss. Zum Beispiel die Kanäle für die Luft, jede Menge Verbindungsteile in einem riesigen mechanischen Getriebe, und sogar die Elektronik wird unter die Lupe genommen. Seit dem Michaelistag laufen die Arbeiten, also seit 29. September, und sie werden noch bis Ostern nächsten Jahres andauern. An Weihnachten sollen aber Teile des Instruments bereits wieder spielbar sein.

Sanierung alle 20 Jahre

Aber weshalb muss eine Orgel überhaupt abgestaubt werden? „Etwa alle 20 Jahre ist eine sogenannte Ausreinigung notwendig, und in St. Michael war die letzte im Jahr 2003“, erklärt Bezirkskantor Philipp Neuberger. Sogar in einer kleinen Orgelpfeife, die er als Anschauungsmaterial in Schulklassen mitnimmt, findet der Orgelbaumeister Philipp Neßling, dessen Firma Rensch aus Lauffen am Neckar mit der Ausreinigung der Orgel beauftragt ist, einen ganzen Klumpen Staub. Oder ist es ein Insektennest? Wenn diese Pfeife verwendet würde, wäre der Luftstrom in ihr deutlich behindert, und das würde man hören. „Das reicht von ‚klingt nicht gut‘ bis ‚geht gar nicht mehr‘.“ Bei den großen Pfeifen kommt das leider auch vor.

In einer Kirche mit viel Publikumsverkehr wie der Michaelskirche sei die Staubeintragung höher als in einem Raum, in dem sich wenige Menschen aufhalten. Und es geht bei weitem nicht nur ums Putzen. Es gibt in einer Orgel auch viele Teile, die sich abnutzen, besonders, wenn das Instrument so häufig bespielt wird wie in St. Michael.

Als nun die Orgel auseinandergebaut wurde, zeigten sich beispielsweise handtellergroße Löcher in Lederstücken, die Teile der Windkanäle miteinander verbinden. Philipp Neuberger berichtet, dass er bisher, wenn er Orgelunterricht gab und neben dem Instrument stand, einiges an Zugluft aushalten musste, weil die Windkanäle undicht waren.

„Früher hat ein solches Stück Rinds- oder Schafsleder 200 Jahre lang gehalten, heute geht es oft schon nach 40 Jahren kaputt“, sagt Philipp Neßling. Und wenn man es an einer Stelle flicke, breche es an einer anderen auf. Als Grund dafür sieht er die Züchtung der Haustierrassen an: „Die Tiere wachsen heute einfach viel schneller. Es hat noch niemand ein Rind speziell für den Orgelbau gezüchtet“, fügt er scherzhaft an. Aber Kunststoffe halten noch weniger lang, ist Neßling überzeugt.

Eine ganz andere Baustelle ist die Elektronik der Orgel. Sie erlaubt, bis zu 5000 Register-Kombinationen zu speichern und während des Spiels abzurufen. Dafür ist im Instrument ein Computer verbaut. Auch der ist nun schon 22 Jahre alt – aber er soll trotzdem bleiben, denn er funktioniert noch.

Ersetzt werden allerdings knapp 80 Schleifenzugmotoren, über die die Orgelregister geöffnet oder geschlossen werden. „Die waren schon nicht mehr modern, als sie eingebaut wurden“, sagt Neßling. Und Kantor Philipp Neuberger berichtet, dass manche nur noch mit Quietschen funktionierten. Wenn so ein Motor ausfällt, kann man ein Register nicht mehr ziehen. Aber noch viel schlimmer wäre, wenn man ein Register nicht mehr ausschalten kann. Die Motoren werden nun gegen Elektromagnete ausgetauscht. Damit kann man auch Energie sparen.

Eine so umfangreiche Orgelsanierung ist natürlich teuer: Etwa 220.000 Euro wird sie kosten. Dieses Geld muss die Kirchengemeinde alleine aufbringen, es gibt keine Fördermittel vom Land oder von der Landeskirche. Der Förderverein Mittelalterliche Kirchen in Schwäbisch Hall hat zwar einen Zuschuss zugesagt, aber etwa 120.000 Euro fehlen noch zur Finanzierung. Deshalb bittet die Kirchengemeinde um Spenden. „Kleine und große Beiträge sind uns willkommen“, betont Dekan Christof Messerschmidt.

Info Wer die Orgelsanierung finanziell unterstützen möchte, wird um Überweisung auf das Konto der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Schwäbisch Hall, IBAN DE22 6225 0030 0005 0000 74, bei der Sparkasse Schwäbisch Hall gebeten (BIC SOLADES1SHA). Dabei kann man das Stichwort „Spende Orgel St. Michael“ angeben.

„Gewalt darf keinen Platz in der Gesellschaft haben“

Soziales Der Förderverein Frauen- und Kinderschutzhaus Schwäbisch Hall hat einen neuen Vorstand.

Schwäbisch Hall. Sophia Savignano Ungerer steht neuerdings an der Spitze des Förderverein Frauen- und Kinderschutzhaus. Sie übernimmt die Leitung des Vereins und bringt ihre Erfahrung im ehrenamtlichen Engagement rund um das Frauen- und Kinderschutzhaus mit. Unterstützt wird sie von Elke Hammel, die als 2. Vorsitzende bereits zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zählt. Die Finanzen liegen in den Händen von Lea Schmitt, die als Kassiererin die Buchführung übernimmt. Das berichtet der Förderverein über die jüngsten Vorstandswahlen.

Frauenhaus bekannter machen

„Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein gesellschaftliches Problem, das uns alle betrifft“, unterstreicht Ungerer. Deshalb sei es unerlässlich, dass das Thema stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt. „Es ist uns wichtig, das Frauenhaus in der Region noch bekannter zu machen, damit möglichst viele betroffene Frauen von diesem wertvollen Hilfsangebot erfahren und es nutzen können.“

Ein weiteres Ziel sei die Gewinnung neuer Sponsoren, um dringend benötigte Finanzmittel über den engen öffentlichen Etat hinaus zu sichern. Dieses Geld soll besonderen Projekten zugutekommen – beispielsweise der Arbeit mit den Kindern, die im Frauenhaus Schutz und Unterstützung finden.

„Unsere Arbeit als Förderverein ist deshalb so wichtig, weil wir gemeinsam dazu beitragen, betroffenen Frauen und Kindern einen sicheren Ort und neue Perspektiven zu bieten“, so Ungerer. „Gewalt darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben – und wir setzen uns dafür ein, dass Unterstützung, Schutz und Prävention jederzeit erreichbar sind.“

Info Mehr zum Förderverein des Frauen- und Kinderschutzhauses Schwäbisch Hall sowie Kontaktmöglichkeiten zum Frauen- und Kinderschutzhaus finden Interessierte im Netz unter www.foerdervereinfrauenhaussha.de.

Fahrt nach Brettheim am 9. November

Geschichte An den Besuch der Erinnerungsstätte schließt sich ein Austausch mit Vesper an.

Schwäbisch Hall. Das evangelische Kreisbildungswerk bietet am Sonntag, 9. November, um 14.30 Uhr eine Studienfahrt nach Rot am See-Brettheim an. Die Erinnerungsstätte im Brettheimer Rathaus wurde zum Gedenken an drei Bürger, den Bauern Friedrich Hanselmann, den Bürgermeister Leonhard Gackstatter und den Hauptlehrer Leonhard Wolfmeyer, errichtet. Sie werden auch „Die Männer von Brettheim“ genannt.

An den Friedhofslinden erhängt

Hanselmann hatte während der letzten Kriegstage 1945 zusammen mit anderen Bürgern vier Hitlerjungen entwaffnet, um eine Verteidigung des Dorfes gegen die Amerikaner zu verhindern. Er wurde wegen „Wehrkraftzersetzung“ von einem Standgericht der SS zum Tode verurteilt. Bürgermeister Gackstatter und Ortsgruppenleiter Wolfmeyer weigerten sich, das Urteil zu unterschreiben, heißt es in der Ankündigung. Am 10. April 1945 wurden alle drei Männer an den Brettheimer Friedhofslinden erhängt. Wenige Tage später starben 17 Dorfbewohner durch die Angriffe amerikanischer und deutscher Truppen. Brettheim wurde zu drei Vierteln zerstört. Ein Dokumentarfilm und die Ausstellung in der Erinnerungsstätte informieren über die Geschichte des Dorfes.

Nach einer Führung in der Erinnerungsstätte gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wenige Schritte bis zum Friedhof und einer Erinnerung an die Opfer des 17. April. Der Nachmittag endet mit einem Austausch und Vesper im Haus der Musik und Begegnung.

Info Näheres erfahren Interessierte im Internet unter www.evangelische-bildung-sha.de. Die Organisatoren bitten um Anmeldung bis Mittwoch, 5. November, per E-Mail an eb.sha@elkw.de. Auf diesem Weg sowie unter Telefon 07 91 / 9 46 74-151 beantwortet das Kreisbildungswerk auch Fragen.

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