„Geht nur gemeinschaftlich“
Fußball Die SSV Schwäbisch Hall liefert sich in der Landesliga nach einer turbulenten Woche einen intensiven Schlagabtausch mit dem TV Oeffingen.
Kapitän Yannik Winker hält nach dem Einlaufen am Mittelkreis das rote SSV-Trikot mit der Nummer 22 hoch. Um Ousainou Danso, dem das Jersey gehört, drehte sich in dieser Woche viel. Am Dienstag feierte er noch seinen 28. Geburtstag mit der Mannschaft beim Training. Einen Tag später saß er im Flugzeug nach Gambia, weil er abgeschoben wurde, ohne dass es jemand vorher wissen konnte. Zeit zum Verabschieden gab es daher nicht, nur der Schock und die Lehre blieben bei den Mitspielern.
Am gestrigen Sonntag stand die SSV dann wieder in der Landesliga auf dem Platz. Das Heimspiel gegen den TV Oeffingen war aufgrund der Vorgeschichte kein normales und auch kein einfaches Spiel. „Es war eine schwierige Woche für uns. Natürlich haben wir darüber gesprochen. Sowas kriegt man auch nicht ganz aus dem Kopf raus“. gibt SSV-Coach Marcus Becker zu. „Wir haben dann gesagt, dass wir auch diese Situation gemeinschaftlich lösen müssen, als Team. Ousi können wir auf dem Platz nicht Eins-zu-Eins ersetzen, das geht nur als Mannschaft.“ Mit acht Saisontreffer ist Danso weiterhin der klar beste Torschütze der SSV, der vor dem Spiel gegen Oeffingen 15 Saisontore erzielt hatte. „Seine Tore müssen wir jetzt auf andere Schultern verteilen“, meint Becker.
Zogaj aus spitzem Winkel
Gegen die starken Oeffinger ist ein anderer Offensivakteur in die Bresche gesprungen, der bislang noch nicht getroffen hatte: Elmedin Zogaj. Der 20-Jährige macht in der 48. Minute aus spitzem Winkel mit einem schönen Abschluss das 1:0 für die Haller. In der Ziehl-Soccer-Arena erklingt afrikanische Musik in Gedanken an Danso, alle Haller laufen zum Torschützen.
Dieser Tor ist aber nicht nur deswegen emotional, sondern auch die Belohnung für den harten Fight, den sich die Haller mit den Gästen liefern. Von Beginn an stellen sich die beiden Teams auf dem gesamten Platz zu, was zu einem ziemlich intensiven Abnutzungskampf auf einem tiefen Rasen führt. Die Oeffinger zeigen des Öfteren, wie man es von ihnen eigentlich seit Jahren gewohnt ist, wie gut sie miteinander zocken können. Teilweise mit nur einem Kontakt geht es da Station für Station nach vorne. Eine dieser schnellen Angriffe führt dann zum Ausgleich. Über rechts kommen die Gäste nach vorne, die Flanke verwertet Spielertrainer Malntin Ymerai in der Mitte.
Was Marcus Becker nach dem Spiel etwas ärgert, ist der Umstand, dass seine Mannschaft die Überzahl in der letzten Viertelstunde nicht ummünzen konnte. Zuvor hatte Mehmet Uckan Yannik Winker im Mittelfeld mit dem gestreckten Fuß am Knöchel getroffen, was der Unparteiische als grobes Foul und Rote Karte bewertet hat. „Uns hat am Ende die Genauigkeit gefehlt, aber das ist verständlich, wenn du 70, 80 Minuten lang so hart arbeitest.“ Becker wollte auch nicht noch einen zusätzlichen Offensivmann bringen und das System ändern. „Es war mir wichtig, dass wir die Grundordnung beibehalten. Bei jedem Ballverlust war Oeffingen gefährlich. Wir wollten nicht mit offenem Visier spielen“, so Becker. „So wie die Vorzeichen waren und gegen diesen starken Gegner ist das 1:1 ein gutes Ergebnis. Das Team ist jetzt auch geschlossener geworden, sonst hätten wir so ein Spiel nicht so bestreiten können.“
Mit dem Punktgewinn springen die Haller sogar auf Rang 5 mit 17 Zählern aus zehn Spielen, die Oeffinger sind mit einem Punkt weniger Siebter. Die Haller spielen am nächsten Samstag bei der TSG Öhringen, die als Aufsteiger auf Platz 3 steht. Den Kontakt zu Danso hält das Team weiterhin. „Instagram ist zwar in Gambia abgeschaltet, aber Whatsapp funktioniert. Ich habe mit ihm auch schon geschrieben“, sagt Becker. Ein anderer Akteur wird definitiv nicht mehr für die SSV spielen. Der Vertrag von Zarda Serbest Mohammed wurde aufgelöst. „Er war mit seiner Spielzeit nicht zufrieden und wollte dann von sich aus gehen“, sagt Becker. Mit Danso und Mohammed fehlen jetzt zwei dribbelstarke Akteure im Team. „Das kriegen wir aber hin. Wir haben einen großen Kader und auch für diese Positionen die richtigen Spieler“, zeigt sich Becker optimistisch.