Tränen vor der Kuchentheke

Gastronomie Familie Bauer hat in Mainhardt-Ammertsweiler das Café „Glücksgefühl“ eröffnet. Damit verwirklichen sie einen Traum und bedienen den offenbar großen Bedarf an glutenfreiem Gebäck.

In Ammertsweiler rechts abbiegen, den Berg runter, zweimal um die Kurve und dann, im Tal, in einem Wohngebiet, wo man es wohl am wenigsten erwartet, steht das Schild: „Café Glücksgefühl“. Es geht in ein Wohnhaus, einen Flur, von dem aus eine Treppe in den Keller führt, durch eine Glastür in den Gastraum. Das heißt, zunächst steht der Besucher vor einem großen Lehmofen. Der stand schon immer da. Nur hat er bis vor ein paar Wochen nicht den Gastraum des Cafés geheizt, sondern das Wohn- und Esszimmer der Familie Bauer.

Esstisch muss weichen

Die Familie ist einen ungewöhnlichen Weg gegangen mit der Umsetzung von Heike Bauers Traum: Sie haben ihr Haus zu einem Café umgebaut. Die ehemalige offene Küche wurde mit Industriespülmaschine und -ofen ausgestattet, eine professionelle Kaffeemaschine auf den Tresen gestellt, Starkstrom verlegt, eine Kuchentheke integriert. Der große Familienesstisch wurde verbannt, Vater Harald und Sohn Luca haben aus Totholz von der Streuobstwiese Tische für zwei oder vier Personen gebaut. Der Wintergarten wurde Cafésitzbereich und auch die Terrasse mit dem traubenbewachsenen Dach wurde mit Tischen bestückt. Auf der Wiese standen, bis der Herbst kam, weitere Tische und Stühle.

„Ich fühle mich hier, als sei ich auf einem Geburtstag eingeladen, nur dass ich hier keinen kenne“, sagt ein Gast über die heimelige Atmosphäre. Heike Bauer hat reichlich zu plaudern mit den Gästen. Über Zöliakie und wie schwer es ist, gute glutenfreie Backwaren zu bekommen. Sie möchten die Geschichte des Cafés erfahren. Sie bitten um Rezepte. Sie sprechen ihr Lob aus. Beim Eröffnungswochenende kamen weit mehr Gäste als erwartet. „Wir wurden überrannt, die Leute kamen aus Heilbronn und Stuttgart. Damit hätten wir nicht gerechnet“, erzählt Heike Bauer. Bis jetzt hat der Strom an Gästen nicht nachgelassen. Jedes Wochenende bewirten sie über 100 Personen.

Die Idee, ein Café zu eröffnen, hatte die Erzieherin, die in Teilzeit in einem Kindergarten in Adolzfurt arbeitete, schon lange. Auch Heidrun Bauer, ihre Schwägerin, die vor ihrem Ruhestand als Hauswirtschaftsleiterin in einem Altenheim in Wüstenrot angestellt war und leidenschaftlich gerne Kuchen backt, teilte diesen Traum. Heike Bauer lag immer schon daran, ein schönes Heim zu schaffen, schön zu dekorieren „und sie gibt unheimlich gerne“, erzählt Sohn Luca. Doch warum sollte jemand nach Ammertsweiler zum Kaffeetrinken kommen?

Vor zwei Jahren bekam die 52-Jährige die Diagnose Zöliakie. Sie muss also fortan auf Gluten verzichten. Heike Bauer machte viele neue Erfahrungen. Vor allem die, wie schwierig es ist, in der Gastronomie glutenfrei essen zu können. „Die meisten Gastronomen können damit gar nicht umgehen. Wenn aber doch jemand darauf eingegangen ist und mir etwas anbieten konnte, dann war das für mich pures Glück“, sagt sie. Dieses Glücksgefühl, dass sie dann erlebte, das wollte sie gerne auch anderen bereiten. Ungefähr ein Prozent der Deutschen leide unter Zöliakie, besonders oft seien Kinder betroffen.

Nun kommen Menschen mit Zöliakie zu Familie Bauer ins Café, manche stehen vor der Kuchentheke mit Tränen in den Augen. „Das kannst du alles essen“, sagt eine Mutter zu ihrem staunenden Kind. Sogar der Keks an der Kaffeetasse ist selbst gebacken und aus glutenfreiem Mehl. Alles im „Café Glücksgefühl“ ist in der umgebauten Backstube im Nachbarhaus entstanden. Dort stehen Heidrun und Heike Bauer den halben Donnerstag und den ganzen Freitag und backen Kuchen und Brot.

Sie haben einige Experimente hinter sich, bis alles zu ihrer Zufriedenheit gelungen ist. Der Biskuit soll wie Biskuit schmecken, das gelang relativ schnell. Aber am Mürbteig haben sie lange tüfteln müssen. Der ist zu brüchig geworden. Und bis sie erst das perfekte Sauerteigbrot hatten. „Gehst du wieder in dein Labor?“, spöttelte Harald Bauer gerne, wenn seine Frau experimentierte. Hirse, Reis, Buchweizen sind die Hauptrohstoffe, die im „Café Glücksgefühl“ zu Mehl vermahlen werden.

Die Bauers geben zu, einen Hang zur Perfektion zu haben. Der Vorteil ist: Jeder lebt diesen in anderen Bereichen aus. Mutter und Schwägerin in der Backstube, Luca, der älteste Sohn und Inhaber des Unternehmens, in allem, was die Geschäftsführung verlangt. Sohn Cornelius als IT-Fachmann und Handwerker, Tochter Lili mit einer Passion für den perfekten Kaffee und Geschick in Sachen Gestaltung. Ehemann Harald ist der Leitungsverleger, Möbelbauer, Gartenwerkler. Doch sein Part war mit der Inbetriebnahme des Cafés nicht erfüllt: Der Plan war, dass er sonntags gemütlich auf dem Sofa sitzt und „wenn es brennt“ herunterkommt und im Service mithilft. Das Sofa sieht ihn am Sonntagnachmittag nicht, dafür viele Gäste.

Auch die anderen Familienmitglieder und teilweise die Freunde und Freundinnen arbeiten am Wochenende mit. Die Ammertsweiler Nachbarn freuen sich, dass es jetzt in ihrem Ort ein Café gibt und viele sind regelmäßig zu Gast.

Die Söhne der Bauers sind kürzlich ausgezogen, die Tochter studiert und ist nur noch am Wochenende zu Hause. Die Eltern ziehen in die Ferienwohnung im Untergeschoss. Das Familienhaus wurde zum Café. Eine Zeit des Wandels ist gekommen. Doch dies führt bei den Bauers nicht dazu, sich voneinander zu entfernen. Das Café bringt die Familie erst recht wieder zusammen. „Ich habe das Gefühl, meine Kinder möchten es jetzt umdrehen. Jahrelang war ich für sie da, jetzt sind sie für mich da“, sagt Heike Bauer.

Weichen für die Zukunft gestellt

Wachstum Der Gemeinderat von Obersontheim beschließt für die städtebauliche Entwicklung im Bereich Rötberg, Steinich, Dietelsbach und Stockäcker eine Satzung für ein Vorkaufsrecht.

Die Gemeinde hat bereits vor einigen Jahren festgelegt, dass sie ihre Erweiterungspotenziale für den Hauptort in dem Gürtel um Obersontheim herum sieht. Also genau zwischen dem geplanten Wohnbaugebiet Rötberg I und dem bestehenden Gewerbegebiet Stockäcker II“, steigt Bürgermeister Stephan Türke in der jüngsten Gemeinderatssitzung in das Thema „Vorkaufsrechtssatzung Rötberg, Steinich, Dietelsbach und Stockäcker“ ein.

Damit sich die Kommune in diesem Bereich Grundstücke sichern kann, um die städtebauliche Entwicklung fortzusetzen, bedarf es entsprechender Vorkaufsrechte, die gebietsbezogen eine Gültigkeit haben. Türke weist darauf hin, dass es im vorgesehenen Bereich Probleme geben dürfte, die Gesamtflächen in einen Flächennutzungsplan zu bekommen. Mit einer Satzung für Vorkaufsrechte könnte sich die Gemeinde bei möglichen Verkäufen die Grundstücke aber sichern.

Die Vorkaufsrechtssatzung sei in Zusammenarbeit mit einer Kanzlei aufgestellt worden, die in diesem Thema Expertise habe, betont Türke und fragt das Ratsgremium, ob es dazu Fragen gebe. Jochen Heizmann meldet sich. Er möchte wissen, wie bei einem Verkauf die Abwicklung funktioniert. „Bei einem Grundstücksverkauf ist es so, dass der Verkäufer an einen Dritten veräußert. Das Notariat übermittelt uns den Vertrag zur Prüfung des Vorkaufsrechts“, klärt der Bürgermeister auf. Besteht in dem Gebiet, in dem das Grundstück veräußert wird, eine Vorkaufsrechtssatzung, könne die Kommune zum Zug kommen.

Keine zusätzlichen Kosten

Ein eingetragenes Vorkaufsrecht bestehe aktuell beispielsweise im Zentralort aufgrund der Sanierungssatzung, berichtet Stephan Türke. Es gebe aber auch sonst gesetzliche Vorkaufsrechte, die geltend gemacht werden können, unter der Voraussetzung, dass es beispielsweise ein eingetragenes Gebiet im Flächennutzungsplan ist. „Dann können diese Vorkaufsrechte ausgeübt werden“, so Türke. Heizmann fragt weiter, ob bei der Ausübung des Vorkaufsrechts zusätzliche Kosten auf die Gemeinde zukommen würden. Dies verneint Türke.

„Wenn wir das Vorkaufsrecht ausüben, dann auch nur zu dem Vertragsbestandteil, wie im Ursprungsvertrag geschlossen wird“, erklärt der Rathauschef. Die Gemeinde habe hier keinen Verhandlungsspielraum. Renate Knerr meldet sich und fragt, ob sich die vorgelegte Vorkaufsrechtssatzung nur auf Gemarkung Obersontheim beziehe. Türke: „Nein, sie orientiert sich an Flurstückgrenzen.“ Flurstücke würden nicht durchschnitten, sie seien breit genug bemessen, um den planungsrechtlichen Gürtel darum festzulegen.

Knerr weiter: „Hat so ein Vorkaufsrecht eine zeitliche Begrenzung?“ Das kommunale Interesse an der Fläche sei kontinuierlich nachzuverfolgen, dann werde die Rechtsgültigkeit weiterhin bestehen, so Türke. Werde beispielsweise 30 Jahre nichts gemacht, könnte der Verkäufer sicherlich Rechtsmittel einlegen, vermutet das Gemeindeoberhaupt.

Wohnungsmarkt angespannt?

„Die derzeitigen Besitzer werden im Vorfeld nicht informiert, sondern nur, wenn ein Verkauf zustande kommt?“, fragt die Gemeinderätin weiter. Dies bejaht Stephan Türke. Sie habe gelesen, dass die Kommune über ein Gebiet nur eine Vorkaufsrechtssatzung legen darf, wenn ein angespannter Wohnungsmarkt vorherrsche, berichtet Knerr. „Den haben wir“, betont der Bürgermeister. Eine bezahlbare Wohnung sei derzeit in Obersontheim nicht erhältlich.

Gerald Gareiß sagt: „Ich denke, die Vorkaufsrechtssatzung macht im Hinblick auf die Entwicklungsmöglichkeit von Obersontheim unbedingt Sinn.“ Er fragt, ob die Gemeinde jede Veräußerung mitbekomme. Das sei so, versichert ihm der Bürgermeister.

Am Ende legt das Gremium einstimmig die Grundstücke zwischen Rotberg I und Stockäcker II als mittelfristige Entwicklungsfläche für Obersontheim fest und beschließt die Aufstellung der vorgelegten Vorkaufsrechtssatzung.

Freude über „forstliches Kaiserwetter“

Forstwirtschaft Michelfelds Gemeindewald wirft wegen guter Holzpreise 13.800 Euro Gewinn ab.

Michelfeld. Nach zwei Jahren Defizit wirft der knapp 90 Hektar große Michelfelder Gemeindewald wieder Gewinn ab. 13.800 Euro spült die vom Forstamt Schwäbisch Hall geleistete Bewirtschaftung im Jahr 2025 in die Gemeindekasse. Dabei war man ursprünglich von einem Defizit von 19.800 Euro ausgegangen. Forstamtsleiter Patrick Haas nannte bei der jüngsten Michelfelder Gemeinderatssitzung mehrere Gründe für das positive Ergebnis. Einerseits habe dieses Jahr „forstliches Kaiserwetter“ geherrscht. „Wir hatten viel Niederschlag und keine langen Hitzephasen“, so der Forstamtsleiter. Gleichzeitig hätten die Holzpreise auf gutem Niveau gelegen. Deshalb habe man mehr Holz geschlagen, als ursprünglich geplant – insgesamt 600 Festmeter. Haas: „Wir müssen Holz machen, wenn die Marktlage gut ist.“ Gleichzeitig gießt er ein wenig Wasser in den Wein: „Wir können nicht jedes Jahr so ein gutes Ergebnis erwarten.“

Tatsächlich kalkuliert das Forstamt für das Jahr 2026 wieder mit einem negativen Ergebnis. Revierleiter Jens Beckmann rechnet mit Einnahmen von 31.955 und Ausgaben von 35.409 Euro – unter dem Strich also mit einem Minus von 3454 Euro. Ein Grund für das voraussichtliche Defizit seien unter anderem einige geplante Investitionen in die Jungbestandspflege. Zahlreiche kürzlich gepflanzte junge Eichen drohen von anderer Vegetation überwachsen zu werden. Hier müsse man etwas tun, so Beckmann. Der Förster erwähnte zudem das Eschentriebsterben, das auch vor dem Michefelder Gemeindewald nicht Halt mache. So müsse ein großer Bestand nahe dem Teilort Büchelberg wohl gefällt werden. Der Holzeinschlag soll 2026 geringer ausfallen als dieses Jahr. Das Forstamt plant mit 350 Festmetern.

Unterstützung von VR Bank

Der Michelfelder Gemeindewald hat dieses Jahr nicht nur von der feuchten, nicht ganz so heißen Witterung, sondern auch von einem Aufforstungsprojekt der VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall profitiert. 1000 Bäume wurden im Distrikt Espach zwischen Landturm und Witzmannsweiler gesetzt (wir berichteten). Nachdem dort ein älterer Nadelholzbestand wegen Schädlingsbefall gefällt werden musste, wurden klimaresiliente Arten wie Douglasien, Bergahorn und Roteiche gepflanzt.

Wolpertshausener Sänger spielen wieder Theater

Aufführungen Der Kartenvorverkauf für „Hokuspokus auf dem Hühnerhof“ startet am 27. Oktober.

Wolpertshausen. Ein kauziger Eierhändler, eine Wahrsagerin, ein zwielichtiger Geschäftsmann und ein goldenes Ei. Das sind die skurrilen Zutaten von „Hokuspokus auf dem Hühnerhof“. Der Gesangverein Eintracht Wolpertshausen bereitet sich schon seit August auf die Inszenierung der Komödie vor. Gleich dreimal soll sie beim traditionellen Theaterwochenende im Europasaal aufgeführt werden: am Freitag, 7. November, und Samstag, 8. November, jeweils um 19.30 Uhr und am Sonntag, 9. November, um 14 Uhr. Einlass ist jeweils eine Stunde früher. Der Kartenverkauf startet am Montag, 27. Oktober. Die Tickets gibt es bei der Bäckerei Kretzschmar im Regionalmarkt der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft. Zudem werden Restkarten, falls noch vorhanden, an der Abendkasse erhältlich sein. Maximal 200 Besucher pro Vorstellung finden im Europasaal Platz.

Über 50 Helfer im Einsatz

„Zwei Mal pro Woche wird derzeit geprobt. Die Vorfreude, aber auch die Nervosität steigen“, sagt Mitorganisator Thomas Grün. Vier Männer und fünf Frauen wirken bei „Hokuspokus auf dem Hühnerhof“ mit. Der Dreiakter dauert etwa 95 Minuten, wobei zwei Pausen für Toilettengang und Getränkeversorgung geplant sind. „Wir haben bei den Proben viel Spaß, die Outtakes gehören natürlich dazu und sorgen für besondere Lacher“, erzählt Thomas Grün. Was ist, wenn bei den Aufführungen jemand seinen Text vergisst? „Dann hilft eine Souffleuse.“

50 bis 60 Helfer des Gesangvereins sind bei den drei Aufführungen insgesamt im Einsatz. Sie sorgen auch für das leibliche Wohl. Am Freitag- und Samstagabend werden die Gäste mit warmem Essen bewirtet; am Sonntagnachmittag werden Kaffee und Kuchen serviert.

Das Theaterwochenende des Gesangvereins findet in dieser Form bereits zum achten Mal statt. „Früher gab es Theateraufführungen im Rahmen unserer Jahresfeiern, später wurden die Jahresfeiern von den Jahreskonzerten abgelöst“, blickt Thomas Grün in die bewegte Vergangenheit seines Vereins.

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