Zahlenmensch mit Zwillingsbruder
Keyshaun Langley Der Spielmacher der Merlins trägt die gleiche Trikotnummer wie sein Freund Brandon Childress, mit dem er vor seinem Wechsel nach Crailsheim über die Zauberer gesprochen hat
Mit Trikotnummern ist das bei Sportlern so eine Sache: Mancher wählt sie wegen des Geburtstages seines Hundes, mancher wegen des Hochzeitstages seiner Großeltern – und mancher, weil die eigentliche Wunschnummer schon vergeben ist. „Eigentlich wollte ich die 0, aber die hat Tyreese Blunt schon. Die 00 wollte ich nicht. Also habe ich die 2 genommen, die hat sich richtig angefühlt“, sagt Keyshaun Langley, der als Point Guard der HAKRO Merlins Crailsheim in der zweiten Basketball-Bundesliga Pro A spielt. „Ein guter Freund von mir, Brandon Childress, hat bei den Merlins auch mit der 2 gespielt.“ Childress war in der Saison 2023/24 bei den Zauberern, wurde aber im März 2024 entlassen, am Ende der Saison stiegen die Merlins aus der Bundesliga ab.
Zwillingsbruder in Leverkusen
Die Nummer 2 passe zu Keyshaun Langley aber auch aus einem weiteren Grund, betont der 24-Jährige – denn er hat einen Zwillingsbruder: Kobe. Langley Nummer 2 spielt seit Kurzem mit der Rückennummer 8 bei den Bayer Giants Leverkusen in der Pro A, bei seiner Premiere überzeugte Kobe Langley mit 20 Punkten und führte seine neue Mannschaft zum 84:81-Sieg gegen die Eisbären Bremerhaven. In der vergangenen Saison hatten die beiden Langleys zusammen in der Slowakei für die Nitra Blue Wings gespielt, davor waren sie von 2019 bis 2024 gemeinsam für die Universität UNC Greensboro in North Carolina aufgelaufen.
Mit einem gemeinsamen Engagement in Crailsheim wurde es nichts, was Keyshaun Langley etwas bedauert. „Er war ein paar Wochen hier bei mir in Crailsheim und hat nach einem neuen Job gesucht. Jetzt hat er zum Glück in Leverkusen unterschrieben“, freut sich der 24-Jährige. Direkt vor dem Spiel habe er mit Kobe noch Kontakt gehabt und ihm geschrieben: „Geh’ einfach raus und mach’ dein Ding.“ Sein Bruder habe die Chance bekommen und sie voll genutzt.
Wer ist denn nun der bessere Basketballer der Zwillinge? Keyshaun Langley lacht und betont: „Ganz klar ich! Aber sein erstes Spiel war wirklich stark, da muss ich mir noch was einfallen lassen.“ Nach vier Spielen in dieser Pro-A-Saison kommt Key, so sein Spitzname, im Schnitt auf 23:35 Minuten Spielzeit, in denen er 11,5 Punkte, 4,0 Assists und 1,0 Steals macht. Seine Trefferquote aus dem Zweierbereich beträgt starke 66,7 Prozent, die aus dem Dreierbereich hingegen magere 26,9 Prozent. „Das ist für mich sehr niedrig, mein Karriere-Minusrekord. Da will ich auf jeden Fall besser werden. Ich arbeite im Training viel daran, mache Extra-Würfe nach dem Training. Es geht um Selbstvertrauen. Wenn ich das wiederfinde, läuft es auch wieder besser“, ist Langley selbstkritisch und selbstbewusst zugleich.
McCray war selbst Point Guard
Er wolle sich jeden Tag ein Stück verbessern. Die größte Schwierigkeit bestehe darin, konstant zu bleiben, er wolle den Mitspielern auf und neben dem Feld helfen, Führungsqualitäten zeigen und auf den Coach hören. Dass Trainer David McCray als aktiver Spieler selbst Point Guard war, helfe ihm sehr. „Er fordert alle Spieler im Team. Aber er versteht eben genau, was ich durchmache, weil er das alles selbst erlebt hat. Deshalb muss ich ihm gut zuhören und von seinem Wissen profitieren. Ich soll als Point Guard ja quasi der Headcoach auf dem Feld sein“, sagt Keyshaun Langley.
Der 24-Jährige fühlt sich in Crailsheim gut angekommen. Mit dem Staff, den Coaches und den Mitspielern verstehe er sich gut, alle seien offen und freundlich. Es habe sich bestätigt, was sein Freund Brandon Childress ihm über die Merlins und Crailsheim erzählt habe. „Alles ist sehr professionell, es sind nette Leute. Er hat sich wohlgefühlt, auch wenn es sportlich nicht so lief. Und das ist für mich wichtig: gute Leute um mich herum zu haben.“ Und die Fans seien sehr laut und sehr enthusiastisch. „Die Stadt ist klein, aber die Halle ist voll – das ist schon beeindruckend. Wir wissen das zu schätzen!“
Mit den Fans soll der Aufstieg in die Bundesliga gelingen, was auch das große Ziel von Keyshaun Langley ist. Er ist davon überzeugt: „Wenn alle Spieler gesund bleiben und fit sind, kann uns kaum einer schlagen. Und wenn wir mit der richtigen Einstellung verteidigen, die Gegner unter Druck setzen und sie zu Fehlern zwingen, dann schaffen wir es.“ Der kommende Gegner Gießen sei ein dicker Brocken. „Wir müssen mit der richtigen Einstellung ins Spiel gehen, Tag für Tag arbeiten und uns auf uns konzentrieren. Ich freue mich auf die Atmosphäre!“
Auch vor der Partie gegen Gießen wird Keyshaun Langley wieder unter die Dusche steigen, das sei sein Ritual vor den Spielen. „Ich will einfach sauber und frisch sein. Wie Deion Sanders sagt: Siehst du gut aus, dann fühlst du dich gut und spielst gut“, sagt Keyshaun Langley und grinst.
Vater war Mathelehrer
Am Tag nach dem Spiel ist er oft in der Küche anzutreffen, er koche sehr gerne, habe schon mit neun, zehn Jahren damit angefangen und viel von seinen Eltern gelernt. „Am liebsten Pasta, Mac and Cheese, Hähnchen und so weiter.“ Von seinen Eltern hat er auch die Liebe zu Zahlen vererbt bekommen: „Mein Vater war über 20 Jahre lang Mathelehrer, meine Mutter ist Buchhalterin. Zahlen liegen bei uns in der Familie. Ich bin definitiv ein Zahlenmensch“, sagt Langley. Natürlich muss so jemand auch an einem besonderen Tag Geburtstag haben: Keyshaun und Kobe kamen am 31. Dezember 2000 zur Welt. „An Silvester gibt es immer eine große Party, aber unser Geburtstag geht dabei immer etwas unter“, verrät Keyshaun Langley.
Kommt Vinnie Shahid zurück?
Zurück zu Zahlen und Trikotnummern: Vielleicht wird in Crailsheim beziehungsweise Ilshofen die 00 ja bald wieder auf einem Trikot zu sehen sein – und das nicht nur von Fans getragen. Im Internetforum Schoenen Dunk wird darüber spekuliert, dass vielleicht Vincent „Vinnie“ Shahid zu den HAKRO Merlins Crailsheim zurückkehrt. Er war in der vergangenen Saison mit 16,6 Punkten Topscorer der Zauberer in der Pro A, ging dann nach Frankreich zu Champagne Basket Châlons-Reims in die zweite Liga und spielt derzeit in Mexiko mit den Panteras de Aguascalientes in den Play-offs. Sollte Shahid tatsächlich kommen, könnte das bedeuten, dass die Merlins einen Guard abgeben werden. Chuck Harris könnte ein Kandidat dafür sein.
Die Stadt ist klein, aber die Halle ist voll – das ist schon beeindruckend. Keyshaun Langley Point Guard der Merlins