Handel Im Kernersaal diskutieren Gaildorfer Geschäftsleute am Montagabend beim Stadtmarketing-Ausschuss über vergangene und künftige Veranstaltungen. Wie geht es trotz Sparmaßnahmen weiter?
Auch mithilfe der örtlichen Unternehmer habe er jüngst die Wahl zum Gaildorfer Bürgermeister gewonnen. Damit bedankt sich Stephen Brauer für die Unterstützung bei den 30 „Gewerbetreibenden, Groß- und Einzelhändlern und Reisebüroinhaberinnen“ der Schenkenstadt am Montagabend, 20. Oktober, im Kernersaal. Die Sitzung des Stadtmarketing-Ausschusses ist Brauers erste dieser Art. „Womöglich hat man mir wirtschaftliche Kompetenzen zugetraut“, sagt Brauer. Er möchte gemeinsam mit den Anwesenden „die Zukunft Gaildorfs nicht abstrakt bereden, sondern ganz konkret werden“ und auf deren Bedürfnisse eingehen.
Viele Eindrücke
Seit sechs Wochen ist Brauer im Amt, „es kommt mir vor, als ob es sechs Jahre sind“, merkt er an. „Aber nicht, weil es so schrecklich ist, sondern sehr interessant.“ Viele Eindrücke habe er gewonnen und bereits Probleme gelöst. Allerdings habe er „mehr Probleme identifiziert, als wir bisher gelöst haben“. Das Alte Schloss sei eine nicht enden wollende Baustelle, stellte Brauer bei einer Begehung zusammen mit Kulturamtsleiter Dr. Daniel Kuhn und Haustechnikchef Frank Weller fest. Es gebe darüber hinaus einige Liegenschaften, welche die Stadt über das Gewerbe hinaus beschäftigen. Die Attraktivität der Innenstadt sei ebenfalls ein „Dauerthema“, weiß Brauer.
Unter den Gästen ist auch ein neues Gesicht: Marie Feucht (29) aus Fichtenberg. Sie möchte zur Attraktivität der Gaildorfer Innenstadt beitragen und beabsichtigt, Ende November in der Kanzleistraße ein Café zu eröffnen, das „wie das zweite Wohnzimmer“ aussehen soll. Es soll darüber hinaus auch einen „Concept-Store“ für Deko und Geschenkartikel beinhalten, mit Fokus auf regionale Produkte. Die Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern und Manufakturen möchte sie damit fördern. Als dritte Säule plant sie Veranstaltungen. Momentan werden die Geschäftsräume kernsaniert, erzählt sie. John Walters, der zusammen mit Silke Reuschl das Modegeschäft Petite Woman in Gaildorf führt, fragt nach, ob sie auch sonntags öffnen wird, da das Angebot an Feiertagen etwas dürftig sei in Gaildorf. Feucht sei für Anregungen dieser Art offen. „Aber Stand jetzt: Nein“, sagt sie.
Rückblick Late Night
Ruben Kehl, Eventmanager und stellvertretender Leiter des Stadtmarketings, macht mit dem Tagesordnungspunkt zum Rückblick der Gaildorf Late Night während der Sommerferien im August weiter. Das „VIP-Shopping“ im Einzelhandel und der Nachtflohmarkt mit schönem Ambiente werde gut angenommen. „Wir haben mittlerweile so viele Besucher, dass wir das Getränkeangebot erweitern müssen“, resümiert Kehl. Aus Sicht der Stadtveranstaltung sei es ein gelungener Abend gewesen.
Silke Reuschl ist zufrieden, wie der Abend für ihr Geschäft lief. Ihr Geschäft liegt direkt am Marktplatz. „Die Leute sind gut drauf“, findet sie. Das belebe die Innenstadt während der Haupturlaubszeit. Andrea Götz bestätigt das: „Ich habe meinen Laden in Unterrot. Solche Aktionen werden auch bei mir gut angenommen.“ Für Ulrich Nass, Geschäftsführer von Elektro Brodhag, „war es auch im Großen und Ganzen gut“, auch wenn sein Geschäft etwas abseits vom Marktplatz ist. Die zentral gelegenen Geschäfte werden demnach gut besucht.
Lage ist entscheidend
Aber: „Je weiter man vom Marktplatz weg ist, desto schwieriger wird es“, fasst Brauer nach den Wortmeldungen zusammen. Es kommen Vorschläge, das Ganze unter ein Motto zu stellen, um mehr Leute anzulocken. Karin Schenk meint, ihre Kunden kämen nach 18 Uhr ohnehin nicht mehr in ihr Akustikatelier, und erntet Gelächter. Womöglich wäre ein verkaufsoffener Sonntag mit Aktionen sinnvoller, sagt Brauer. „Die Neukonzeption kriegen wir heute Abend nicht hin“, so Brauer. Ruben Kehl kündigt eine Abfrage an, wer sich nächstes Mal an der Veranstaltung beteiligen möchte, danach werde entschieden, ob sie wieder stattfindet.
Erfolgreicher Sonntag
Kehl fährt fort mit dem Resümee zur jüngsten Veranstaltung „Gaildorf kauft vor Ort“. Tenor ist, dass der Samstag für manche Unternehmer etwas „zäh“ ist, aber der Sonntag ganz gut laufe. Der Limpurger Markt mit den Naturprodukten ziehe zudem die Besucher an. Laut Dr. Daniel Kuhn sind in diesem Jahr etwa ein Viertel weniger Besucher gekommen. „Wenn die Veranstaltung attraktiv bleiben soll, darf man sie nicht abspecken“, bekräftigt Raumausstatter Hermann Wahl und belegt das auch mit Zahlen.
Zu guter Letzt geht Kehl auf die kommenden Veranstaltungen ein. Die Kirbe am 9. November wird begleitet von einer Stempel-Rallye, die die Besucher dazu einlädt, möglichst viele Geschäfte in Gaildorf zu besuchen. Zum Weihnachtsmarkt wird es laut Kehl eine speziell für Gaildorf entworfene Glühweintasse geben. Brauers Fazit: Die Stadt Gaildorf sei viel besser als ihr Ruf bei manchen Einheimischen.