Die dunklen Stunden eines Stars
Musik Jeremy Allen White verkörpert Springsteen als verletzlichen „Boss“, während sein Album „Nebraska“ entsteht.
Berlin. Bruce Springsteen wollte sein Leben nicht in einem typischen Biopic sehen. So sagt es der Regisseur des Films über den „Boss“ mit „The Bear“-Star Jeremy Allen White. Zum Glück hat er sich dies zu Herzen genommen.
Statt eines klassischen Karriererückblicks erzählt „Springsteen: Deliver Me From Nowhere“ von der wohl düstersten Episode aus Springsteens Leben und der Entstehung seines Albums „Nebraska“. Vor dem durchschlagenden Erfolg seines Hits „Born In The U.S.A.“ durchlebte der Sänger eine Phase von Schuldgefühlen und Selbstzweifeln, kämpfte gegen eine tiefe Depression. In dieser Zeit schrieb er „Nebraska“.
An dieser Schwelle setzt der Film – eine Adaption des Buches „Deliver Me From Nowhere“ von Warren Zanes – an. Regisseur Scott Cooper lässt ihn 1981 spielen, als Springsteen von der „The River“-Tour in seine Heimat New Jersey zurückkehrt. In einer der ersten Einstellungen sieht man Jeremy Allen White, wie er energiegeladen auf der Bühne „Born to Run“ performt. Doch die Stimmung schlägt um. Während die Plattenfirma schnell die nächsten Hits nachliefern will, gerät der Sänger in eine Spirale innerer Krisen. Sein Manager Jon Landau (stark: „Succession“-Schauspieler Jeremy Strong) versucht zu vermitteln. Schließlich zeichnet Springsteen in einem Schlafzimmer mit Gitarre, Mundharmonika und einem Vierspur-Tonbandgerät die Songs für „Nebraska“ auf. Sie handeln von Außenseitern und Gesetzlosen in den USA und von seiner Kindheit.
Cooper kehrt die Verletzlichkeit eines jungen Mannes nach außen, der sich letztlich dazu entscheidet, in Therapie zu gehen und damit ein universelles Thema adressiert: mentale Gesundheit. Das macht den zweistündigen Film zu einem intimen und unaufgeregten Künstlerporträt, das nicht nur eingefleischte Fans ansprechen dürfte.
„Springsteen: Deliver Me From Nowhere“, USA 2025, 120 Min., FSK 12
Aufgenommen wird „Nebraska“ im Schlafzimmer.