Der Murrhardter Jobday floriert
Premiere Die Stadt und das Unternehmerforum Oberes Murrtal können sich über den Erfolg ihrer Messe freuen. Der Wettbewerb um Auszubildende wird in der Wirtschaft insgesamt härter.
Es ist gerade mal 9.45 Uhr, als die Anspannung von den Machern der ersten Ausbildungsmesse im Oberen Murrtal abfällt und sich Erleichterung bei ihnen breitmacht. Sichtlich stolz auf das Erreichte schlendern Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner und Stefan Grotzke, Vorsitzender des Unternehmerforums Oberes Murrtal (Ufom), zwischen den Ständen der teilnehmenden Unternehmen umher.
Immerhin haben 49 größere und kleinere Betriebe den Weg in die Festhalle gefunden. Alle vereint in dem Wunsch, Auszubildende zu finden. „Jeder sucht gerade Azubis“, bringt Stefan Grotzke das Dilemma der Ufom-Mitglieder auf den Punkt. Problem erkannt, nahm die Idee für den Jobday am Jahresanfang schnell Gestalt an. „Wir wollten ein regionales Pendant zu der Messe Fokus Beruf des Landkreises schaffen“, beschreibt Armin Mößner das Ziel der gemeinsamen Aktion von Stadt und Ufom. In Streiflichtern soll auf die Veranstaltung, die mehr als 600 Schülerinnen und Schüler besucht haben, zurückgeblickt werden.
Auto noch immer attraktiv
Die aktuellen Nachrichten aus der Automobil- und Zuliefererindustrie verheißen nichts Gutes. Allenthalben werden Stellen abgebaut. Leidet darunter auch die Attraktivität der Jobs rund um das Auto? Dies kann Mark Weidner, Ausbildungsverantwortlicher beim Backnanger Autohaus Mulfinger, nicht bestätigen: „Mit Autos wollen immer noch sehr viele etwas zu tun haben.“ Schöner Nebeneffekt für das Unternehmen: Die Bewerberzahlen sind höher als die offenen Stellen. Das positive Bild relativiert sich aber schnell, da „vielfach die Qualifikationen der interessierten jungen Leute für die gestiegenen Anforderungen in der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker nicht ausreichen. Die Elektromobilität lässt grüßen“, so Weidner. Trotz allem steuern viele Jungen und Mädchen den Infostand an, wo ihnen Fabio Stivalla, Auszubildender im dritten Lehrjahr, aus seinem Arbeitsalltag berichten kann.
Für kleine Kinder gibt es nichts Schöneres, als selbst etwas zu bauen. Fasziniert stehen sie an Baustellen und beobachten die Bagger und Kräne. „Irgendwann später im Leben muss dieses Gefühl wohl verloren gehen“, ist Ahmet Sarizeybek, zuständig für die gewerbliche Ausbildung bei der Bauunternehmung Lukas Gläser, überzeugt. Sein Ziel ist, beim Jobday Interesse und Begeisterung für die Baubranche zu wecken.
Bei der 15-jährigen Romy und ihrer ein Jahr älteren Freundin Rike scheint er Erfolg zu haben. „Ich möchte später draußen und körperlich arbeiten. Gerne in der Landwirtschaft oder aber im Baubereich“, skizziert Romy ihre recht konkreten Berufspläne. Als zusätzliches Schmankerl hat Ahmet Sarizeybek die „Freitag frei“-Kampagne parat. Bei dem Aspacher Unternehmen gilt die Viertagewoche.
Vermutung und Wirklichkeit
Wer glaubt, die Tätigkeit im Bäckereifachverkauf sei eintönig, hat sich noch nicht mit Manuela Maas, Ausbildungsleiterin bei der Großbäckerei Mildenberger in Backnang, unterhalten. „Bei uns im Fachverkauf ist man Bäcker, Servicekraft, Entertainer, Dekorateur und Barista in einem. Entsprechend vielfältig ist auch die Ausbildung“, verkündet sie mit Leidenschaft an ihrem Infostand.
Dieser ist einer echten Filiale von Mildenberger nachempfunden. Kostproben aus dem Sortiment sind inbegriffen. Und so tummeln sich bei ihr die jungen Leute auf der Suche nach profunden Tipps für die Berufswahl und ganz nebenbei nach einem kleinen Snack.
„Ich versuche, in meinen Gesprächen mit jungen Leuten das Negativimage des Berufsbilds Krankenpflege ein Stück weit zu revidieren“, beschreibt Mareen Häberle-Taymus, Stationsleiterin bei den Rems-Murr-Kliniken, ihre Ambition für den Jobday. Ihrer Ansicht nach wird häufig in den Medien ein zu schlechtes Bild dieses Berufs gezeichnet. „Ich bereue auch nach 25 Jahren in der Krankenpflege keinen einzigen Tag.“ Derart motiviert, präsentiert sie das breite Spektrum an Ausbildungswegen und Studiengängen im kreiseigenen Klinikum. „Neben der recht guten Ausbildungsvergütung macht auch die zunehmende Akademisierung die Berufe am Klinikum attraktiv“, ergänzt sie und wendet sich wieder interessierten Messebesuchern zu. Dass ein solcher Jobday mit seinen vielen Angeboten auch ganz schön anstrengend sein kann, stellen Emily, Josefine, Emelie und Amelly von der Gemeinschaftsschule in Sulzbach an der Murr am späten Vormittag fest. Erst mal Pause machen. Eine gute Möglichkeit für ein erstes Resümee von denen, für die der Jobday konzipiert worden ist.
Konzept kommt an
Unisono zeigen sich die vier Schülerinnen von der Jobmesse sehr angetan. Die Atmosphäre in der Festhalle hat es Emily besonders angetan: „Ich fand die Leute an den Ständen alle sehr nett und sehr offen.“ Für ihre Freundin Amelly steht fest: „Die Gespräche helfen mir bestimmt bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.“ Das werden die Initiatoren des ersten Murrhardter Jobdays, Armin Mößner und Stefan Grotzke, sicherlich gerne hören.
Wir wollten ein regionales Pendant zu der Messe Fokus Beruf des Landkreises schaffen. Armin Mößner Bürgermeister