Ausbildung statt Studium – wegen der Coronapandemie

Handwerk Marcel Langer ist Kammersieger im Beruf des Kfz-Mechatronikers. Der 23-Jährige hat seine Ausbildung im Autohaus Roth in Sulz absolviert.

Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen“ – diese Zeile aus dem John-Lennon-Song „Beautiful Boy“ trifft auf viele Menschen zu. Auch Marcel Langer hatte sich seinen Berufsweg eigentlich ganz anders vorgestellt. Und ist jetzt doch zufrieden damit, wie dieser bisher verlaufen ist. Kann er auch. Denn der 23-Jährige aus Irslingen ist Kammersieger im Beruf Kfz-Mechatroniker. Seine Ausbildung hat er beim Autohaus Roth auf Kastell absolviert, seine Gesellenprüfung mit der Note 1,5 abgeschlossen. Als bester in seinem Berufsschul-Jahrgang der Handwerkskammer Konstanz. Jetzt misst er sich mit den übrigen sieben Kammersiegern im Land Baden-Württemberg.

In Marcel Langers Familie gibt es einige Kfz-Mechatroniker – sein Vater, sein Onkel, und bei seinem Opa hieß es noch Mechaniker. „Ich wollte eigentlich was anderes machen“, erzählt der junge Mann im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE. Mit Autos hat es aber schon zu tun. Von einem Praktikum in der Entwicklungsabteilung von Porsche war er so begeistert, dass er sich auf seinen Hosenboden setzte und lernte. Auf seinen Hauptschulabschluss setzte die Werkrealschule obendrauf, bestand schließlich auf dem Sulgen seine Fachhochschulreife. Denn die, so hatte man es ihm bei Porsche gesagt, sei Voraussetzung für ein Duales Studium der Fahrzeugtechnik.

Doch der Studienbeginn fiel in die Coronapandemie. Vorlesungen online, am PC zu Hause – so hatte sich Marcel Langer das nicht vorgestellt. Er ließ den Studienplatz sausen und begann halt doch eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker. In einem Autohaus in Rottweil. „Dort hat es aber nicht so gepasst“, berichtet der junge Mann. In der Berufsschule unterhielt er sich mit einem Klassenkameraden, der im Autohaus Roth lernte. Und was er von ihm über die Ausbildung dort hörte, hat ihm gefallen. So wechselte Langer nach dem ersten Azubi-Jahr, das er übrigens mit der Note 1,1 abschloss, nach Sulz.

„Wir haben ihn uns angesehen, die Qualifikation hat gepasst. Also haben wir uns dazu entschlossen, ihn zu nehmen“, sagt sein Chef Peter Roth. Und diese Entscheidung habe er nicht bereut. Immerhin hat er jetzt einen aktuellen Kammersieger im Betrieb. Ein Glücksgriff also. Denn mittlerweile nehme man – angesichts der wenigen Bewerber in der Branche – auch „Schwächere“ in die Ausbildung.  In einem Praktikum könnten sie sich, trotz schlechterer Schulabschlüsse, beweisen. Da gebe ganz „tolle Entwicklungen, aber schon auch so manche Enttäuschung“, räumt Roth unumwunden ein.

Marcel Langer jedenfalls ist froh, jetzt einen Abschluss im Handwerk in der Tasche zu haben. Noch dazu einen so guten. In seinem Lehrbetrieb sei er optimal unterstützt worden, erzählt er. Sein Ausbildungsleiter und auch der Geselle, mit dem er zusammengearbeitet hat, hätten sich sehr gut um ihn gekümmert, sich viel Zeit für ihn genommen und ihn – gerade auch vor Prüfungen – „ganz toll unterstützt“.

Auch privat schraubt Marcel Langer gerne an Autos

Auch privat schraubt der frischgebackene Kfz-Mechatroniker viel und gerne. Sein erstes Auto hat er gemeinsam mit seinem Opa aufgebaut. Ein Schrottwagen, der von Grund auf saniert werden musste. Da war er gerade mal 14. Inzwischen hat er fünf solcher „Projektautos“ – wie er sie nennt – zu Hause stehen. In jeder freien Minute werkelt er daran. Zwei sind bereits fertig. Der Opa hilft auch noch ab und zu mit. Jahrelang hat Langer zudem Kraftsport gemacht – Judo. Doch dazu reicht die Zeit nun nicht mehr. Im Autohaus Roth ist er inzwischen bei den Lastwagen eingesetzt. Eine Herausforderung. „Ich kann nur dazu lernen“, stellt er sich dieser Aufgabe gerne.

Als Kammersieger ist er erst vor wenigen Tagen in einem Landesentscheid gegen die übrigen sieben angetreten. „Da war an allen Stationen eigentlich nur Diagnose gefragt“, berichtet er. Das Ergebnis hat er noch nicht. Aber wenn sich Marcel Langer gegen die Konkurrenz durchgesetzt hat, geht es auf Bundesebene weiter. Und schließlich sogar auf europäischer.

Das Studium hat er übriges noch nicht „ganz abgehakt“. Doch jetzt steht erst mal die Meisterschule an. Dort will er in Vollzeit im Februar kommenden Jahres beginnen.

„Ehrenamtliche verdienen Vertrauen“

Politik FDP-Landtagsabgeordneter Daniel Karrais war auf seiner Heimatliebe-Tour zu Gast in Fischingen.

Fischingen. Im Rahmen seiner Heimatliebe-Tour hat der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais Fischingen besucht. Im Austausch mit Ortsvorsteher Jürgen Huber, Mitgliedern des Ortschaftsrats sowie Vertreterinnen und Vertretern aus den Vereinen informierte er sich über zentrale Anliegen des Sulzer Ortsteils, heißt es in einer Pressemitteilung. Themen waren insbesondere die Belastung der Vereine, der öffentliche Nahverkehr sowie der Hochwasserschutz, heißt es weiter.

„Unsere 13 Vereine und Organisationen sorgen für ein starkes Miteinander. Sie bringen Menschen zusammen und gestalten das Leben hier in Fischingen entscheidend mit“, betonte Ortsvorsteher Huber. Jedoch berichten die Vertreterinnen und Vertreter aus den Vereinen, dass überbordende Vorschriften und steigende Anforderungen sie immer mehr belasten. Beispielhaft nennen sie hohe Sicherheitsauflagen und komplizierte Genehmigungen für Umzüge oder Vereinsfeste, so Huber.

Karrais, der im Landtag den Kreis Rottweil vertritt, fordert: „Überflüssige Vorschriften müssen weg. Sie schrecken Menschen ab, die sich engagieren wollen. Und das, wo es den Vereinen oft schon an Nachwuchs mangelt“. Es brauche nicht mehr Kontrolle, sondern mehr Vertrauen in die Arbeit der Menschen vor Ort. „Eine Task-Force Ehrenamt, welche konkrete Entlastungen vorbereitet, kann den Vereinen helfen“, so der Landtagsabgeordnete.Ein weiteres Thema war der Hochwasserschutz. „Fischingen liegt am Neckar. Wenn hier das Wasser steigt, dann bekommen wir das schnell zu spüren“, betonte Huber. Deshalb seien aktuell Maßnahmen, wie eine Schutzmauer, im Gespräch. Das koste jedoch mehrere Millionen Euro. Es sei noch unklar, woher das Geld kommen soll. Der Landtagsabgeordnete Karrais verwies darauf, dass ein Landesprogramm zur Renaturierung von Flüssen Fischingen bei der Finanzierung helfen könne.

Auch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr beschäftigt den Ortsteil. „Der Schülerverkehr funktioniert sehr gut. Zudem sind wir über einen Regiobus an die umliegenden Orte und Städte angebunden“, beschrieb Huber die Lage. Allerdings wünschten sich die Einwohnerinnen und Einwohner regelmäßigere Halte. Denn einige Neubaugebiete würden nicht angefahren, obwohl dort viele Menschen den ÖPNV in Anspruch nähmen. Karrais versprach laut der Mitteilung, sich zu informieren, welche Möglichkeiten es für eine bessere ÖPNV-Anbindung gebe. Auch die Zukunft der Gäubahn war Thema beim Austausch, schließlich gehe die Trasse mitten durch den Ort. Früher habe es sogar einen Bahnhof gegeben, berichtete Huber. „Beim Ausbau der Strecke und wo dieser stattfindet, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Da ist noch viel im Fluss“, sagte Karrais dazu.

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