Ums Schäufele gedreht

  • Peter Ertle, Redakteur, Kommentarbild, Übrigens, 05 24. Bild: Carolin Albers Carolin Albers

Peter Ertle verhört, verschreibt sich, merkt sich falsch

Meine Oma sagte früher gern „Dreh dich ums Schäufele, mei Deufele“, dann drehte sie uns im Kreis herum. Ich sah dabei immer eine kleine Schaufel vor mir, dachte aber nicht weiter darüber nach. Erst mit über 30, als ich einmal badische Schäufele aß, wurde mir klar, woher es kam: Sie drehte die kleinen Teufel um ihre Schultern.

Als Kinder hatten wir diese kleinen roten Knallkörper mit der kurzen Zündschnur. Sie hießen Judofurz, alle sagten so. Ich hatte zwei Jahre Judounterricht, vielleicht waren es ja asiatische Knallkörper. Jahrzehnte später wurde mir mit Entsetzen klar, dass es korrekt „Judenfurz“ hieß und sich wohl aus der antisemitischen Hölle des Dritten Reichs in die sechziger Jahre hinübergerettet hatte. Erwachsene müssen das Wort damals auch ab und zu gehört haben. Niemand hat sich daran gestoßen.

Bis kürzlich glaubte ich, eine Zeile in einem bestimmten Popsong laute „a victim of the endsale“. Jetzt, die lyrics vor mir, sehe ich, dass es tatsächlich „a victim oft the insane“ heißt. „Endsale“ ist viel passender, für mich bleibt es dabei.

Man kann über solche Verhörer nicht schreiben, ohne an Axel Hacke zu erinnern, der in Matthias Claudius’ „Abendlied“ statt „der weiße Nebel wunderbar“ immer „der weiße Neger Wumbaba“ hörte. Sorry, ohne „N-Wort“ geht es hier nicht, sonst ist die Passage kaputt.

Als Kind dachte ich lange, es heiße Eisenbügel statt Bügeleisen. Obwohl kein Erwachsener je so sagte. Aus dem Kleiderbügel machte ich allerdings keinen Bügelkleider.

Immer, wenn ich das Wort Appetit schreibe (ich musste soeben wieder nachschlagen), weiß ich nicht mehr, mit wie vielen ps und ts an welcher Stelle man es schreibt, ich neige zu zwei ts irgendwo. Immerhin sehe ich den Fehler kommen. In rascher Whats-App-Kommunikation schrieb ich schon „Wohl bekomms!“, nur um das Wort Appetit zu vermeiden.

Da fällt mir der Schweizer Komiker Emil ein, der in einem Sketch einen Polizisten bei einem schweren Verkehrsunfall protokollieren lässt: „Der Kopf liegt auf dem Trotto-“, dann hat er längere Zeit Probleme mit der Schreibweise und entscheidet sich schließlich für: „auf dem Bordstein.“

Immer wenn ich „Theater“ schreibe, tippe ich erst mal „Thetaer“, aber das hat bloß mit einer Störung zwischen Hirn und Fingern zu tun. Ich muss sehr oft Theater schreiben.

Neulich sagte ich: „Treffen wir uns im Babylon.“ Mein Gegenüber: „Wo ist denn das?“ Ich: „Tübingen. Oder heißt das nicht so?“ Tatsächlich heißt es: „Salam Box“. Dafür habe ich wirklich keine Erklärung.

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