„Cordes y Butons“ – Saiten und Knöpfe

Konzert Das Trio will auf Einladung des Empfinger Heimatkreises in einen experimentellen Klangraum entführen. Die SÜDWEST PRESSE hat sich im Vorfeld mit Reinhilde Gamper unterhalten.

Ein internationales Rockfestival mit namhaften Interpreten in einem Dorf? Möglich gemacht hat das 1983 die Katholische Junge Gemeinde (KjG). Damals traten unter anderem die „Puhdys“ in Empfingen auf. 2023 gab es anlässlich des „40-Jährigen“ eine Ausstellung dazu im Museum. Die damaligen Organisatoren kamen wieder zusammen und beschlossen, erneut ein Konzert zu organisieren. Nun sind die Akteure natürlich älter geworden, und die KjG gibt es schon lange nicht mehr im Ort. Das Konzert findet deshalb unter dem Dach des Heimatkreises statt. Rockmusik wird es nicht sein, die das Publikum am 25. Oktober im Pfarrsaal zu hören bekommt.

Und doch, so betonen die Organisatoren, wird es ein ganz besonderes Konzert sein. Mit ladinischer Musik. „So etwa hatten wir hier in Empfingen noch nie.“ Das Trio „Cordes y Butons“ aus Südtirol präsentiert sein neues Album „Perig“ und möchte die Besucherinnen und Besucher mit auf eine musikalische Reise nehmen. Das ladinische Wort „Perig“ bedeutet so viel wie schön, berührend, toll, beeindruckend, spannend, atemberaubend und besonders. All diese Emotionen spiegelten sich in diesem vielseitigen Album wider, werben die Musiker für ihren Auftritt. „Cordes y Butons“ heißt übrigens „Saiten und Knöpfe“ – die beiden wichtigsten Merkmale der Bandinstrumente. Tamara Gamper (Violine und Gesang), ihre Schwester Reinhilde Gamper (Zither und Gesang) und David Moroder (steirische Harmonika) unterrichten zudem am Institut für Musikerziehung Südtirol und anderen Musikschulen. Die SÜDWEST PRESSE hat sich mit Reinhilde Gamper unterhalten.

SÜDWEST PRESSE : Würden Sie sagen, Sie spielen Volksmusik?

Reinhilde Gamper: Wir haben unsere Wurzeln in der südtiroler Volksmusik und spielen in traditioneller Stubenmusik-Besetzung. Aber wir schauen gerne über den Tellerrand hinaus und gehen unsere eigenen Wege. Wir kochen die Suppe so lange, bis sie uns schmeckt. Wir sind alle drei mit traditioneller alpenländischer Volksmusik aufgewachsen und machen nun ganz eigenständige Musik.

Weshalb haben Sie sich dazu entschlossen, in ladinisch zu singen? Eine rätoromanische Sprache, die nicht viele Menschen verstehen können?

David ist ein echter Ladiner aus dem Gadertal. Meine Schwester und ich mussten erst einmal von ihm lernen, wie ladinisch gesprochen wird. Es ist eine Sprache, die einfach so gut tönt. So rund und sonor. Das klingt einfach. Wir moderieren immer durch das Programm, erzählen, wie die Stücke entstanden sind und auch, was der Text bedeutet. Und manches singen wir auch auf Deutsch.

„Cordes y Butons“ hat mit Coverversionen von Popsongs wie etwa „Fields of Gold“ von Sting begonnen und ihnen einen ganz eigenen Klang gegeben. Treten Sie mittlerweile auch mit eigenen Titeln auf?

Ja. In den vergangenen fünf, sechs Jahren schreiben wir nunmehr viele eigene Sachen. Bis auf die alten Volksweisen, die wir neu interpretieren. Wir geben ihnen den „Cordes y Butons“-Sound.

Sie spielen die Zither. Wie kommt man dazu, ausgerechnet dieses für viele exotische Saiteninstrument zu studieren?

Indem man als Kind dazu gezwungen wird, es zu spielen, sich Blasen an den Fingern holt, es jahrelang verflucht und dann feststellt, dass es doch ganz cool ist (lacht). In unserer Stubenmusik zu Hause mit meinen Schwestern fehlte noch die Zither. Also kamen die anderen auf die Idee, dass ich das lernen soll. Da war ich vielleicht neun. Zuerst war ich ganz euphorisch bei der Sache. Aber dann habe ich gemerkt: Ich habe das leiseste und das am schwersten zu spielende Instrument bekommen. Da habe ich schon eine ganze Weile damit gehadert. Mit 13 oder 14 habe ich dann den Entschluss gefasst, ich will dazu beitragen, dass das Klischee der Zither ein wenig entstaubt wird und stellte sie nun ins Rampenlicht.

Treten Sie mit „Cordes y Butons“ oft in Deutschland auf?

Immer mal wieder. Wir freuen uns sehr auf den Auftritt in Empfingen. Freuen uns, dass wir bei euch spielen dürfen und auf ein Publikum, das mitgeht, mitsingt und vielleicht sogar mittanzt. Unsere Live-Konzerte sind mehr als nur musikalische Darbietungen – sie sind eine kraftvolle Verbindung zwischen uns und unserem Publikum. Mit Momenten, die unter die Haut gehen und Herzen berühren. Wir wollen in einen großen, experimentellen Klangraum entführen – beeinflusst vom Alpenraum, von Irland, Russland, Polen, den nordischen Länder und eigenen Wegen.

Drei Tage lang Headbanger und Blasmusik bei „Rock im Madertal“ auf dem Festplatz in Weildorf

Festival Bei „Rock im Madertal“ war einmal mehr ein mitreißendes musikalisches Programm geboten. Nicht nur Anhänger von Rockmusik und Heavy Metal kamen voll auf ihre Kosten, auch Polkafreunde.

Weildorf. Rock und Metal satt auf die Ohren – aber auch zum Mitsingen – schöne gepflegte Blasmusik und Schlager: Das dreitägige Festival des Vereins „Rock im Madertal“ im Zelt auf dem Festplatz in Weildorf bot viel musikalische Abwechslung.

Den Anfang machte am Freitagabend die Band Concusion aus Geislingen an der Steige, die Songs aus ihrer eigenen Feder zum Besten gaben und stilistisch mit einem fetzigen Mix aus Rock ’n’ Roll, Punkrock und Metal aufwarteten. Das Publikum machte bereits bei der ersten Band gerne mit. Für Bassist Simon war es übrigens der letzte Auftritt mit Concusion, er verabschiedete sich auf der Bühne mit etwas Wehmut. Es folgte der Auftritt der „Wings Of Steel“ aus L.A., die gleich mit dem schnell galoppierenden „Fall in Line“ loslegten. Viele Instrumentaleinlagen begeisterten die Meute ebenso wie leichte Bluesanleihen. „Noplies“ aus Balingen nahm das Publikum beim schnellen ersten Titel mit auf eine Reise ins „Wonderland“, besang beim druckvollen zweiten Song das in der Gesellschaft viel diskutierte „Digital Life“, und setzte beim hin und wieder knüppelharten „Dark Night“ ebenfalls Akzente.

Den Anfang am Samstag machten Backslash aus dem Raum Donaueschingen mit ihrem traditionellen Metal, der unter anderem gen Iron Maiden tendierte. Aber es wurden durchweg eigene Songs präsentiert.

Die Front Row Warriors aus Stuttgart machten zu Beginn mit älteren Titeln wie „Fantastic“ und „Love Is Not A Game“ oder neueren Perlen wie „Rise Against“ und „Cast A Spell“ auf sich aufmerksam und ließen auch das sphärische und mit einer schönen Melodie beim Refrain ausgestattete „Running Out Of Time“ vom gleichnamigen neuen Album nicht vermissen. Leider musste der Auftritt wegen des gesundheitlichen Problems eines Musikers abgebrochen werden. Für den Abschluss war für den zweiten Tag die Coverband Precious Time von der Schwäbischen Alb verpflichtet worden, die mit vielen bekannten Hits zum Mitsingen einlud.

Am Sonntagmorgen eröffneten die „Böhmische Schwoba“ das Programm mit ihren Polkas und Märschen. Und nach dem Mittagessen krönte dann der aus dem Fernsehen bekannte Schlagersänger Simon Wild den Abschlusstag.

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