Kreisseniorenrat: Nein zur Abschaffung des Pflegegrads 1

Kreis Freudenstadt. „Nein lautet die Antwort auf die Frage der Überlegungen der Bundesregierung, insbesondere von Teilen der CDU, zur Abschaffung des Pflegegrads 1.“ Das ist der Standpunkt des Kreisseniorenrats Freudenstadt zur aktuellen Diskussion über die Pläne der neuen Bundesregierung zu Sparplänen im Sozialbereich. Wie Vorsitzender Martin Zerrinius für den Kreisseniorenrat schreibt, wäre die Abschaffung ein massiver Rückschritt in der Pflegepolitik und träfe ausgerechnet diejenigen, die frühzeitig Unterstützung am dringendsten benötigen. Der Pflegegrad 1 sei geschaffen worden, um Menschen mit ersten Einschränkungen einen niedrigschwelligen Zugang zu Hilfen zu ermöglichen – Hilfen, die verhindern können, dass ihre Situation sich verschlimmert und ein höherer Pflegegrad nötig wird.

„Mit der Streichung dieser wichtigen Leistung wird ausgerechnet an der falschen Stelle gespart“, kommentiert Prof. Eckart Hammer, Vorsitzender des Landesseniorenrats, die Pläne. Betroffene verlören nicht nur finanzielle Zuschüsse, sondern auch Zugang zu wichtigen Entlastungsleistungen wie Haushaltshilfen, Betreuung oder Alltagsunterstützung. Familien, die ohnehin schon einen Großteil der Pflegearbeit stemmen, würden zusätzlich belastet und allein gelassen. Die Abschaffung wäre „kurzsichtig und sozial ungerecht“ und sie nehme Menschen die Möglichkeit, rechtzeitig Prävention und Unterstützung zu erhalten. Weiterhin gefährde sie die Selbstständigkeit Betroffener und erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass Pflegebedürftigkeit schneller zunimmt – mit deutlich höheren Folgekosten für das System.

Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg und der Kreisseniorenrat Freudenstadt fordern die Verantwortlichen auf, die Pläne sofort zurückzunehmen. Hammer: „Wer ernsthaft von Pflegereform spricht, darf nicht den Grundstein für Prävention und frühzeitige Hilfe ersatzlos streichen. Statt Einsparungen auf dem Rücken von Betroffenen braucht es mehr Investitionen in eine menschenwürdige und zukunftsfähige Pflege.“ Zudem warnt Zerrinius vor Schnellschüssen in der Pflegereform. „Wichtiger ist in diesem Bereich ein Bürokratieabbau als ein Abbau von finanzieller Unterstützung.“ Ein Beispiel von Einsparmöglichkeiten sei die Abschaffung der Preisbindung bei Arznei- und Heilmitteln.

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