Staus in Hall: Das ist erst der Anfang

Verkehr Baumfällarbeiten an der Stuttgarter Straße führen in den Herbstferien zur Vollsperrung der Strecke. Der Fachbereichsleiter Bauen und Planen kündigt weitere Belastungen an.

Rückstau von Steinbach bis zum Scharfen Eck, Wartezeiten an der Ampel vor der Brücke am Kocher, Umwege wegen der Sperrung am Zwinger: Viele Autofahrer bleiben länger in der schönen Stadt Schwäbisch Hall hängen als ihnen lieb ist. Zeitpläne geraten durcheinander. Kinder werden zu spät zur Logopädie gebracht. Handwerker müssen teure Umwege in Kauf nehmen.

In Hall stockt es. Und das könnte sich verschlimmern. Denn in den Herbstferien lässt die Stadtverwaltung die Stuttgarter Straße komplett sperren. Baumfällarbeiten werden kombiniert mit dem Anbringen der wieder stabilisierten Fußgängerbrücke. Dort wurde schon einmal in der Vergangenheit gesägt. Doch es ist so viel zu tun, dass dies nicht in einem Rutsch ging.

Sanierungen in Pipeline

Damit nicht genug. Holger Göttler, Fachbereichsleiter Bauen und Planen, geht am Montag im Ausschuss die Offensive: „Es geht so weiter“. Auch die Sanierung des Langen Grabens, der Steinbacher Straße im Bereich des Bahnhofs Hall und die Hessentaler Einkornstraße stünden an. Das sind alles Verkehrsadern mit vielen Autos täglich. Die Beläge sind entsprechend abgefahren. An manchen Stellen sieht es aus wie ein Flickenteppich.

In nächster Zeit sollen die Straßenbeläge erneuert werden – natürlich erst, wenn die aktuellen Sperrungen beendet sind. Doch auch dann seien Staus zu erwarten. „Im Straßennetz in Hall werden wir das in den nächsten Jahren haben“, sagt Göttler über Sanierungen und die eben dabei unvermeidliche Verkehrseinschränkungen. Seine Botschaft: Will man gute Straße, muss man da durch. Das wollen die Stadträte so nicht akzeptieren. Obwohl die Sitzung erst um 20 Uhr beginnt, das Thema zu noch späterer Stunde auf dem Plan steht, sind plötzlich alle hellwach. Die Debatte erhitzt die Gemüter. Zunächst erläutert der Stadtplaner Christian Jankowski, der im April die Nachfolge von Christian Mathieu antrat, die Sachlage (siehe Info): Das Eschentriebsterben führt dazu, dass Bäume umkippen können. Die Fällarbeiten erfordern aus Sicherheitsgründen eine Vollsperrung der Stuttgarter Straße. Sogar Steinschlag werde erwartet. Die Zeit werde genutzt, um den Fußgängersteg aus Holz wieder einzusetzen.

„Wie soll das funktionieren?“, will Joanna Walter wissen. So viele Straßen seien ohnehin in Hall schon gesperrt. „Wie sollen die Leute zur Arbeit kommen?“ Als Grüne würde sie sich wünschen, dass alle mit dem Rad fahren. Aber sie wisse selbst, dass man das nicht einfach so erwarten könne. Joanna Walter urteilt über die Pläne der Bauverwaltung: „Dann können wir die Stadt auch gleich dicht machen.“ SPD-Sprecherin Lena Baumann wirft ein: „Auch die Busse werden zu spät kommen.“ Baubürgermeister Peter Klink erläutert: „Das Zeitfenster ist eng.“ Die so wichtigen Fällarbeiten mussten sogar um ein Jahr verschoben werden, da 2024 kein Unternehmen bereit war, zur Säge zu greifen. Immerhin ergebe sich ja eine Kombination aus Bäume fällen und Steg einbauen. In den Herbstferien sei der Verkehr nicht so dicht wie sonst.

Schlecht für die Umsätze

Das will CDU-Sprecher Frank Walter so nicht akzeptieren: „Wenn noch einmal was gesperrt ist, kann der Einzelhandel in Hall gleich eine Woche lang dicht machen. Wie soll man das nach außen verkaufen?“ Die Stadträte würden häufig in Hall angesprochen. „Ich nehme da niemanden mehr in Schutz.“ Auch die Verwaltung sei Nachfragen ausgesetzt, erwidert Klink. Doch es gehe eben nicht anders. Tanja Fuchs (FWV) hinterfragt die Agenda und mahnt an: „Man muss das gut kommunizieren.“

Alternativen im Spiel

Ernst Kunz (FWV) plädiert für eine Nachtbaustelle. Auch Jürgen Gehrke (FWV) bringt das ins Spiel und rechnet für die zukünftige Sanierung vor: „Wenn Sie 24 Stunden arbeiten, sind die Arbeiten im Langen Graben in einer Woche gemacht.“

Das löst heftiges Kopfschütteln am Tisch der Verwaltung aus. „Nein“, antwortet Holger Göttler auf diese Überschlagsrechnung. Die Anwohner würden sich über 24 Stunden Baulärm „bedanken“. Zwar kennt Hall innovative Lösungen: Auf Drängen von Stadträten wurde vor Jahren die Neue Reifensteige im Zweischichtbetrieb, und damit wesentlich schneller als geplant, erneuert.

Anforderungen steigen. Bei vergangenen Projekten wurde argumentiert: Eine halbseitige Sperrung sei nicht mehr ohne weiteres möglich, da die Anforderungen an die Sicherheit der Straßenarbeiter erhöht wurde. Zudem ist nicht klar, um wie viel teurer eine 24-Stunden-Baustelle ist. Klink: „Bäume können Sie ohnehin nicht nachts fällen.“

Von der größten Baustelle mit Behinderung in Hall ist dabei gar nicht die Rede. Die mäandernde Verkehrsführung in der Stuttgarter Straße ist nur eine Zwischenlösung, bis der Tunnel kommen soll. Doch ob der Weilertunnel gebaut wird, bleibt ungewiss.

Erinnerungen an die deutsch-deutsche Geschichte

Besuch Eine Delegation um OB Daniel Bullinger verbindet den Tag der Deutschen Einheit mit einer Reise in die Partnerstadt Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern.

Auf Einladung der Stadt Neustrelitz nahm eine Delegation aus Schwäbisch Hall Anfang Oktober an den Feierlichkeiten zum Jubiläum „35 Jahre Deutsche Einheit“ teil. Dies berichtet die Haller Stadtverwaltung.

Die Delegation wurde angeführt von Oberbürgermeister Daniel Bullinger und bestand aus der Beauftragten für Städtepartnerschaften, Cornelia Bächle, Stadträtin Ellena Schumacher Koelsch sowie Stadtrat und ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters, Joachim Härtig.

Die Städtepartnerschaft zwischen Schwäbisch Hall und Neustrelitz wurde 1988, also noch vor der Wiedervereinigung, geschlossen. Sie gehört damit zu den frühesten deutsch-deutschen Partnerschaften überhaupt. In einer Zeit, in der die innerdeutsche Grenze noch bestand, setzte sie ein Zeichen für Dialog und Verständigung zwischen Menschen in Ost und West.

Der Aufenthalt in Neustrelitz begann mit einem kulturellen Auftakt in der Alten Kachelofenfabrik. Dort wurde eine Ausstellung mit Fotografien des bekannten DDR-Kameramanns Thomas Plenert (gestorben 2023) eröffnet, einem der bedeutendsten Bildgestalter des ostdeutschen Dokumentarfilms.

Am Folgetag, dem Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober, fand im Rathaus Neustrelitz der offizielle Empfang der Partnerstädte statt. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Andreas Grund trugen sich die Delegationen in das Goldene Buch der Stadt ein. In seiner Rede skizzierte Oberbürgermeister Daniel Bullinger die Entstehungsgeschichte der Partnerschaft und bezog sich dabei immer wieder auf Zeitungsausschnitte des Haller Tagblatts aus den Jahren 1987 und 1988. Er zitierte dabei auch den damaligen Oberbürgermeister Karl Friedrich Binder, der 1990, noch vor der Wiedervereinigung, nach Neustrelitz reiste, mit den Worten: „Ich habe in Neustrelitz die Revolution erlebt, eine unblutige, Gott sei Dank. Hoffentlich bleibt es so.“

Im weiteren Verlauf des Tages nahmen die Gäste an einer Stadtführung teil und besuchten das Festkonzert in der Konzertkirche Neubrandenburg, das mit seinem festlichen Programm die Idee von Einheit und Frieden musikalisch unterstrich.

Am nächsten Tag standen Zukunft und Erinnerung im Fokus: Der Besuch im Landeszentrum für Erneuerbare Energien (Leea M-V) und im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz bot Einblicke in die Innovationskraft der Region. Besonders eindrücklich war der anschließende Rundgang durch die ehemalige Stasi-Haftanstalt Neustrelitz, die heute als Gedenk- und Lernort an politische Verfolgung und Willkür erinnert und nun auch erstmals von einer hauptamtlichen wissenschaftlichen Mitarbeiterin mehrere Stunden pro Woche betreut werden kann. Am Abend folgte die Tanzaufführung „Camille – ein getanzter Moment“ der Deutschen Tanzkompanie Neustrelitz, ein ausdrucksstarkes Werk von Jutta Ebnöther, das Themen wie Wandel, Identität und Menschlichkeit in den Mittelpunkt stellte.

„Die Feierlichkeiten zu 35 Jahren Deutscher Einheit machten deutlich: Schwäbisch Hall und Neustrelitz verbindet weit mehr als Vergangenheit – sie teilen die Überzeugung, dass Verständigung, Kultur und gemeinsames Erinnern die Grundlage für ein friedliches und geeintes Europa bleiben“, so der Bericht.

Stadtarchiv: Filmabend im Neuen Globe

Geschichte Zu sehen sind historische Aufnahmen aus Hall. Interessierte können sich ab morgen anmelden.

Schwäbisch Hall. Das Neue Globe öffnet am Freitag, 21. November, um 19.30 Uhr seine Türen für eine Zeitreise. Das Stadtarchiv lädt mit der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg und den Freilichtspielen zu einem Filmabend ein, der die Vergangenheit lebendig werden lässt. Gezeigt werden Aufnahmen, die die Entwicklung der Stadt über ein ganzes Jahrhundert hinweg dokumentieren.

Feiern in den 1920ern

Von frühen Schwarz-Weiß-Aufnahmen bis hin zu aktuellen Filmdokumenten zeigt das Programm einen faszinierenden Einblick in Alltag, Architektur und prägende Ereignisse der Stadtgeschichte, heißt es in der Ankündigung. Ein Highlight ist der älteste Film aus der Sammlung des Stadtarchivs. Die Aufnahme aus den 1920er-Jahren dokumentiert das Kuchen- und Brunnenfest.

Die Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs ordnen die gezeigten Aufnahmen wissenschaftlich in den Kontext der lokalen Stadtgeschichte ein. Dazu beleuchten die Vertreterinnen der Landesfilmsammlung die Aufnahmen aus filmhistorischer Perspektive.

Das Stadtarchiv hat sein mehr als 200 Filme umfassende Sammlung, die lange in den Magazinen schlummerte, 2024 als Dauerleihgabe an die Landesfilmsammlung übergeben. Dort konnten die Filme erstmals gesichtet werden, heißt es weiter. Im Zuge der Kooperation sei bereits früh die Idee eines öffentlichen Filmabends entstanden. Möglich geworden sei die Veranstaltung, weil die Freilichtspiele das Neue Globe zur Verfügung stellen und die Kreissparkassenstiftung für den Kreis Hall, die die Digitalisierung der Filme ermöglicht hat.

Info Da die Plätze begrenzt sind, ist eine Anmeldung erforderlich. Interessierte können sich ab morgen, 16 Uhr, über die Webseite des Stadtarchivs anmelden. Sie ist unter www.schwaebischhall.de zu finden.

< VORHERIGE SEITE NÄCHSTE SEITE >