Erinnerungen an die deutsch-deutsche Geschichte
Besuch Eine Delegation um OB Daniel Bullinger verbindet den Tag der Deutschen Einheit mit einer Reise in die Partnerstadt Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern.
Auf Einladung der Stadt Neustrelitz nahm eine Delegation aus Schwäbisch Hall Anfang Oktober an den Feierlichkeiten zum Jubiläum „35 Jahre Deutsche Einheit“ teil. Dies berichtet die Haller Stadtverwaltung.
Die Delegation wurde angeführt von Oberbürgermeister Daniel Bullinger und bestand aus der Beauftragten für Städtepartnerschaften, Cornelia Bächle, Stadträtin Ellena Schumacher Koelsch sowie Stadtrat und ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters, Joachim Härtig.
Die Städtepartnerschaft zwischen Schwäbisch Hall und Neustrelitz wurde 1988, also noch vor der Wiedervereinigung, geschlossen. Sie gehört damit zu den frühesten deutsch-deutschen Partnerschaften überhaupt. In einer Zeit, in der die innerdeutsche Grenze noch bestand, setzte sie ein Zeichen für Dialog und Verständigung zwischen Menschen in Ost und West.
Der Aufenthalt in Neustrelitz begann mit einem kulturellen Auftakt in der Alten Kachelofenfabrik. Dort wurde eine Ausstellung mit Fotografien des bekannten DDR-Kameramanns Thomas Plenert (gestorben 2023) eröffnet, einem der bedeutendsten Bildgestalter des ostdeutschen Dokumentarfilms.
Am Folgetag, dem Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober, fand im Rathaus Neustrelitz der offizielle Empfang der Partnerstädte statt. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Andreas Grund trugen sich die Delegationen in das Goldene Buch der Stadt ein. In seiner Rede skizzierte Oberbürgermeister Daniel Bullinger die Entstehungsgeschichte der Partnerschaft und bezog sich dabei immer wieder auf Zeitungsausschnitte des Haller Tagblatts aus den Jahren 1987 und 1988. Er zitierte dabei auch den damaligen Oberbürgermeister Karl Friedrich Binder, der 1990, noch vor der Wiedervereinigung, nach Neustrelitz reiste, mit den Worten: „Ich habe in Neustrelitz die Revolution erlebt, eine unblutige, Gott sei Dank. Hoffentlich bleibt es so.“
Im weiteren Verlauf des Tages nahmen die Gäste an einer Stadtführung teil und besuchten das Festkonzert in der Konzertkirche Neubrandenburg, das mit seinem festlichen Programm die Idee von Einheit und Frieden musikalisch unterstrich.
Am nächsten Tag standen Zukunft und Erinnerung im Fokus: Der Besuch im Landeszentrum für Erneuerbare Energien (Leea M-V) und im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz bot Einblicke in die Innovationskraft der Region. Besonders eindrücklich war der anschließende Rundgang durch die ehemalige Stasi-Haftanstalt Neustrelitz, die heute als Gedenk- und Lernort an politische Verfolgung und Willkür erinnert und nun auch erstmals von einer hauptamtlichen wissenschaftlichen Mitarbeiterin mehrere Stunden pro Woche betreut werden kann. Am Abend folgte die Tanzaufführung „Camille – ein getanzter Moment“ der Deutschen Tanzkompanie Neustrelitz, ein ausdrucksstarkes Werk von Jutta Ebnöther, das Themen wie Wandel, Identität und Menschlichkeit in den Mittelpunkt stellte.
„Die Feierlichkeiten zu 35 Jahren Deutscher Einheit machten deutlich: Schwäbisch Hall und Neustrelitz verbindet weit mehr als Vergangenheit – sie teilen die Überzeugung, dass Verständigung, Kultur und gemeinsames Erinnern die Grundlage für ein friedliches und geeintes Europa bleiben“, so der Bericht.