Grundschule Die Qualität des Bildungsangebots weiter ausbauen zum Wohl der Kinder, das ist Carolin Franks Intention. Seit drei Jahren ist sie Rektorin in Untermünkheim.
Seit August 2022 ist Carolin Frank Rektorin an der Grundschule Untermünkheim. Die Bildungseinrichtung war zuvor ein halbes Jahr lang ohne Schulleitung. Dazu kam im Juni 2022 ein Einbruch, bei dem auch die Verwaltungsräume verwüstet worden waren. Carolin Frank sah in dieser Situation jedoch die „ganz große Chance“ für einen Neubeginn. Im Interview erzählt die Pädagogin von einem gemeinsamen steinigen Weg, der zum Erfolg führte.
Frau Frank, trotz der herausfordernden Situation zu Beginn Ihrer Tätigkeit als Schulleiterin in Untermünkheim blieben Sie optimistisch.
Carolin Frank: Ja, ich hatte immer das Bild für die Schule im Kopf, deshalb habe ich den Mut nicht verloren, so hart es auch war. Es gab einen Tag im November 2022, das werde ich nie vergessen, da haben die Schulsekretärin Helga Trumpp und ich in der Verwaltung alles aus den Schränken geräumt und neu sortiert. Ich saß zwischen Stapeln an Ordnern und habe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen (lacht).
Wie ging es weiter?
Es war so, dass sich ganz schnell eine Aufbruchstimmung hier entwickelt hat. Das Kollegium und die Elternschaft waren ein halbes Jahr ohne Schulleitung, jeder sehnte sich nach Veränderung. Und alle haben gemeinsam an einem Strang gezogen.
Mit wie vielen Klassen sind Sie gestartet und wo stehen Sie heute?
Ich habe damals mit sechs Klassen und 118 Schülern und Schülerinnen angefangen. Wir haben es geschafft, die Schule auf acht Klassen auszubauen. Das heißt, wir sind inzwischen zweizügig und haben 140 Kinder hier. Die Anzahl der Lehrkräfte hat sich von elf auf 14 erhöht.
Wie haben Sie die Schule auf Erfolgskurs gebracht?
Vor allem durch Zuversicht und mit dem klaren Ziel, unsere Schule zukunftsfähig aufzustellen. Den Fokus legte ich auf Qualität, Offenheit und Zusammenarbeit. In gewisser Weise haben wir die Schule neu gedacht. Ein zentraler Erfolgsfaktor war von Beginn an die offene und kontinuierliche Kommunikation mit allen am Schulleben Beteiligten. Nur durch den gemeinsamen Dialog konnten wir Akzeptanz für Veränderungen schaffen, gemeinsame Ziele entwickeln und Veränderungen nachhaltig umsetzen.
Was waren die ersten Meilensteine an der Schule?
Sicherlich die Digitalisierung der Schulverwaltung sowie Schulorganisation, der Aufbau der transparenten Elternarbeit, eine räumliche Neukonzeption auf dem gesamten Schulgelände und die systematische Arbeit in einem multiprofessionellen Team. Dieses wird durch eine Schulsozialarbeiterin ergänzt. Für mich stand stets die Frage im Mittelpunkt: Wie können wir die Qualität unseres Bildungsangebotes weiter zum Wohl der Kinder ausbauen?
Das klingt interessant!
Ich bin schon immer politisch interessiert und engagiert. Deshalb bin ich der Überzeugung, es ist wichtig, dass sich die Kinder selber als wirksam erleben, dass sie merken, ihre Stimme zählt, sie gehört werden, sie eine Lobby haben. Der erste Schritt war hier das Thema Schulsozialarbeit. Am 1. November 2022 startete an unserer Schule die erste Schulsozialarbeiterin von der AWO.
Wo liegt der Schwerpunkt?
Wir beide haben überlegt, wo wir hinwollen, und dann ein Konzept ausgearbeitet. Für uns waren die Leitgedanken „Partizipation und Demokratiebildung“ sowie „Leben in Gemeinschaft“ wichtig. Darüber hinaus auch der präventive Aspekt der Schulsozialarbeit.
Wie wird der Leitgedanke gelebt?
Die Klassen wählen einen Klassensprecher. Einmal in der Woche findet der Klassenrat statt, also ein ganz klar organisiertes demokratisches System wie im Großen. Dort werden von den Klassensprechern die Themen besprochen, die die Kinder umtreiben. Die Klassensprecher nehmen diese mit ins Schülerparlament. Jeden zweiten Montag tagt es. Die Schulsozialarbeiterin ist dabei. Sie stellt den Rahmen. In der Sitzung werden dann die Themen besprochen, die aus dem Klassenrat hervorgingen. Auch wird die Schülerversammlung vorbereitet.
Welche Themen kommen im Schülerparlament auf?
Ein großes Thema war beispielsweise, dass die Schüler ein Fußballturnier organisieren wollen. Da kommen Vertreter aus dem Schülerparlament dann auf mich zu, und wir diskutieren weiter, wie wir das umsetzen können und wen wir dafür brauchen. Im Schülerparlament werden aber auch Themen wie der Spendenzweck unseres großen Sponsorenlaufes oder die Neugestaltung unseres Pausenhofes diskutiert. Es ist der Raum, in dem Kinder ihre Themen einbringen können.
Welche Aufgaben hat die Schulsozialarbeit noch?
Bei der Schulsozialarbeit haben wir überlegt: Wo können wir die Kinder noch einbinden und auch in Verantwortung bringen für eigenes Handeln? So entstanden die Pausenengel. Sie helfen den Kleinen, sie helfen aber auch bei Streitigkeiten oder wenn jemand sich verletzt. Die Schüler machen dafür eine Ausbildung. Rund 30 Schüler haben sich bei der jüngsten Ausschreibung für dieses Ehrenamt gemeldet.
Die Grundschule Untermünkheim ist auch LRS-Stützpunkt.
Es gab hier bereits vor meiner Zeit eine Förderung für Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche durch eine Fachkraft. Uns ist aber tatsächlich wichtig, alle Kinder mitzunehmen, auch das Potenzial in den Schülern zu sehen. Es ergab sich dann die Chance, dass eine weitere Lehrkraft die Weiterbildung machen konnte. Wir können nun an zwei Nachmittagen die Woche zwölf Kindern die LRS-Förderung anbieten.
Ab dem Schuljahr 2026/27 kommt der Anspruch auf Ganztagsförderung. Wie bereitet sich die Grundschule Untermünkheim darauf vor?
Wir haben uns überlegt: Was wäre ein Modell, das zu Untermünkheim passt, auch zu unserer Elternschaft? Wir haben jetzt im Prinzip eine Mischform aus dem Modell „Verlässliche Grundschule“ und einer flexiblen Nachmittagsbetreuung.
Wie kann man sich das vorstellen?
Die Eltern buchen modulweise genau so, wie sie es brauchen.
Welches Freizeitangebot bieten Sie in der Nachmittagsbetreuung an?
Unser Angebot lebt von der Kooperation mit örtlichen Vereinen und Einrichtungen. Die Kinder können zum Beispiel Flöte lernen. Wir haben eine Jungbläserschule in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde und dem Posaunenchor. Das ist ein ganz tolles Projekt. Donnerstags unterstützt uns eine Mitarbeiterin des Vereins für Jugendarbeit und Gemeindeaufbau mit einem kreativen Angebot. Wir haben das Elternforum, das die Ganztagsbetreuung mit Angeboten ergänzt, die von Eltern organisiert werden.
Wie hoch ist der Migrationsanteil an Ihrer Schule?
Der liegt bei etwa 16 Prozent. Er ist im landesweiten Vergleich sehr niedrig. Die Kinder sind gut integriert. Wir sind jetzt im zweiten Jahr „SprachFit“-Schule. Die Sprachförderung können wir im Vorschuljahr am Kindergarten anbieten. Ich selber habe mich qualifizieren lassen als Sprachbildnerin. Das heißt, wir gehen das Thema relativ früh an. Wir waren eine von 14 Schulen im Schulamtsbezirk. Ich fördere im Moment 12 Vorschulkinder im sprachlichen Bereich im Kindergarten.
Warum ist die Förderung wichtig?
Ich denke, wir müssen viel mehr, viel früher anfangen. „SprachFit“ ist wirklich für mich eines der großen Modellprojekte, denn Sprache ist der Schlüssel zur Bildung. Kinder erhalten dabei gezielte Unterstützung in ihrer sprachlichen Entwicklung. Ich bin so froh, dass jetzt Gelder und Kapazitäten freigemacht worden sind – auch für die Fortbildungen und fachliche Begleitung von pädagogischem Fachpersonal.
Bilden Sie an der Schule auch Lehrer für den Schuldienst aus?
Ja, wir sind uns unserer Verantwortung in Zeiten von Lehrerknappheit bewusst. Wir brauchen gute Lehrkräfte und wollen unseren Beitrag dazu leisten. Gerade in der Grundschule brauchen Kinder qualifizierte, empathische und engagierte Lehrkräfte, die sie auf ihrem Bildungsweg begleiten. Da ich selbst mehrere Jahre in der Lehrerausbildung tätig war, liegt mir dieses Thema besonders am Herzen. Zwei Pädagoginnen haben wir fertig ausgebildet, die heute an unserer Schule sind. Im Februar startet die nächste Lehramtsanwärterin.
Und zu guter Letzt: Wie schaffen Sie es, positiv zu bleiben bei all den vielfältigen Aufgaben?
Wenn ich in der Schulversammlung sitze und die Kinder sowie alle Mitarbeitenden singen das Lied „Unsere Schule ist bewegt“, dann weiß ich genau, warum ich tue, was ich tue. Jedes Mal berührt es mich wieder, wenn man die Gemeinschaft erlebt und spürt, wie sich jeder mit der Schule identifiziert. Auch nach all den Jahren in verschiedenen Bereichen meiner pädagogischen Arbeit habe ich einfach Freude an der Arbeit mit Kindern. Ich möchte sicherstellen, dass jedes von ihnen optimale Entwicklungs- und Lebenschancen erhält, um sein volles Potenzial entfalten zu können.