Staus in Hall: Das ist erst der Anfang

  • Bald für eine Woche gesperrt: Stuttgarter Straße in Hall. Foto: Ufuk Arslan
  • Straßensanierung am Zwinger in Hall: Gleich an mehreren Ecken wird der Verkehr eingeschränkt. Doch hinterher ist alles wie neu. UFUK ARSLAN

Verkehr Baumfällarbeiten an der Stuttgarter Straße führen in den Herbstferien zur Vollsperrung der Strecke. Der Fachbereichsleiter Bauen und Planen kündigt weitere Belastungen an.

Rückstau von Steinbach bis zum Scharfen Eck, Wartezeiten an der Ampel vor der Brücke am Kocher, Umwege wegen der Sperrung am Zwinger: Viele Autofahrer bleiben länger in der schönen Stadt Schwäbisch Hall hängen als ihnen lieb ist. Zeitpläne geraten durcheinander. Kinder werden zu spät zur Logopädie gebracht. Handwerker müssen teure Umwege in Kauf nehmen.

In Hall stockt es. Und das könnte sich verschlimmern. Denn in den Herbstferien lässt die Stadtverwaltung die Stuttgarter Straße komplett sperren. Baumfällarbeiten werden kombiniert mit dem Anbringen der wieder stabilisierten Fußgängerbrücke. Dort wurde schon einmal in der Vergangenheit gesägt. Doch es ist so viel zu tun, dass dies nicht in einem Rutsch ging.

Sanierungen in Pipeline

Damit nicht genug. Holger Göttler, Fachbereichsleiter Bauen und Planen, geht am Montag im Ausschuss die Offensive: „Es geht so weiter“. Auch die Sanierung des Langen Grabens, der Steinbacher Straße im Bereich des Bahnhofs Hall und die Hessentaler Einkornstraße stünden an. Das sind alles Verkehrsadern mit vielen Autos täglich. Die Beläge sind entsprechend abgefahren. An manchen Stellen sieht es aus wie ein Flickenteppich.

In nächster Zeit sollen die Straßenbeläge erneuert werden – natürlich erst, wenn die aktuellen Sperrungen beendet sind. Doch auch dann seien Staus zu erwarten. „Im Straßennetz in Hall werden wir das in den nächsten Jahren haben“, sagt Göttler über Sanierungen und die eben dabei unvermeidliche Verkehrseinschränkungen. Seine Botschaft: Will man gute Straße, muss man da durch. Das wollen die Stadträte so nicht akzeptieren. Obwohl die Sitzung erst um 20 Uhr beginnt, das Thema zu noch späterer Stunde auf dem Plan steht, sind plötzlich alle hellwach. Die Debatte erhitzt die Gemüter. Zunächst erläutert der Stadtplaner Christian Jankowski, der im April die Nachfolge von Christian Mathieu antrat, die Sachlage (siehe Info): Das Eschentriebsterben führt dazu, dass Bäume umkippen können. Die Fällarbeiten erfordern aus Sicherheitsgründen eine Vollsperrung der Stuttgarter Straße. Sogar Steinschlag werde erwartet. Die Zeit werde genutzt, um den Fußgängersteg aus Holz wieder einzusetzen.

„Wie soll das funktionieren?“, will Joanna Walter wissen. So viele Straßen seien ohnehin in Hall schon gesperrt. „Wie sollen die Leute zur Arbeit kommen?“ Als Grüne würde sie sich wünschen, dass alle mit dem Rad fahren. Aber sie wisse selbst, dass man das nicht einfach so erwarten könne. Joanna Walter urteilt über die Pläne der Bauverwaltung: „Dann können wir die Stadt auch gleich dicht machen.“ SPD-Sprecherin Lena Baumann wirft ein: „Auch die Busse werden zu spät kommen.“ Baubürgermeister Peter Klink erläutert: „Das Zeitfenster ist eng.“ Die so wichtigen Fällarbeiten mussten sogar um ein Jahr verschoben werden, da 2024 kein Unternehmen bereit war, zur Säge zu greifen. Immerhin ergebe sich ja eine Kombination aus Bäume fällen und Steg einbauen. In den Herbstferien sei der Verkehr nicht so dicht wie sonst.

Schlecht für die Umsätze

Das will CDU-Sprecher Frank Walter so nicht akzeptieren: „Wenn noch einmal was gesperrt ist, kann der Einzelhandel in Hall gleich eine Woche lang dicht machen. Wie soll man das nach außen verkaufen?“ Die Stadträte würden häufig in Hall angesprochen. „Ich nehme da niemanden mehr in Schutz.“ Auch die Verwaltung sei Nachfragen ausgesetzt, erwidert Klink. Doch es gehe eben nicht anders. Tanja Fuchs (FWV) hinterfragt die Agenda und mahnt an: „Man muss das gut kommunizieren.“

Alternativen im Spiel

Ernst Kunz (FWV) plädiert für eine Nachtbaustelle. Auch Jürgen Gehrke (FWV) bringt das ins Spiel und rechnet für die zukünftige Sanierung vor: „Wenn Sie 24 Stunden arbeiten, sind die Arbeiten im Langen Graben in einer Woche gemacht.“

Das löst heftiges Kopfschütteln am Tisch der Verwaltung aus. „Nein“, antwortet Holger Göttler auf diese Überschlagsrechnung. Die Anwohner würden sich über 24 Stunden Baulärm „bedanken“. Zwar kennt Hall innovative Lösungen: Auf Drängen von Stadträten wurde vor Jahren die Neue Reifensteige im Zweischichtbetrieb, und damit wesentlich schneller als geplant, erneuert.

Anforderungen steigen. Bei vergangenen Projekten wurde argumentiert: Eine halbseitige Sperrung sei nicht mehr ohne weiteres möglich, da die Anforderungen an die Sicherheit der Straßenarbeiter erhöht wurde. Zudem ist nicht klar, um wie viel teurer eine 24-Stunden-Baustelle ist. Klink: „Bäume können Sie ohnehin nicht nachts fällen.“

Von der größten Baustelle mit Behinderung in Hall ist dabei gar nicht die Rede. Die mäandernde Verkehrsführung in der Stuttgarter Straße ist nur eine Zwischenlösung, bis der Tunnel kommen soll. Doch ob der Weilertunnel gebaut wird, bleibt ungewiss.

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