„Was Kinder kochen, essen sie auch“

Essen Eine Kinderbuchautorin und eine Kochstudiobetreiberin aus Weißenhorn tun sich zusammen, um Kindern eine bewusste Ernährung näherzubringen.

Bärbel Dangel und Sabine Müller kennen sich schon eine halbe Ewigkeit. Und das hat mit ihren Familien zu tun. Bärbel Dangel ist die Tochter von Jürgen Dangel, dem früheren Ulmer EADS-Chef (heute: Airbus Defence and Space), Sabine Müller ist die Tochter von Manfred Kühle und Schwester von Gunther Kühle - dem bekannten Weißenhorner Platzmetzger.

Jedes Jahr lädt die Familie Dangel zu einem großen, privaten Gartenfest ein, mit so vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass Bärbel Dangel die genaue Anzahl gar nicht verraten will. Auch Sabine Müller lächelt bei dieser Frage im Gespräch mit unserer Zeitung nur. Offenbar sind es viele.

Die Bewirtung der Gartenfeste übernimmt der Weißenhorner Platzmetzger. Die Familien sind seit Jahrzehnten miteinander verbunden. So freundeten sich die beiden heute 46 Jahre alten Frauen an.

Nun arbeiten sie an einem Projekt zusammen, das ihnen am Herzen liegt. Es geht darum, wie sich Kinder bewusst ernähren und überhaupt einen Bezug zu Lebensmitteln und zum Kochen bekommen. Und das alles ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit Spaß.

Bärbel Dangel betreibt eine Agentur in Engstingen auf der Schwäbischen Alb, zu der auch ein Verlag gehört. Und in diesem ist im September 2025 ein von Dangel selbst bunt bebildertes Kinderkochbuch erschienen, das sich an Jungen und Mädchen im Alter zwischen drei und zwölf Jahren richtet. Zutaten, Mengenangaben, Arbeitsschritte: Jedes der 22 Rezepte wird als Comic-Bildergeschichte erzählt. So werden die Kinder Schritt für Schritt an das Kochen herangeführt. Die Gerichte reichen dabei von Salaten über die Currywurst-Palme bis zur Bananenmilch. „17 der Rezepte können auch in einer vegetarischen Variante gekocht werden“, berichtet Bärbel Dangel, die einen acht Jahre alten Sohn hat. „Wir Erwachsenen haben viele Handgriffe schon tausendmal gemacht – Kinder fangen bei null an. Dafür brauchen sie Zeit, Raum und klare Bilder.“

Im hinteren Teil des Buches finden sich Sticker, die einen Riesen zeigen. Damit können Eltern im Buch Arbeitsschritte kennzeichnen, bei denen sich die Kinder Hilfe von Mama oder Papa holen sollen. Weil es durchaus knifflig werden kann, wenn beispielsweise eine Vierjährige einen Topf mit kochendem Wasser abgießen soll. „Mit etwas Übung können Kinder bald ganze Mahlzeiten zubereiten, und wir Eltern sind nur noch das Backup“, so Bärbel Dangel weiter.

Und neben den Rezepten können die Kinder sogar noch ein bisschen was lernen und bekommen praktische Ratschläge: Wie schaffe ich es, dass das Schneidebrett nicht verrutscht? Warum heißt der Hot Dog eigentlich so?

Wie ist sie auf die Idee für das Kinderkochbuch gekommen? „Ich habe mir schon als Kind Einkaufszettel und später Rezepte gemalt“, berichtet Bärbel Dangel. Und sie hat auch schon früh zusammen mit Kindern gekocht. „Zwei Jahre, 500 Stunden und unzählige Testkochstunden mit Familien, Kindern und Fachleuten“ wurden in das Buch gesteckt, so die Autorin.

Gemeinsamer Kochkurs

Eine der hinzugezogenen Experten war Sabine Müller, die seit einem Jahr in Weißenhorn ihr eigenes Kochstudio betreibt und dort auch Kochkurse für Kinder anbietet. Zuvor hatte die 46-Jährige auch schon Kurse in der Familien-Metzgerei angeboten. „Außerdem war ich bei jeder Kochshow im deutschen Fernsehen dabei“, erklärt sie lachend. Und das mit einigem Erfolg.

Am kommenden Dienstag veranstalten die beiden zusammen mit Yannick Noll, einem Kollegen von Dangel, einen Kinderkochkurs mit Rezepten aus dem Buch im Weißenhorner Studio. Die zehn Plätze waren innerhalb kürzester Zeit vergeben.

Das Kochen mit Kindern macht Sabine Müller Spaß. „Sie sollen sehen, wie etwas gemacht wird.“ Bei Fertigprodukten sei dies nicht mehr erkennbar und für die Kinder nicht nachvollziehbar. Und auch die Jungen und Mädchen seien bei den Kursen mit Feuereifer dabei und freuen sich, wenn sie selbstständig arbeiten dürfen.

Und noch einen Punkt schiebt Müller nach: „Was die Kinder selbst gekocht haben, das essen sie auch.“ Also auch schon einmal das Gemüse, das sonst eher auf dem Teller liegen bleibt. Die beiden Frauen überlegen jetzt schon, weitere Kurse im Kochstudio anzubieten.

Ein Fahrzeug für mehr Freiheit

Barrierefreiheit Matthias Müller arbeitet für den städtischen Bauhof. Das Lastenrad macht ihn dabei unabhängig.

Senden. Auf den ersten Blick wirkt das Gefährt unscheinbar: drei Räder, eine Kabine, eine Ladefläche mit Container. Doch für Matthias Müller bedeutet es ein Stück Selbstständigkeit. Der Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt Senden kann aufgrund eines Handicaps keinen Führerschein machen. Bisher war er deshalb darauf angewiesen, mit Kolleginnen und Kollegen gemeinsam zu den Einsatzorten zu fahren. Nun hat die Stadt für ihn eine Lösung gefunden – ein elektrisch unterstütztes Cargo-Bike des Berliner Herstellers Ono. Das neue Fahrzeug ergänzt seit wenigen Tagen den Fuhrpark des städtischen Betriebshofes. Mit einem 1,4-kWh-Akku kommt es auf eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 25 km/h. Damit gilt es noch als Fahrrad, samt Klingel, und darf auf Radwegen fahren. „Wir haben unseren Fuhrpark um eine ganz eigene Fahrzeugkategorie erweitert“, sagt Stefan Kunz, Leiter des Technischen Betriebshofes.

Nicht von anderen abhängig

Entscheidend sei: Der Fahrer benötigt keinen Führerschein. Für Müller ist das ein Befreiungsschlag. „Ich bin sonst immer darauf angewiesen, dass mich jemand mitnimmt“, erzählt er. Jetzt kann er allein losfahren – um seiner Arbeit nachzugehen, Wege zu säubern, im Stadtgebiet präsent zu sein. Auf das neue Fahrzeug ist er sichtbar stolz. Selbst einen Slogan für die Ladefläche hat er sich überlegt: „Sauber unterwegs in Senden.“ Die Technik wirkt durchdacht. Das Container-Modul fasst zwei Kubikmeter und lässt sich über eine Rampe austauschen. Kabine und Aufbau sind wetterfest, eine Rundumkennleuchte sorgt für Sicherheit, sogar eine Scheibenwaschanlage fehlt nicht.

Der elektrische Antrieb unterstützt beim Treten, sodass Müller auch nach langen Fahrten genug Kraft für seine Arbeit behält. Dass die Stadt hier investiert hat, ist kein Zufall. Rund 16.000 Euro hat das Spezialrad gekostet, etwa 10.000 Euro davon wurden vom Inklusionsamt Bayern bezuschusst. Möglich wurde das auch durch das Engagement von Nicol Fischäß, der Schwerbehinderten- und Gleichstellungsbeauftragten der Stadt.

Für Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf überwiegen die Vorteile: „Wir haben einen Mitarbeiter sehr glücklich gemacht, das steigert die Motivation. Gleichzeitig zeigen wir, dass wir als inklusionsfreudiger Arbeitgeber Verantwortung übernehmen.“ Müller, seit Sommer 2024 festangestellt, kann es kaum erwarten, sein neues Arbeitsgerät im Alltag einzusetzen.

Wenn er demnächst mit leuchtender Rundumkennleuchte, weißem Container und Senden-Wappen durch die Straßen fährt, dann ist das nicht nur ein Beitrag zur Sauberkeit – sondern auch ein Symbol für gelebte Wertschätzung und Inklusion.

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