Spatzen rüsten sich gegen Cottbus-Offensive

  • Spatzen-Trainer Moritz Glasbrenner konzentriert sich „aktuell nicht auf die Tabelle, sondern auf die inhaltlichen Themen“. Foto: Samuel Tschaffon

SSV Ulm Beim Debüt von Moritz Glasbrenner als Cheftrainer steht gegen Energie Cottbus die Defensive im Fokus. Das Personal bleibt weitgehend unverändert.

Eine Vita wie Moritz Glasbrenner haben nicht viele Trainer im Profi-Fußball. Und das liegt nicht an seiner fehlenden Spielerkarriere. Christian Streich, Maurizio Sarri oder Julian Nagelsmann – schon vor Glasbrenner haben zahlreiche Amateurkicker bewiesen, auf Profi-Niveau coachen zu können. An seiner fehlenden Uefa Pro-Lizenz liegt es auch nicht. Nein, sein Werdegang wird durch etwas anders besonders: seine Ausbildung. Der 35-Jährige ist Mediziner, studierte in Münster und war anschließend jahrelang als Chirurg tätig.

Ob es Anekdoten aus seiner Studenzeit gibt? „Da gab es viele, die müssen aber da bleiben, wo sie stattgefunden haben“, sagte Glasbrenner schmunzelnd auf der Pressekonferenz des SSV Ulm 1846 Fußball vor dem Drittliga-Heimspiel am Sonntag, 19. Oktober (13.30 Uhr/Liveticker auf swp.de), gegen Energie Cottbus. Die Studentenzeit zu genießen sei super wichtig – und wenn man es mit Fußball verbinden könne, „ist es natürlich umso schöner.“

Diese Verbindung versuchen die Spatzen herzustellen. Zum Semesterstart haben sie den elften Drittliga-Spieltag als Studententag deklariert. So gab es an der Universität und den Hochschulen unter anderem Rabattcodes für Eintrittskarten. Damit will der SSV Ulm gegen Cottbus zum zweiten Mal in dieser Drittliga-Saison eine fünfstellige Zuschauermarke erreichen. Der Klub rechnet mit 10.500 Fans, darunter rund 1000 Anhänger des FC Energie.

Defensiv zulegen

Die haben derzeit einiges zu feiern. Nachdem die Lausitzer in der vergangenen Saison nur knapp am Durchmarsch in die zweite Liga gescheitert waren, gehören sie nach zehn Drittliga-Spieltagen der laufenden Spielzeit überraschend erneut zur Spitzengruppe. 24 Tore hat die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter Wollitz bereits erzielt – so viele wie keine andere. Mit 20 Punkten liegt der Ex-Bundesligist auf Rang zwei, sieben Zähler vor dem Tabellenzwölften aus Ulm.

„Sie kommen über das offensive Umschalten, über die hohe Qualität der Einzelspieler im Zentrum“, sagte Glasbrenner über den Gegner. Das ist kein gutes Vorzeichen für die Ulmer, die zuletzt nach Ballverlusten anfällig waren. „Es gilt darum, diese Spieler zu kontrollieren und ihnen nicht die Möglichkeit zu geben, hier bei uns im Stadion frei aufzuspielen und Spielfreude zu haben.“

Besonders im Blickpunkt: Tolcay Cigerci. Der Top-Scorer der dritten Liga (sieben Tore/fünf Assists) wurde explizit thematisiert beim SSV Ulm. Spieler wie ihn wolle man „aus der eigenen Position rauslocken“.

Keine Frage, bei dieser Cottbuser Offensivpower wird die Ulmer Defensive gefragt sein. Nach zuletzt vier Gegentoren in Ingolstadt lag der Fokus im Training auf ihr. „Wir konnten jetzt die letzten eineinhalb Wochen gut nutzen, haben uns auch viel mit dem Defensivspiel beschäftigt, wollen da die Hausaufgaben deutlich besser machen als zuletzt“, sagte der neue Spatzen-Cheftrainer. Das heißt: bessere Abstände, mehr Kompaktheit, Kontrolle über das Zentrum. „Wir hoffen natürlich, dass der Matchplan am Wochenende aufgeht.“

Diese Mission kann Glasbrenner mit demselben Personal angehen wie in den Vorwochen. Die zu Beginn der Länderspielpause angeschlagenen Spieler Leon Dajaku, Marcel Seegert und André Becker sind alle einsatzbereit. Lukas Mazagg (Bauchmuskelzerrung) fehlt allerdings weiter. Cottbus schöpfe hingegen fast aus dem Vollen, sagte Trainer Wollitz auf der Pressekonferenz des FC Energie.

Ob Glasbrenner erneut seiner Startelf aus Ingolstadt vertraut, offenbarte er am Freitag noch nicht. Zuletzt brachte er in Ingolstadt zur zweiten Hälfte Ben Westermeier für Max Brandt ins Spiel, um im Zentrum mehr Zugriff zu bekommen. Ist Westermeier nach neun Einwechslungen reif für die Anfangsformation? „Ich bin mir sicher, wenn er so weitermacht, dann wird er auch zeitnah die Chance von Beginn an bekommen“, sagte Glasbrenner. Hört sich so an, als müsse sich der 22-Jährige noch gedulden.

Klarheit herrscht hingegen bezüglich des „unsportlichen Verhaltens“ der SSV-Fans beim Heimspiel gegen Jahn Regensburg: mit 4900 Euro Geldstrafe bittet der Deutsche Fußball-Bund die Spatzen zur Kasse, weil sein Anhang vierzehn Leuchtfackeln gezündet hatte. „Grundsätzlich müssen wir uns natürlich an das Regelwerk halten. Das gilt für Trainer, Spieler, wie auch für Fans“, sagte Glasbrenner.

Es gilt, ihnen nicht die Möglichkeit zu geben, bei uns im Stadion Spielfreude zu haben. Moritz Glasbrenner Cheftrainer des SSV Ulm

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