Dichter und höher

  • Chirin Kolb Volkmar Könneke

Welches Ziel verfolgt die Stadt Ulm künftig im Wohnungsbau? Um diese Frage ging es in der Auseinandersetzung um das Baugebiet Eschwiesen 3 in Wiblingen jenseits aller Aufregung über das verunglückte Vorgehen der Stadtverwaltung. Mit dem schon 2023 mühsam errungenen Kompromiss, der jetzt vom Gemeinderat mit nur einer Stimme Mehrheit bekräftigt wurde, lässt sich leben. In den Eschwiesen wird verdichteter gebaut, als es ursprünglich vorgesehen war, und Ulm braucht diese 220 Wohnungen dringend. Besser wären freilich 100 mehr gewesen.

Wohnen ist eine soziale Frage. Steht, wie in Ulm, nicht genügend bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung, leidet der Zusammenhalt einer Gesellschaft. Wohnen ist auch ein Standortfaktor für die Wirtschaft und für die Attraktivität einer Stadt überhaupt. Es müssen in Ulm mehr Wohnungen entstehen. Der Gemeinderat hat schon vor Jahren versucht, dieser Forderung Nachdruck zu verleihen und ebenso einmütig wie plakativ eine Zielmarke beschlossen: 700 neue Wohnungen sollen es pro Jahr sein. Dieses Ziel wird regelmäßig verfehlt, aus verschiedenen Gründen, die meist außerhalb der städtischen Verantwortung liegen. Es sollte aber allen Fraktionen im Gemeinderat klar sein: Wer sich glaubhaft für die Beseitigung des Wohnungsmangels einsetzen will, muss den Bau von mehr Wohnungen auch beschließen.

Flächen wachsen nicht nach

Das ist bei jedem einzelnen Vorhaben womöglich schwierig, weil es immer Stimmen und Gründe gibt, die hier oder dort gegen weitere Wohnungen sprechen. Verdichteter und höher zu bauen, ist jedoch auch aus Gründen des Klimaschutzes und des Flächenverbrauchs ein Gebot der Stunde. Flächen werden zunehmend knapp, und sie wachsen nicht nach. Umso mehr gilt es, aus Neubaugebieten das Beste und Verträglichste herauszuholen.

Das müssen nicht ausschließlich Mehrfamilienhäuser sein. Gerade in den Ortschaften gibt es gute Gründe, auch Eigenheime zuzulassen, beispielsweise in ebenfalls verdichteter Form als Reihenhäuser. Nur eben: wenige. Weniger jedenfalls als früher. Es stimmt ja, dass eine Stadt Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen und Wohnwünsche anbieten muss, und für etliche Menschen hängt ihr Glück vom Eigenheim ab. Vielleicht muss es ja nicht immer ein neu gebautes sein.

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