Das Donautal feiert Jubiläum
Wirtschaft Vor 75 Jahren ist das Industriegebiet Donautal begründet worden. Heute arbeiten dort Tausende Menschen. Doch der Standort stößt an seine räumlichen Grenzen.
Dass es im Donautal eines Tages eng werden könnte, das hatten die Stadträte wahrscheinlich nicht vorhergesehen, als sie 1948 beschlossen, dass Ulm ein Gebiet zur Ansiedlung von Industrie brauchte. Vor 75 Jahren – also 1950 – siedelten sich dann die ersten Firmen an. Zunächst auf einem kleinen Gebiet südlich der B311. Heute umfasst das Gebiet 345 Hektar. Mehr als 200 Firmen und 20.000 Beschäftige gehen dort ihren Geschäften nach. „Sie tragen maßgeblich zum Wohlstand der Stadt bei“, wie Oberbürgermeister Martin Ansbacher in seinem Grußwort zur Jubiläumsfeier betonte. Die Vielfalt der Firmen im Donautal sorge für eine stabile Wirtschaftsstruktur.
Skepsis am Anfang
Anfangs war mancher Unternehmer allerdings skeptisch gewesen. So residierte Uzin Utz etwa noch in der Fischergasse, in etwa dort, wo sich heute die Tiefgarage Fischerviertel befindet, als die Anfrage von der Stadt kam, ob man nicht ins Donautal ziehen wolle. Angeboten wurde eine Fläche im Tausch gegen jene in der Innenstadt. „Mein Großvater konnte sich das gar nicht vorstellen“, erzählt Werner Utz, heute Aufsichtsratsvorsitzender von Uzin Utz, in einem für den Abend aufgezeichneten Video.
Erst eine Generation später wurde der Umzug dann Realität. Sein Vater, erzählt Werner Utz, sei dann so begeistert von dem neuen Standort gewesen, dass er gar ein Einfamilienhaus auf dem Gelände bauen wollte. „Gott sei Dank hat die Stadt das nicht genehmigt“, erzählt Werner Utz und erntet Gelächter aus dem Publikum.
Auch bei der Firma Seeberger, die von 1962 bis 1982 in der Neu-Ulmer Blumenstraße ihren Sitz hatte, war ein Umzug vor die Tore der Stadt zunächst nicht gewünscht. Doch Julius Rohm, der am Abend ebenfalls seine Erinnerungen teilte, erwarb dann nach der Übernahme der Geschäftsführung größere Flächen, auf denen die Firma bis heute arbeitet.
Doch auch wenn dieser Abend im Zeichen des Jubiläums und damit des Feierns stand – dass im Donautal nicht nur die Sonne scheint, wurde ebenso deutlich an diesem Abend, den die Firma Seeberger in ihrer Genusswelt ausrichtete. Um die Probleme anzugehen, soll es im kommenden Jahr eine Schwerpunktsitzung des Gemeinderats zur Zukunft des Wirtschaftsstandorts geben, kündigte Ansbacher an.
Andreas Burkhardt, Geschäftsführer von Teva Deutschland und Sprecher des Bündnisses Donautal Connect, sprach dann auch einige Themen an, die die Unternehmer beschäftigen. So sind die Flächen weitestgehend ausgenutzt; Potenzial, um neue Firmen anzusiedeln, gibt es praktisch keines mehr und auch die Möglichkeiten der Firmen, weiter zu wachsen, sind begrenzt.
Wo die Reise hingehen könnte, skizzierte Knut Maier, Projektleiter bei Baldauf Architektur und Stadtplanung; das Büro befasst sich mit der Umgestaltung des Donautals. Er merkte an, dass in dem Gebiet eigentlich nur noch Verkehrs-, Grün- und Freizeitflächen im Besitz der Stadt sind. Weniger als ein Prozent der Fläche stehe noch für Weiterentwicklung zur Verfügung. Allerdings habe eine Umfrage ergeben, dass ein Drittel der Unternehmen sich in den kommenden Jahren baulich verändern will. „An eine Nachverdichtung in der Fläche ist allerdings nicht mehr zu denken. Es muss in die Höhe gehen“, kündigte Maier an.
Potenzial sieht Maier allerdings in den offenen Stellplätzen. Diese belegen zusammengenommen eine Fläche von etwa 25 Hektar. Verständlich, da 76 Prozent der Beschäftigten bei einer Umfrage angaben, dass sie immer mit dem Auto zur Arbeit kommen. Zudem herrscht in vielen Firmen Schichtbetrieb, sodass noch mehr Parkflächen zur Verfügung gestellt werden müssen, damit es beim Schichtwechsel nicht zu Engpässen kommt. „Das muss in den Blick genommen werden.“
Denkbar sei beispielsweise, die Parkflächen in Quartiersgaragen zu bündeln. Außerdem sollte der S-Bahn-Halt attraktiver werden. „Wenn ich dort beispielsweise einkaufen oder zum Sport kann nach der Arbeit, dann fahre ich vielleicht auch eher mit der S-Bahn nach Hause“, regte der Stadtplaner an.
Das alles seien noch sehr grobe Ideen, da das Projekt erst vor wenigen Monaten gestartet sei und noch bis Ende 2026 laufe. Dabei sollen Firmen wie Arbeitnehmervertreter ins Boot geholt werden, um das Donautal zukunftsfest zu machen. „Und dann feiern wir den 150. Geburtstag noch größer. Vielleicht ist ja der ein oder andere von uns dann mit dem Rollator wieder dabei“, formulierte Julian Utz einen Wunsch.
Mein Großvater konnte sich das gar nicht vorstellen. Werner Utz Aufsichtsratsvorsitzender von Uzin Utz