Ein Fahrzeug für mehr Freiheit
Barrierefreiheit Matthias Müller arbeitet für den städtischen Bauhof. Das Lastenrad macht ihn dabei unabhängig.
Senden. Auf den ersten Blick wirkt das Gefährt unscheinbar: drei Räder, eine Kabine, eine Ladefläche mit Container. Doch für Matthias Müller bedeutet es ein Stück Selbstständigkeit. Der Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt Senden kann aufgrund eines Handicaps keinen Führerschein machen. Bisher war er deshalb darauf angewiesen, mit Kolleginnen und Kollegen gemeinsam zu den Einsatzorten zu fahren. Nun hat die Stadt für ihn eine Lösung gefunden – ein elektrisch unterstütztes Cargo-Bike des Berliner Herstellers Ono. Das neue Fahrzeug ergänzt seit wenigen Tagen den Fuhrpark des städtischen Betriebshofes. Mit einem 1,4-kWh-Akku kommt es auf eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 25 km/h. Damit gilt es noch als Fahrrad, samt Klingel, und darf auf Radwegen fahren. „Wir haben unseren Fuhrpark um eine ganz eigene Fahrzeugkategorie erweitert“, sagt Stefan Kunz, Leiter des Technischen Betriebshofes.
Nicht von anderen abhängig
Entscheidend sei: Der Fahrer benötigt keinen Führerschein. Für Müller ist das ein Befreiungsschlag. „Ich bin sonst immer darauf angewiesen, dass mich jemand mitnimmt“, erzählt er. Jetzt kann er allein losfahren – um seiner Arbeit nachzugehen, Wege zu säubern, im Stadtgebiet präsent zu sein. Auf das neue Fahrzeug ist er sichtbar stolz. Selbst einen Slogan für die Ladefläche hat er sich überlegt: „Sauber unterwegs in Senden.“ Die Technik wirkt durchdacht. Das Container-Modul fasst zwei Kubikmeter und lässt sich über eine Rampe austauschen. Kabine und Aufbau sind wetterfest, eine Rundumkennleuchte sorgt für Sicherheit, sogar eine Scheibenwaschanlage fehlt nicht.
Der elektrische Antrieb unterstützt beim Treten, sodass Müller auch nach langen Fahrten genug Kraft für seine Arbeit behält. Dass die Stadt hier investiert hat, ist kein Zufall. Rund 16.000 Euro hat das Spezialrad gekostet, etwa 10.000 Euro davon wurden vom Inklusionsamt Bayern bezuschusst. Möglich wurde das auch durch das Engagement von Nicol Fischäß, der Schwerbehinderten- und Gleichstellungsbeauftragten der Stadt.
Für Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf überwiegen die Vorteile: „Wir haben einen Mitarbeiter sehr glücklich gemacht, das steigert die Motivation. Gleichzeitig zeigen wir, dass wir als inklusionsfreudiger Arbeitgeber Verantwortung übernehmen.“ Müller, seit Sommer 2024 festangestellt, kann es kaum erwarten, sein neues Arbeitsgerät im Alltag einzusetzen.
Wenn er demnächst mit leuchtender Rundumkennleuchte, weißem Container und Senden-Wappen durch die Straßen fährt, dann ist das nicht nur ein Beitrag zur Sauberkeit – sondern auch ein Symbol für gelebte Wertschätzung und Inklusion.