Gesundheit Lisa Wacker macht seit Jahren Capoeira. Als sie an Brustkrebs erkrankt, stärkt sie der Kampfsport. Am Samstag gibt es eine Capoeira-Spendenaktion für die Deutsche Krebshilfe.
Es ist fünf Jahre her. Lisa Wacker sitzt in einem Wartezimmer, wie sie das in dieser Zeit oft tut. Es sind die schlimmen Wochen vor der Operation, an denen viele Untersuchungen anstehen. Nervös vor der Bekanntgabe der Ergebnisse lenkt sie sich mit dem Blättern in einer Zeitschrift der Deutschen Krebshilfe ab. Darin sieht sie das Foto zweier Frauen. Es sind zwei Triathletinnen, die ihren Brustkrebs überwunden haben und für die Krebshilfe einen Spendenlauf organisieren.
Das gab der heute 48-Jährigen einen Schub. „Wenn ich das hier hinter mir habe, dann mache ich das auch!“. Keinen Spendenlauf, aber eine Capoeira-Aktion, ihrem geliebten Sport, den sie seit Jahren ausübt.
Von nun an hat sie Bilder im Kopf. Bilder einer gesunden Lisa, die wieder „spielt“, wie sie es nennt, wenn sie mit ihren Leuten aus der Gruppe Capoeira Brasil aktiv ist. Und sie sieht Bilder einer großen Spendenveranstaltung. „Bilder sind so wichtig für die Heilung“, sagt sie, „sie können die Selbstheilungskräfte aktivieren.“ Außerdem förderlich für die Genesung sei die innere Haltung. Und ihre stand ganz eindeutig auf: Das schaffst du!
Ein paar Wochen zuvor hatte sie einen Knoten in ihrer Brust ertastet. Ihr Gynäkologe wurde ganz still bei der Untersuchung. Da wusste sie, es stimmt was nicht. Die Diagnose lautete Krebs – immerhin eine nicht aggressive Art.
Die letzte Capoeira-Stunde vor der Operation fand mit Abstand statt. Es war mitten in der Corona-Zeit. Ihre Kampfsportfreunde geben ihr ein Büchlein, in das jeder etwas hineingeschrieben hat, ihr Trainer Maurilio Cesar Ribeiro gibt ihr viel Kraft mit auf den Weg. Für Lisa Wacker ist das eine neue Situation. Die Psychotherapeutin darf nun mal die Hilfe anderer annehmen.
Voller Vertrauen gibt sie sich in die Hände der Ärzte, hält sich an den Rat ihres Gynäkologen, der sagt: „Tun Sie sich den Gefallen: Schauen Sie nicht ins Internet.“ Die Unterstützung der Familie sei Gold wert gewesen, aber auch ihr Rüstzeug, dass ihr der Kampfport mitgibt hat sie stark gemacht.
Vor 15 Jahren hatte sie die Grupo Capoeira Brasil auf dem Haalplatz gesehen und gleich gewusst, dass das ihr Sport ist. Musik und Bewegung, tanzend, kämpfend, kräftigend, Gemeinschaft stärkend. „Wenn ich jetzt abends durch eine Großstadt gehe, habe ich keine Angst mehr.“
Die Operation ist überstanden. Lisa Wacker steht auf und macht die ersten Schritte. Über den Flur des Diak Klinikums, in einem leeren Raum, probiert sie heimlich ein paar Figuren Capoeira aus. Und bald schon ist „Finta“, so ihr „Appelido“ (ihr Capoeira-Name) wieder bei ihrer Gruppe, fängt langsam an, sitzt mit im Kreis („Horda“), spielt die Berimbao, singt und traut sich an die ersten Kicks.
Elisabeth Macht ist eine Capoeirista aus Pforzheim. Auch sie war an Brustkrebs erkrankt. Weil man beim Capoeira eine große Familie ist, kennt man sich. Lisa Wacker und Elisabeth Macht gehen ihr Ziel also gemeinsam an: planen eine große Spendenaktion. In der Kulturscheune der Waldorfschule finden sie einen Ort. Sie laden Capoeira-Mestres ein, die eine vielfältige Show vorführen werden. Kleine Theaterszenen mit der Kindergruppe der Gruppe Capoeira Brasil, die im SC Steinbach angegliedert ist, zeigen die Entstehungsgeschichte dieses Kampfsports. Im Foyer wird es an Ständen Informationen zum Thema Krebsvorsorge, Komplementärmedizin in der Krebstherapie und Bewegung als Bewältigungsstrategie geben.
Lisa Wacker ist die Unterstützung für die Deutsche Krebshilfe vor allem wichtig, um die Forschung zu unterstützen. Ihr selbst blieb dank der Erkenntnisse der Krebsforschung die Chemotherapie erspart.