„Richtig lecker riecht gute Erde“

  • Klimaschutzbeauftragte Anna Köppel, Monika Duhm vom Umweltteam, Nico Gartmann von der Solawi und Pfarrerin Susanne Matthies (von links) mit dreierlei Bodenqualitäten. sasch

Umwelt Anne Köppel und Nico Gartmann informieren in der Sophie-Scholl-Gemeinde über naturnahes Gärtnern.

Schwäbisch Hall. Nico Gartmann ist gärtnerischer Leiter der Solawi in Wackershofen. Er ist nicht alleine gekommen zu dem Abend, den das Umweltteam der Sophie-Scholl-Gemeinde organisiert hat. Er hat Erde mitgebracht – dreierlei. „Unser Boden ist für uns fundamental. Ich will wissen, was unter den 20 Zentimetern unter meinen Füßen los ist.“ Der Landwirt ernährt seine Pflanzen mit Nährstoffen aus der Flasche. Beim biologischen Gärtnern muss alles Gute aus der Erde kommen.

Anhand der drei verschiedenen Bodenentnahmen zeigt er die lehmige Erde. „Die schmiert und bricht, das darf gute Erde nicht.“ Anhand der guten Erde, die er aus der Fläche unter seinem Folientunnel ausgegraben hat, zeigt er, wie es sein sollte: „Gute Erde muss krümelig sein, sie riecht schön säuerlich. Richtig lecker riecht gute Erde.“

Wie man zu so einer Erde kommt, erklärt der Profi auch. Zunächst einmal hat er heuer eine mutige Entscheidung getroffen: Er hat den Pflug vom Acker verbannt. Nico Gartmann hält nichts vom Umgraben. Alles umgraben und auf den Kopf stellen, schafft Chaos. Er zeigt auf einem Foto das Resultat. Einmal aufgeschaufelt, um ins Innere zu schauen, und es wimmelt von Regenwürmern. Die Pflanzen auf der Oberfläche werden bodennah abgeschnitten und die Oberfläche nur angelockert. Er rät Hausgärtnern, mit einem Dreispitz den Boden zu belüften, aber nicht umzugraben.

Wichtig ist natürlich zudem die Zugabe von Kompost und Mulch. „In der Natur ist Boden niemals nackt.“ Sobald er eine Fläche abgeerntet hat, sät er Gründung darauf. Dauerblühstreifen zum Beispiel, auch wenn da schon mal Disteln mit rauswachsen. „Dann beschwert sich der Nachbar“, meint eine Dame im Publikum.

Menschen sollten umdenken, das ist wohl die größte Herausforderung beim naturnahen Gärtnern. Das gibt auch Anna Köppel, Klimabeauftragte der Stadt, zu bedenken. Gartenbesitzer sollten mehr Gelassenheit lernen, Natur zulassen, seltener mähen, die Stengel der Stauden über den Winter stehen lassen, das Laub liegen lassen oder daraus Hügel formen. Sie betont, wie wichtig es sei, Hausgärten umweltfreundlich zu gestalten. In Deutschland nähmen Gärten eine Fläche ein, die größer ist als alle terrestrischen Naturschutzgebiete. Gerade bei der Flächenversiegelung spielen sie eine große Rolle, weil sie wie Trittsteine dienen für den Artenaustausch.

Außerdem sorgen sie für Abkühlung bei zunehmend heißen Sommern. Steingärten würden in warmen Nächten dauerhaft Wärme abgeben, es könne nicht zur Abkühlung kommen. Anna Köppel appelliert: „Jeder Quadratmeter zählt!“. Pfarrerin Susanne Matthies ergänzt, die theologische Bedeutung von Erde: Biblisch gesehen, sei es die Aufgabe der Menschen, den Garten, der uns geschenkt ist, zu bebauen und zu bewahren.

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