Mit Riemensandalen auf Limespfaden

Über 748 Kilometer erstreckt sich der Deutsche Limeswanderweg. Finnian Garvey aus dem hessischen Schöneck hat sich für die nächsten Wochen einiges vorgenommen. Er will einen Weltrekord aufstellen und die Strecke entlang des römischen Grenzwalls zu Fuß in 60 Tagen bewältigen.

Der Abenteurer und Influencer bringt Wandererfahrung mit. „Ich bin 2024 vier Monate entlang der irischen Westküste gewandert, aber da hatte ich komfortable Wanderschuhe dabei.“ Bei seinem Weltrekordversuch auf Limespfaden schlüpft er in das Gewand eines Germanen von vor zirka 1800 Jahren. Riemensandalen, Speer und Schild. „Ich wurde bei der Auswahl der Kleidung von Archäologen beraten. Mit meinem Weltrekord möchte ich das kulturelle Erbe des Römischen Reichs in den öffentlichen Fokus rücken.“

Am 8. September startete Garvey seinen Weltrekordversuch in Rheinbrohl, der – wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt – nach knapp 750 Kilometern in Bad Gögging an der Donau enden wird. Am vergangenen Wochenende erreichte der Abenteurer über Öhringen den Ortsrand Mainhardt. Seine Neugier war gleich geweckt, als er die rekonstruierten Limes-Palisaden auf der Wiese gegenüber dem Netto-Supermarkt entdeckte. Dank seiner großen Community in den Sozialen Medien, unter anderem 165.000 Follower bei Instagram, fand er auf dem Riegenhof eine Unterkunft.

Am Sonntagmorgen genießt Garvey eine heiße Tasse Kaffee, die ihm Gastgeberin Doris Braun serviert. Neben dem frischen Kaffee widerfährt dem abenteuerhungrigen Mann am frühen Morgen noch etwas Gutes. Anna Reuter ist soeben auf dem Riegenhof eingetroffen. Die junge Frau engagiert sich bei einem Reenactment-Verein und stellt historische Epochen in authentischer Weise nach. Sie hat sich auf historisches Schuhwerk spezialisiert und verhilft Garvey zu frischen Riemensandalen.

„Neues Schuhwerk kann ich echt gut gebrauchen. Die Strecke von Öhringen bis nach Mainhardt war anspruchsvoll. Es ging hoch und runter.“ Bis zu 20 Kilometer am Tag über Stock und Stein läuft Garvey, um sein Weltrekordziel zu erreichen. Nachdem die Schuhmacherin ihren Job erledigt hat, zieht es Garvey weiter: Von Mainhardt wanderte er am Sonntag noch bis nach Murrhardt.

Was treibt den jungen Mann an? „Ich liebe die Challenge und bin gerne in der Natur. Unterwegs treffe ich immer wieder freundliche und hilfsbereite Menschen. Das gibt mir Kraft.“ Die langen Tagesetappen stecke er körperlich bisher gut weg. „Ich bin nach der Hauptschule zur Bundeswehr gegangen und habe mich für vier Jahre verpflichtet. Es wurden acht Jahre daraus. Bei der Bundeswehr haben wir Fußmärsche mit schwerem Gepäck gemacht. Du lernst beim Bund, Widerstände zu überwinden und packst dir körperliche Ausdauer drauf.“

Das „Mindset“ der Bundeswehr helfe ihm jetzt bei seinen Abenteuern. „Ich werde selten krank und weiß mir in Notsituationen zu helfen.“ Auch bei seinen Etappen entlang des Limes bleibt er ruhig, wenn es im Unterholz mal knackt oder der schaurige Ruf einer Eule ertönt. „Aber Respekt hätte ich schon, wenn plötzlich eine Wildschweinrotte neben mir auftauchen würde.“

Wenn’s dunkel wird und Garvey eine Unterkunft gefunden hat, bleibt ihm Zeit, seine Erlebnisse in den sozialen Netzwerken zu teilen. „In Video-Clips berichte ich, was ich erlebt habe. Ich bin mittlerweile Profi, was Videoschnitt angeht. Das macht mir Spaß. Ich will über meine Abenteuer auch Vorträge halten.“ Im Moment führe er bewusst ein Abenteuerleben. Nach dem Limes steht für den sympathischen Kerl bereits das nächste Abenteuer an: „Im November will ich nach Nepal.“

Abenteuer Finnian Garvey sorgt derzeit mit einem Weltrekordversuch auf dem Deutschen Limeswanderweg für Aufsehen. Am vergangenen Wochenende erreichte er den Mainhardter Wald.

„Menschen anstecken mit Freude“

Glaube Dieter Kern ist mit der Sonderpfarrstelle „Spiritualität“ im Kirchenbezirk Schwäbisch Hall-Gaildorf beauftragt.

Schwäbisch Hall/Gaildorf. Seit September dieses Jahres gibt es das Sonderpfarramt „Spiritualität“, eine Pfarrstelle, die es bislang noch nicht im Evangelischen Kirchenbezirk Schwäbisch Hall-Gaildorf gab. „Mir geht es schlicht darum, den Menschen zu helfen, näher mit Gott in Verbindung zu kommen“, mit diesen Worten beschreibt Dieter Kern seine neue Aufgabe. Der Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Michelfeld-Gnadental-Neunkirchen will „Menschen anstecken mit der Freude, die ich bei Gott gefunden habe“.

Er beobachte, dass viele Menschen ein Bedürfnis danach haben „zu beten, still zu werden und in Kontakt zu Gott zu treten“. Wie das vonstattengehen soll, wüssten die meisten nicht, sagt Dieter Kern. Daher biete er viele kleine praktische Methoden an, die weiterhelfen könnten. „In gewisser Weise ist der Glaube auch ein Handwerk, das man erlernen kann“, ist der Pfarrer überzeugt. Ebenso sei Spiritualität erlernbar. Und dafür biete er verschiedene Methoden oder Handwerkszeug an.

„In den letzten Jahren hat sich schon einiges entwickelt, was ich weiterführen will. Das sind zum einen die Angebote, die an die Klosterkirche in Gnadental angebunden werden, etwa die Freitage um 19 Uhr mit Klosterführung, ‚Holy Hour’, ‚Einfach singen’, ‚Gott im Gehen finden‘ oder die Exerzitien im Alltag in der Passionszeit“, führt Dieter Kern aus. Des Weiteren gebe es überregionale Veranstaltungen – das Pilgern, die Taizé-Freizeit für Jugendliche oder die geistliche Einzelbegleitung. An dieser Mischung wolle er festhalten. Neue Ideen seien eine Männerfreizeit in Bad Urach, ein Draußentag in Heiligenbruck, ein Herbstkurs und ein Stille-Tag. „Mitarbeit bei den Grundkursen des Jugendwerkes würde mir auch Spaß machen. Aber es darf noch Luft bleiben für Dinge, die sich von allein entwickeln oder auf mich zukommen“, so Pfarrer Kern.

Seine Angebote richten sich an alle, „die Stille suchen, Sinn entdecken möchten oder sich mit dem Göttlichen verbinden wollen“. Die Angebote seien für viele auch wie eine Oase oder ein Gasthaus: „Sie kommen hierher und holen sich das ab, was sie brauchen und gehen dann wieder ihre eigenen Wege. Ich würde sagen, es sind Menschen, die ganz allgemein auf der Suche sind nach Gott und sich eine Vertiefung ihres Lebens wünschen.“

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