Ein Waghalsiger nimmt Abschied

  • Johann Traber auf der Muswiese 2009. Peer Hahn

Die Familie Traber ist ähnlich alt wie die Muswiese: Schon vor mehr als 500 Jahren wurde ihr vom Landgrafen des Elsass das Auftreten und Umherziehen gestattet. Die Urkunde ist erhalten. Heute gehören die Trabers zu den bekanntesten Artistendynastien der Welt. Und zweimal, 1949 und 2009, traten sie auch tatsächlich auf dem Jahrmarkt in Musdorf auf.

Viele Hohenloher haben also gute Erinnerungen an waghalsige Momente auf dem Hochseil – und sind jetzt traurig: Am 16. September ist das Familienoberhaupt Johann Traber im Alter von 72 Jahren gestorben. Zur Beisetzung in seiner Heimatgemeinde Breisach im Schwarzwald kamen acht Tage später etwa 1000 Menschen, um ihm die letzte Ehre zu beweisen.

Der SWR beschrieb seinen Lebenslauf wie folgt: „Er wurde sogar auf einem Seil getauft. Schon mit sechs Jahren stand er erstmals in Freiburg in 22 Metern Höhe vor Publikum. Von da an widmete er sich ganz den Balanceakten – und tourte mit seinen Shows um die ganze Welt. Berühmt wurde Traber vor allem durch seine waghalsigen Kunststücke auf dem Motorrad, bei denen er nicht selten Kopf und Kragen riskierte. 2010 stellte er auf der Freiburger Messe sogar einen Weltrekord auf: Mit einem Auto fuhr er 120 Meter über ein Doppelseil.“

2009 war das Muswiesen-Wetter zwar höchst durchwachsen, die Truppe um Johann Traber trotzte der Nässe auf den Seilen aber – und zauberte zwei Auftritte pro Tag an den tristen Himmel über Musdorf. „Uns gefällt das Fest richtig gut. Die Abende verbringe ich gerne unter den Leuten“, sagte er unserer Zeitung.

Beim ersten Traber-Gastspiel 1949 war Johann freilich noch gar nicht geboren. Damals düste sein Vater, ebenfalls ein Johann, mit dem Motorrad Richtung Spitze der Michaelskirche. „Das war die Sensation des Jahres“, erinnerte sich später Altbürgermeister Karl Walch. Wer es erlebte, hat es nie wieder vergessen.

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