Unglück Gleich zweimal innerhalb 30 Stunden hat es im historischen Lokschuppen am Wochenende gebrannt, die Ursache ist unklar. Was bedeutet das für die Bahnbetriebswerk AG und den Verein DBK?
Im Bereich des Betriebswerks Crailsheim ist ein Feuer ausgebrochen. Ein Lokschuppen brennt. Die Feuerwehr ist im Großeinsatz.“ Das schreibt Dieter um 19.31 Uhr. „Ja, der Lokschuppen der GfF brennt lichterloh! Sieht nicht gut aus“, antwortet Schottersteinzähler um 19.41 Uhr. Und Turner meldet um 20.04 Uhr: „Bahnhof Crailsheim ist gesperrt.“ Am Samstagabend war einiges los auf www.drehscheibe-online.de. Das ist ein Forum im Internet, auf dem sich Eisenbahnfreunde austauschen. Der Großbrand in Crailsheim war viel diskutiertes Thema.
Der Brand ist gelöscht, auch ein kleinerer Nachbrand Sonntagnacht, der alte Lokschuppen aber so gut wie ausgebrannt. Die Crailsheimer Feuerwehren haben tolle Arbeit geleistet (unsere Zeitung berichtete). Und was hat das Feuer ausgelöst? Polizeihauptkommissar Jonas Ilg vom Polizeipräsidium Aalen: „Die polizeilichen Ermittlungen zur Brandursache laufen, unsere Kollegen waren am Montagnachmittag am Brandort und haben diesen untersucht. Der Brandort wurde mittlerweile wieder freigegeben.“ Ein Gutachter sei nicht bestellt worden und zuständig die Staatsanwaltschaft Ellwangen.
Es könnte zwei Gründe geben: Die Ermittler vermuten, dass am Samstag noch an einem Waggon geschweißt wurde. Auch in diese Richtung werde jetzt bezüglich der Brandursache ermittelt. „Bei Instandsetzungsarbeiten werden öfters Reparaturbleche angeschweißt, wobei den Arbeitern die Brandgefahr an dem dahinter liegenden Holz und der Dämmung bewusst ist“, sagt Konstantin Neer, der Vorstandsvorsitzende der Bahnbetriebswerk Crailsheim AG. Er meint allerdings, dass zwischen den Schweißarbeiten und dem Ausbruch des Feuers am Samstag mehr als acht Stunden gelegen hätten. Auch ein technischer Defekt könne nicht ausgeschlossen werden. „Die Elektrik im Schuppen war teilweise noch auf den bloßen Holzbalken verlegt“, sagt er.
Neer ist auch Geschäftsführer der Gesellschaft für Fahrzeugtechnik (GfF), die Schienenfahrzeuge repariert und instand setzt, und sich im Lokschuppen eingemietet hat. Zwei Arbeiter der GfF waren am Samstag noch auf dem Gelände und haben versucht, das Feuer zu löschen. Laut Konstantin Neer seien die Männer schon im Feierabend gewesen, als sie Rauch in dem Gebäude bemerkten. „Sie haben gleich meinen Vorstandskollegen Alexander Busch-Nowak angerufen, der dann den Notruf gemacht hat. Die beiden kamen später ins Krankenhaus, was aber eine Vorsichtsmaßnahme gewesen ist, weil sie in dem verrauchten Gebäude waren und man eine Rauchvergiftung ausschließen wollte“, berichtet Neer. Die beiden seien wohlauf.
Schäden: Wagen und Ausrüstung
Das Feuer im Lokschuppen hat zwei alte Eisenbahnpersonenwagen zerstört. Einen sogenannten Umbauwagen der Bauart „B4yg“ und einen Schnellzugwagen der Bauart „Bm 232“. Beide gehören Privatpersonen und beide sind ein Totalschaden, kaputte Überbleibsel des Feuers. „Den Schnellzugwagen hatten wir fast schon wieder hergerichtet“, sagt Neer. Zudem sei eine umfangreiche Werkstattausrüstung mit Hebeständen, Blechbearbeitungsmaschinen, elektrischen Geräten und vielem mehr dort untergebracht gewesen. Und – die Dampflokomotive 50 3606 (Baujahr 1942).
„Dass unsere Dampflok nahezu unversehrt geblieben ist, grenzt an ein Wunder“, sagt Bert Hellwig, stellvertretender Vorsitzender des Vereins DBK Historische Bahn, dem Hauptaktionär der Bahnbetriebswerk AG. „Die hat wohl einen Schutzengel gehabt und stand so günstig, dass die Flammen sie nicht erreicht haben. Nur zehn Meter weiter hat das Feuer die anderen Wagen zerstört. Eigentlich sollte sie nächstes Jahr in Betrieb gehen, aber das wird sich verzögern. Das Gebäude soll so schnell wie möglich wieder aufgebaut werden, das ist ja die Service-Werkstatt für alle unsere Fahrzeuge.“ Vorher müsse natürlich alles aufgeräumt und entsorgt werden.
Vorrangiges Ziel: Neues Dach
Apropos Auf- und Wegräumen: „Am Montagabend kurz vor 18 Uhr hat noch das Landratsamt bei mir angerufen, und gesagt, dass die Arbeiten erst beginnen dürfen, wenn dies genehmigt sei“, weiß Konstantin Neer. Er „projektiert schon“, wie er sagt. „Ich habe Kontakt zu einer Spezialfirma, die Spannbetonteile für das neue Dach liefern könnte, sodass es historisch korrekt wieder auf Giebelhöhe gebracht werden kann.“ Auch ein Spezialbagger muss her, um die angekokelten Balken nach oben wegzuheben, um den Wänden nicht zu schaden. Denn die Fassade, also die Außenwände des Lokschuppens sind heil geblieben, auch wenn das Gebäude als einsturzgefährdet gilt, was sich auf das Dach bezieht.
„Das ist Glück im Unglück, wie mit unserer Dampflok“, sagt Bert Hellwig. „Wir wollen alles daransetzen, das Gebäude so schnell wie möglich wieder betriebsbereit zu machen. Das heißt, ein neuer Dachstuhl und ein neues Dach.“
Die Versicherung ist informiert. Wenn die ihre Arbeit gemacht hat, kann Neer ein Unternehmen mit dem Aufräumen und der Entsorgung beauftragen. „Auch dabei müssen Spezialisten her, weil das Problemmüll ist, und nach dem Brand auch dioxinbelastet. Zudem war das Dach aus Eternitplatten.“ Das Kuriose am Brandgeschehen: Fast alles, was unter 1,50 Metern war, ist quasi unversehrt (von Rauch- und Rußablagerungen abgesehen). Die Hitze ist nach oben gestiegen.
„Wir sind alle schockiert. Aber wir denken nach vorne und lassen uns nicht unterkriegen, wir haben hier zusammen schon viel auf die Beine gestellt, sind eine kreative Truppe“, sagt Neer. Den Schaden schätzt er auf weit mehr als 750.000 Euro. Weil die Bahnbetriebswerk AG ein gemeinnütziger Verein sei, hoffe man auch auf Hilfe von außen durch Spenden.