Was seit Ewigkeiten rumliegt

Schmuckstücke In manchen Tresoren und Schubladen lagern funkelnde Schätze. Eine Bewertung in Ehingen sorgt für Überraschungen.

Wer trägt eigentlich noch wertvollen Schmuck? Wer traut sich, eine wuchtige Goldkette am Handgelenk baumeln zu lassen? „Kaum jemand“, war beinahe unisono die Antwort von Menschen, die kürzlich ein Angebot des Juweliers und Uhrenfachhändlers Fischer-Ries angenommen haben. „Viel zu gefährlich“, winkten Schmuckbesitzer ab. Markus Ries und seine Kolleginnen hatten zur fachkundigen Bewertung von Schmuckstücken, Juwelen und Uhren eingeladen. Die Besucher drängten sich geradezu im Laden und jeder hatte ein Schächtelchen oder einen kleinen Beutel dabei. Mancher holte aus den Tiefen der Manteltasche eine Goldkette hervor, andere arrangierten auf den Plüschtabletts des Beraters Ringe, Kommunion-Kreuze, Siegelringe, Armbänder und Broschen.

„Für schlechte Zeiten“

„Die wenigsten Besucher möchten etwas veräußern“, wusste Markus Ries aus einer vergangenen Schmuckbewertung dieser Art. Die meisten Menschen wollten einfach wissen, was in den heimischen Schubladen oder im Tresor an Wert lagert. „Für schlechte Zeiten“, sagte einer. „Als eine Art Versicherung“, argumentierte ein anderer. In Anbetracht der hohen Edelmetallpreise gingen die meisten Kunden sehr zufrieden aus dem Laden. Was vor 40 Jahren gekauft worden ist, ist heute ein Vielfaches wert.

Markus Ries testet zunächst mittels Kohlenstoffprüfung den Edelstein und in den meisten Fällen waren es Diamanten, die einen Ring oder Ohrringe zierten. Bei den Schmuckstücken wurde der Edelmetallwert taxiert und dann geprüft, ob es für die Antiquität einen Markt gibt. Für Broschen gibt es kaum noch einen. Aber Broschen lassen sich umarbeiten. Es komme auf die Reinheit, den Farbton und den Schliff eines Edelsteins an, sagte Ries.

Säge kommt nicht zum Einsatz

Eine Mutter und ihre Tochter wollten beide das Erinnerungsstück, eine lange Perlenkette, nicht mehr tragen. Mit der Idee, die Kette für die Tochter modern anzupassen, verließ das Duo den Laden. Ein klassischer Fall für die Umarbeitung waren auch Ringe, die beim Vererben oder im Alter nicht mehr passen. „Sie glauben gar nicht, wie oft ich Ringe vom Finger schneiden muss“, verriet Markus Ries. „Beinahe wöchentlich“, überschlug der Fachmann und holte eine kleine Säge hervor, die an diesem Tag allerdings nicht zum Einsatz kam.

Einige Stücke ließen selbst den Fachmann staunen. Da kamen wuchtige, goldene Armbänder zum Vorschein und ein Kunde trug eine schwere Goldkette unsichtbar unter dem Hemd. Ein Besucher aus Laupheim wollte „wissen, was man daheim seit Ewigkeiten herumliegen hat“ und nahm noch ein paar Tipps zur Aufbewahrung und zur Pflege mit nach Hause. In dem einen oder anderen Fall kam eine Handvoll Schmuck auf einen vier- bis fünfstelligen Wert. Niemand trug seinen Schmuck offen.

Für Markus Ries, der einen Faible für Uhren hat, sind Schmuckbewertungen auch mit Überraschungen verbunden. Eine Taschenuhr mit Gravur „1916“ faszinierte den Fachmann. Der Besitzer hatte die Uhr noch nie offen gesehen, weil er Angst hatte, den Uhrendeckel zu öffnen. Die feine Unruh faszinierte Händler und Kunde gleichermaßen. Zu Leidwesen beider hatte allerdings auch diese Taschenuhr durch unsachgemäße Behandlung an Wert verloren. Entschädigt wurde der Besitzer durch die goldene Uhrenkette. „Echtgoldene Uhrenketten sind selten“, wusste Ries.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Auktionen bilden bei Taschenuhren den Marktwert ab. Aber auch diese Taschenuhr trat wieder den Heimweg an. Markus Ries wusste aber auch, dass „nicht alles Gold ist, was glänzt“. Mancher habe bei Medaillen schon eine Enttäuschung erlebt, wenn der Wert ermittelt war. Doch an diesem Vormittag kamen Kunden, die in etwa wussten, was ihr eigen war. Der eine oder andere wusste den Großonkel selbst nach Jahrzehnten noch zu schätzen.

Heuer keine Äpfel aus Hundersingen

Obst Händler Fürst kann nicht liefern, ihm hat es die Ernte verhagelt. Der „Bumis“-Markt hat aber eine Alternative parat.

Ehingen. Tja, die Obstbäume. Im einen Jahr biegen sich die Zweige vor Früchten, im nächsten muss man die Äpfel beinahe mit der Lupe suchen. So wie in diesem Jahr bei Obstbau Fürst in Hundersingen: „Sehr mager“ sehe es aus, sagt Seniorchef Otto Fürst, nur etwa 30 bis 40 Prozent der üblichen Ernte könne man von den Bäumen holen. Die Früchte hätten in diesem Frühjahr das Pech gehabt, just in jenem schmalen Streifen des Altkreises zu wachsen, auf den es ordentlich herunterhagelte. Anderen Obstbauern aus der Region wiederum sei das weniger passiert; die Ernte dieses Jahr, fasst es Fürst zusammen, falle „sehr unterschiedlich“ aus.

Ganz konkrete Folgen hat der Hundersinger Hagel für Ehingen: So ist der Ausfall an Fürst-Äpfeln etwa für Supermarkt-Inhaber Michael Bumiller spürbar, der in Ehingen zwei „Bumis“-Filialen betreibt. Er greife heuer auf Obst vom Bodensee zurück, vermeldet er in den sozialen Medien, Obstbau Fürst habe es die Ernte „versaut“. Leckere Fürst-Äpfel gebe es dann wieder im nächsten Jahr.

Rentner als Erntehelfer

Bei Obstbau Fürst sieht man die schmale Ernte gelassen: „Das gibt es immer wieder“, sagt Otto Fürst. Zumal viele Apfelbäume, je nach Sorte, der sogenannten Alternanz unterworfen sind, also in einem Jahr wenig und im nächsten Jahr mehr Äpfel tragen. Und versichert sei man ja auch, sagt Fürst. Den sicher auch die Erfahrung davon abhält, sich lange zu grämen: 83 Jahre alt ist er, seine beiden Söhne führten inzwischen hauptsächlich die Geschäfte. Obstbau Fürst gibt es seit 1973. Otto Fürst hilft unter anderem noch bei der Ernte. Sonst helfen den Fürsts hauptsächlich Rentner beim Pflücken, „die machen das gerne.“

Welche Sorte sie denn hauptsächlich von den Bäumen holen? Elstar, sagt Otto Fürst. Eher klein bis mittelgroß, süß-sauer, würzig, gut zum Essen und für den Kuchen – „die kann man eigentlich für alles nehmen“.

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