Windkraft Der Teilregionalplan Windenergie behandelt auch den Zollernalbkreis. Nun war dieser in einigen Gemeinderäten Thema. Die Stellungnahmen fielen unterschiedlich aus.
Im Jahr 2030 sollen 80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen, um im Jahr 2045 Treibhausgasneutralität und damit die Klimaschutzziele zu erreichen. Damit dies gelingt, ist der Ausbau der Windenergie an Land sehr wichtig.“ So steht es in der Sitzungsvorlage des Winterlinger Gemeinderats, der sich erst kürzlich wieder mit dem Teilregionalplan Windenergie des Regionalverbandes Neckar-Alb befasste. 1,8 Prozent der Landesfläche sollen für Windenergie ausgewiesen werden.
Der Bereich Winterlingen und Straßberg ist in der aktuellen Fassung des Teilregionalplans mit einer Fläche von zirka 505 Hektar ausgewiesen. Und damit kleiner als ursprünglich geplant – in der ersten Variante waren noch 587 Hektar vorgesehen. Die Reduzierung hat durchaus Gründe: Die militärisch genutzten Radaranlagen in Meßstetten sorgen für ein Flugbeschränkungsgebiet, die Rohstoffsicherung für die Straßberger Firma „Schotter Teufel“ ist ein weiterer Faktor. Hinzu kommen artenschutzrechtliche Belange: Der Uhu hat in der Nähe des Vorranggebietes seine Brutstätten, weshalb es einen gewissen Mindestabstand braucht. Dementsprechend reduziert sich die Fläche eben. Einen „ganzen Laster Papier“ an Einsprüchen habe man vor die Zentrale des Regionalverbandes gefahren, rief Winterlingens Bürgermeister Michael Maier in Erinnerung. Alles sei eingearbeitet worden, jetzt gehe es darum, zur zweiten Fassung von Gemeindeseite aus Stellung zu beziehen. „Für uns ändert sich gar nix“, erklärte Maier kurz und bündig. Es bleibt also bei den Ursprungsplänen: Das für die Nutzung von Windkraft ausgewiesene Gebiet verläuft nämlich ungefähr ab Höhe der Firma „Schotter Teufel“ auf beiden Seiten der L 449 in Richtung Norden. Daher äußert man auch keine weiteren Bedenken, was der Gemeinderat auch einstimmig so beschloss.
Schneller Beschluss in Straßberg
Eine kurze Angelegenheit war die Sache auch im Gemeinderat von Straßberg. Bereits mehrfach hatte das Gremium das Thema Windenergie auf der Agenda. Zuletzt im Februar 2024. Die Verbandsversammlung des Regionalverbands Neckar-Alb hatte bereits am 22. Juli den zweiten Entwurf des Teilregionalplans Windenergie und den dazugehörenden Umweltbericht beschlossen.
Und eben die für Straßberg ausgewiesene Fläche ist etwas kleiner geworden, aus den bereits oben genannten Gründen. Dazu nochmals ein Blick in die Sitzungsvorlage aus Winterlingen: „Die herausgenommene Fläche betrifft ausschließlich die Gemarkung Straßberg“, heißt es dort. Das sorgt bei den Betroffenen, wenngleich die Gründe eben so sind wie sie sind, für wenig Begeisterung: „Ich finde es sehr schade, dass sich die potenzielle Fläche reduziert hat. Wichtig für uns ist aber, dass der Plan schnellstmöglich fortgeschrieben wird. Erst wenn die Fortschreibung rechtskräftig ist, kann mit unserem Windpark-Projekt weitergemacht werden“, so Bürgermeister Markus Zeiser. Der Gemeinderat von Straßberg votierte daher ebenfalls einstimmig für die Teilfortschreibung des Regionalplans.
Gegenwind aus Bitz
Ganz anders sieht die Lage in Bitz aus. Dort rumort es schon seit Anbeginn der Pläne, die Bürgerinitiative Windkraft macht gegen die Pläne mobil. Erwartungsgemäß lockte das Thema daher viele Bürger ins Bitzer Rathaus während der jüngsten Gemeinderatssitzung. Wer glaubte, dass der Bau von sieben Windrädern mit dem Ausstieg des Stromriesen RWE im September 2021 vom Tisch sei, wurde schnell eines Besseren belehrt. Schon zwei Jahre später ließ der Projektierer „Vattenfall Europe Windkraft“ das Projekt wieder aufleben. Doch die Argumente der Gegner blieben unverändert – bis heute.
Bereits vor Beginn der Sitzung stellte Gemeinderat Mathias Beck den Antrag, dass Jochen Lottermoser von der Bürgerbewegung gegen den Windpark Winterlingen in der Sitzung ein Statement zu dem Thema abgeben kann. Das kam dann auch so. Und der Vorschlag der Verwaltung um Bürgermeisterin Raphaela Gonser, keine erneute Stellungnahme zu den neuen Planungen abzugeben – da man bereits im März 2024 auf die Probleme rund um zu geringe Windhöfigkeit und große Eingriffe in die Natur aufmerksam gemacht hatte – stieß im Gremium auf Unverständnis.
Jochen Lottermoser betonte, dass keine ideologischen Gründe für den Widerstand gegen die Windräder ausschlaggebend seien. Es sei klar gewesen, dass nach dem Aus der Atomkraft der Ausbau erneuerbarer Energien erfolgen müsse, aber an geeigneten Standorten und mit Rücksicht auf Menschen und Natur. Das ausgewiesene Gebiet in Winterlingen sei laut des Windkraftgegners „nachweislich ungeeignet, das haben drei wissenschaftliche Gutachten eindeutig belegt.“ Abgesehen von Umwelt und Artenschutz gehe eine Gefahr für das Trinkwasser aus, gerade im Havariefall. Am Ende seiner Einlassung forderte Lottermoser: „Wir erwarten, dass Einwände jetzt gemacht werden.“ Bürgermeisterin Raphaela Gonser hielt dagegen: „Aber wenn wir nichts machen, ist der Umwelt auch nicht geholfen.“
Verband stellt sich Kritik
Jutta Bachmann vom Regionalverband versuchte, die Argumente zu entkräften und verwies auf die Umwelt- und Artenschutzprüfung. Dort steht beispielsweise in Bezug auf den Wind: „Windmessungen eines Gutachtens zeigen, dass das Gebiet windhöffiger ist, als Darstellungen im Windatlas.“ Bezüglich der Trinkwasserversorgung meinte Bachmann: „Ich habe Vertrauen in unsere Wasserbehörden.“ Frank Hohnwald wollte von Bachmann wissen, welche Auswirkungen die vielen Einwände hätten, ob diese alle gelesen werden? Bachmann antwortete, dass alle Einwände bearbeitet würden. Bevor der Beschlussvorschlag der Verwaltung, keine erneute Stellungnahme abgeben zu wollen, zur Abstimmung kam, war die Angelegenheit schon entschieden. Der Gemeinderat folgte mit 13 Ja-Stimmen und zwei Gegenstimmen dem Antrag von Mathias Beck und beschloss, dass die Gemeinde Bitz sich nicht enthalten und erneut Stellung beziehen wird.