Weltuntergang inklusive
Gibt’s dieses Jahr eigentlich viel Obst? Wenn einem diese Frage jemand stellt, der mitten in Berlin lebt oder im Stuttgarter Talkessel zu Hause ist, tut es so gut wie nichts dazu. Wundern muss man sich allerdings, dass es Menschen in der heimischen Region gibt, die keine Ahnung davon haben, wie sehr die Obstbauern im Herbst 2025 in Äpfeln ersaufen. Zugegeben: Jahr um Jahr wird geweint, dass sich die Arbeit auf den Streuobstwiesen partout nicht auszahlt. Wenn es aber zu viel ist, dann ist es halt auch nicht recht. Mit der Frage, ob sie oder er vielleicht Äpfel brauche, und dem Zusatz, dass man gern mehr liefern kann, kann man derzeit die Leute in die Flucht treiben. Anders ausgedrückt: Man bekommt die Ernte partout nicht los.
Das wiederum gilt nur für Leute, die aus Rekordertrag keinen Saft und keinen Most pressen lassen. Auf diese Weise wird man die Zentnerlast flott los. Flott? Wie man’s nimmt! Denn schnell mal hinfahren und abliefern, das ist in dieser Saison nicht drin. Selig, wer einen Termin vereinbaren kann bei der Mosterei seiner Wahl. Für alle anderen gilt: ab in die Warteschlange und geduldig sein.
Das trifft ebenfalls Obstbauern, die weder Saft noch Most mögen: Man kann seine Äpfel auch nur abliefern und Geld dafür kassieren. Wie man weiß, wird man davon ganz sicher nicht reich. Die Menge regelt den Preis. Noch Fragen zu den aktuell äußerst mickrigen Zahlungen pro Zentner?
Da fällt es noch ein Stück schwerer, sich hinten anzustellen. Am Samstag war die Versuchung, sofort wieder abzudrehen, allerdings nicht groß genug. Die Warteschlange wurde mutig um einen Kleinlaster verlängert. So schlecht sah es schließlich nicht aus: etwa Geschätzt ein Dutzend Fahrzeuge vor einem. Aber auch das kann dauern. Eineinhalb Stunden später, nach einem Weltuntergangssturm und Atemnot im Führerhaus bei Starkregen, gab es den Lohn für 251 Kilo stundenlang aufgelesene Äpfel: 41,15 Euro.