Die Medizin der Zukunft steht vor radikalen Veränderungen und wird präventiver, personalisierter und digitaler.
1 Personalisierte Medizin Genetische, klinische und molekulare Daten werden genutzt, um Therapien auf den einzelnen Menschen zuzuschneiden: In der Krebsmedizin ist das bereits Standard. Die Entschlüsselung der menschlichen Gene macht immer weitere Fortschritte und wird immer günstiger: bald könnten erbliche Krankheiten noch früher erkannt werden.
2 Künstliche Intelligenz Bereits heute spielt Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle in der Diagnose, der Therapieplanung und der Forschung. Sie liest Röntgenbilder, MRTs und CTs und kann mitunter Risikofaktoren frühzeitig erkennen. Zukünftig könnten Chatbots erste Diagnosen erstellen und Patienten therapeutisch begleiten. Erste Prototypen von „digitalen Zwillingen“ sind in der Entwicklung: Sie sollen virtuelle Abbilder des Körpers erstellen und simulieren, wie bestimmte Eingriffe wirken könnten.
3 Regenerative Medizin und Biotechnologie Das sogenannte „3D-Bioprinting“ von Organen, die aus eigenen Stammzellen gedruckt werden können, ist noch Zukunftsmusik. „Tissue Engineering“, das ermöglicht, dass defekte Gewebe im Labor nachgezüchtet und implantiert werden, sowie Nanomedizin, bei der Wirkstoffe gezielt zu Tumoren transportiert und Zellen im Körper repariert werden, sind in bestimmten Fachbereichen schon Realität.
4 Digitale Gesundheitsüberwachung Viele Menschen tragen schon heute jeden Tag eine Smartwatch, Diabetiker tragen Sensoren. Solche „Wearables“ verfügen über Sensoren oder Mikrochips, die kontinuierlich Biofunktionen wie Herzrhythmus, Blutwerte oder den Sauerstoffgehalt messen und in bestimmten Fällen über ein System an ein Ärzteteam geschickt werden können, das im Notfall eingreifen kann.
5 Neurotechnologie und Mensch-Maschine-Schnittstellen Es gibt sogenannte „Brain-Computer-Interfaces“, die die direkte Kommunikation zwischen Gehirn und Computer ermöglichen, um etwa Lähmungen zu behandeln. Vergleichbare Therapieansätze für Depressionen, Alzheimer oder Epilepsie werden erforscht.
6 Prävention und Langlebigkeit
„Longevity“ ist in aller Munde und lässt sich sehr gut vermarkten, verspricht die „Langlebigkeitsmedizin“ doch mehr als nur reine Krankheitstherapie, sondern gesundes Altern. Die Ernährungsmedizin und die Erforschung des Mikrobioms, der Bakterienansammlung im Darm, nutzen in diesem Zusammenhang systematisch den Einfluss der Darmflora auf die Gesundheit.
7 Datenschutz und Zugang zu Gesundheitsleistungen Mit der medizinischen Entwicklung werden auch ethische Fragestellungen zunehmen: Wie sieht es mit Datenschutz aus, wenn Gesundheitsdaten technologisch immer gezielter gesammelt werden können? Für wen ist High-Tech-Medizin zugänglich – und für wen womöglich nicht und warum? Wie wird sich das menschliche Selbstverständnis – und das Gesellschaftsbild – verändern, wenn Krankheit, Älterwerden und Tod zunehmend kontrollierbar werden?