Bremsen defekt, Fahrer müde

Kontrolle Etliche Busse legen am Donnerstag einen außerplanmäßigen Stopp am Rastplatz Seligweiler ein. Für manche ist die Fahrt danach beendet.

Der moosgrüne Bus ist weit gereist. Davon künden nicht nur Aufkleber, die das 2008 gebaute Gefährt mit bosnischer Zulassung als einst französisches Fahrzeug ausweisen, sondern insbesondere die mehr als zwei Millionen gefahrenen Kilometer auf der Anzeige am Armaturenbrett. Ist ein Reisebus mit dieser Laufleistung noch verkehrssicher?

Bernd Oehlschläger schaut genau hin. Der Polizeihauptkommissar arbeitet beim Verkehrsdienst in Laupheim und leitet an diesem Morgen eine Großkontrolle am Rasthof Seligweiler. Unterstützt wird seine Verkehrspolizei dabei durch Kräfte des Polizeipräsidiums Einsatz, des Zolls, des Bundesamts für Logistik und Mobilität sowie der Ausländerbehörde des Landratsamts.

„Wir führen heute eine Kontrolle des Fernreiseverkehrs durch“, erklärt Sven Vrancken, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ulm. Im Fokus der Beamten: Fahrzeuge, Fahrer und Mitfahrer. Während Experten wie Oehlschläger die Verkehrssicherheit der Busse in den Blick nehmen, überprüfen ihre Kollegen, ob sich die Fahrer an die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten halten, ob sich die Bus-Insassen rechtmäßig in Deutschland aufhalten und ob sie Zollpflichtiges oder Verbotenes mitführen.

So wie ein Herr, der mit einem Reisebus aus Nordmazedonien unterwegs ist. Bei ihm finden Zollbeamte rohes Fleisch, das unter anderem aus Gründen des Seuchenschutzes nicht einfach so in die EU eingeführt werden darf. Der Besitzer muss seine Reise ohne das Lebensmittel fortsetzen. Mehr Glück hat ein junger Mann, an dessen Sitzplatz im Bus Polizeidiensthündin Tess anzeigt. Sie ist auf Rauschgift spezialisiert. Eine Überprüfung ihres Funds ergibt allerdings, dass es sich bei der entdeckten Substanz um eine Mischung aus Tabak und Cannabis handelt. Sie ist seit der Cannabis-Legalisierung erlaubt – ihr Besitzer darf sie behalten.

Bus wird stillgelegt

Kurz darauf zeigt Tess an zwei Gepäckstücken an. Sie werden in der Folge von Zollbeamten geöffnet, jeder Gegenstand darin akribisch kontrolliert.

Die Kontrollen ziehen sich. „Für die Fahrgäste ist das natürlich ärgerlich“, sagt Bernd Oehlschläger. Sie seien auf dem Weg nach Hause oder in den Urlaub, zum Teil bereits auf eng getakteten Urlaubsreisen – wie eine Gruppe aus Asien, die in acht Tagen Europa erkundet. Oehlschläger ist um Transparenz bemüht, erklärt den Hintergrund der Aktion. Und wirbt um Verständnis: „Es geht auch um Ihre Sicherheit.“ Die meisten Reisenden tragen es mit Fassung. Auch, weil die Kontrollstelle ganz bewusst an den Rasthof Seligweiler gelegt worden sei, wie der Polizeihauptkommissar betont: Hier haben die Bus-Insassen Gelegenheit, sich zu verpflegen.

So wie im Fall des Busses aus Bosnien. „‚Rien ne va plus‘ würde der Franzose sagen“, sagt Oehlschläger. Auf Deutsch: Nichts geht mehr. Neben einer Kontrollleuchte am Armaturenbrett, die von einem Problem mit den Bremsen kündet, springen dem Fachmann sofort abgerissene Kabel an der Busunterseite sowie ein eingedrückter Rahmen am Heck ins Auge. Letzteres ist ein sogenannter „erheblicher Mangel“: Dem Busfahrer wird die Weiterfahrt untersagt.

Für einen Bus, der in Frankfurt am Main nach Split in Kroatien gestartet war, ist ebenfalls in Seligweiler Schluss: Die Polizei stellt neben einem Fehler im ABS-System und einem Riss in der Frontscheibe massive Verstöße des Fahrers gegen die Lenk- und Ruhezeiten fest. Ein Gutachter, der den Bus kurz darauf genauer unter die Lupe nimmt, macht eine erschreckende Entdeckung: Das komplette vordere Bremssystem des Fahrzeugs war demnach ohne Funktion.

Asylantrag gestellt

Auch für einen Fahrgast endet die Reise an der A8: Der junge Mann aus der Ukraine, der mit einem Bus aus Belgien unterwegs ist, stellt an der Kontrollstelle einen mündlichen Asylantrag. Deutsch spricht er nicht; ein anderer Fahrgast muss übersetzen. Mitarbeiter der Ausländerbehörde des Landratsamts kümmern sich um den Mann.

Hündin Tess hat unterdessen den nächsten Auftrag: Der Zoll, der parallel zur Aktion in Seligweiler auch eine Kontrollstelle bei Dornstadt eingerichtet hat, bittet um Überprüfung eines Lastwagens. In der Großröntgenanlage hätten sich Unregelmäßigkeiten gezeigt, erklären die Beamten. Ob zwischen den palettierten Fliesen und Platten aus Naturstein Drogen versteckt sind? Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, eskortieren sie den Lkw nach Seligweiler. Tess schnüffelt konzentriert. Fündig wird sie aber nicht – der Fahrer darf seine Fahrt fortsetzen.

Beatmungsgerät abgestellt?

Gericht Wegen fahrlässiger Tötung muss sich eine 54-Jährige verantworten. Ihr wird vorgeworfen, am Erstickungstod einer ALS-Patientin schuld zu sein.

Der Fall ist ebenso tragisch wie unfassbar. Am Abend des 23. Aprils war eine 77-Jährige noch ganz normal von ihren häuslichen Pflegekräften zu Bett gebracht worden, am folgenden Morgen war sie tot. Ihre 54-jährige Pflegerin, die in besagter Nacht Dienst hatte, steht nun vor dem Amtsgericht Ulm – und schweigt, sieht die meiste Zeit starr zu Boden. Die Frau sieht verzweifelt aus, zwischendurch wischt sie sich Tränen aus den Augen. Ihr wird vorgeworfen, für den Tod der 77-Jährigen verantwortlich zu sein, möglicherweise das Beatmungsgerät ausgestellt zu haben, auf das die Seniorin angewiesen war.

Die 77-Jährige litt an der unheilbaren, Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralskelrose, kurz ALS. „Eine schwere Krankheit“, wie die als Zeugin vorgeladene Hausärztin der Frau beschreibt. Die Muskeln versagen dabei nach und nach ihren Dienst, die Betroffenen haben irgendwann auch Schwierigkeiten beim Schlucken und Atmen. Ernährt werden musste die Seniorin bereits über eine Sonde. Dennoch sei ihre Patientin lebensfroh gewesen, habe ausdrücklich keine Patientenverfügung gewollt.

Was die Tochter der 77-Jährigen bestätigt. „Meine Mama wollte leben“, sagt sie vor Gericht. Auch die Tochter ist sichtlich mitgenommen, muss ihre Aussage kurz unterbrechen, um sich wieder zu fassen. Ihre Mutter habe im oberen Geschoss ihres Hauses im Langenauer Stadtteil Hörvelsingen gewohnt, sie mit ihrem Mann unten – weshalb sie immer auch ein Auge auf die Mutter haben konnte und genau wusste, wie es ihr ging.

„In letzter Zeit ist es wieder bergauf gegangen“, beschreibt sie die Wochen vor dem Tod der älteren Frau. Sie habe neuen Lebensmut gefasst, trotz des Beatmungsgeräts, auf das sie nach einem Luftröhrenschnitt im Oktober vergangenen Jahres angewiesen war. „Sie konnte sogar wieder selbst mit dem Rollstuhl herumfahren und wir konnten schriftlich kommunizieren.“ Sprechen konnte ihre Mutter nach dem Eingriff zwar nicht mehr, geistig sei sie aber voll dagewesen.

Zu dem Aufwärtstrend hatte letztlich auch die jetzt vor Gericht Angeklagte selbst beigetragen. Die gelernte Krankenschwester hatte ihrer Patientin in den Wochen vor deren Tod zeigen wollen, dass sie immer noch selbst atmen konnte, beschreibt es die Tochter vor Gericht. „Meine Mutter hatte panische Angst davor, zu ersticken“, sagt sie. Um ihr die zu nehmen, habe die Pflegerin eines Tages das mobile Beatmungsgerät ausgestellt, das die Seniorin tagsüber benutzte, wenn sie in ihrem Rollstuhl saß. Zwar ohne das vorher mit ihrer Teamleitung oder den Angehörigen abzusprechen, aber mit Wissen der Patientin.

„Ich ging hoch, um nach meiner Mutter zu schauen und merkte, dass sie nicht am Beatmungsgerät war“, berichtet die Tochter. „Aber meine Mutter gab mir das Daumen-hoch-Zeichen, also wusste ich, dass das für sie in Ordnung war.“ Nach etwa einer Stunde – genau wisse sie es nicht, weil sie nicht von Anfang an dabei war – habe die jetzt Angeklagte ihre Mutter wieder mit dem Beatmungsgerät verbunden. Zur Sicherheit, nicht weil es medizinische Probleme gab.

Alle hätten sich gefreut –tatsächlich sorgt die Tatsache, dass die ALS-Kranke derart lange selbstständig atmen konnte, auch unter den anwesenden medizinischen Experten für Erstaunen. Allerdings sei man sich auch einig gewesen, auf weitere Versuche zu verzichten, bis das Okay der zuständigen Ärzte vom Bundeswehrkrankenhaus in Ulm kommt, sagt die stellvertretende Leiterin des Pflegeteams vor Gericht. Auch die Angeklagte habe das so hingenommen.

Was genau nun in der Todesnacht passiert ist, stellt das Gericht vor Rätsel. Klar ist, dass das Beatmungsgerät zwischen 21.12 Uhr des 23. Aprils und 4.15 Uhr des 24. Aprils auf Standby gestellt war, also die 77-Jährige nicht mit Sauerstoff versorgt hatte. Das ergaben die Daten es Gerätespeichers, der von einem Gutachter komplett ausgelesen worden war. Hinweise darauf, dass ein Defekt am Gerät vorlag, habe er nicht feststellen können.

Komplexe Handgriffe

Die Polizei verdächtigt daher die 54-jährige Pflegerin, das Gerät abgestellt zu haben – weshalb sich diese bereits seit April in Untersuchungshaft befindet. Dass die 77-Jährige, ob absichtlich oder versehentlich, selbst die entsprechenden Tasten bedient hat, sei ausgeschlossen wegen der komplexen Handgriffe, die dazu nötig sind. Wovon sich Richterin Naila Widmaier im Gerichtssaal, wo das Gerät vorgeführt wurde, im Selbsttest überzeugte. Dennoch gehe man nicht davon aus, dass die Angeklagte in böser Absicht gehandelt hat, so Widmaier. „Sie wollte wohl nur das Beste für die Patientin.“

Auch die Tochter der 77-Jährigen beschreibt die vorherige Arbeit der Angeklagten als einwandfrei –so wie die des gesamten Pflegeteams; zwei Pflegerinnen hatten sich in Tag- und Nachtschichten abgewechselt. „Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis“, sagt die Tochter, die auch als Nebenklägerin auftritt. „Umso unfassbarer ist für mich, was passiert ist.“

Wehmut und Aufbruch

Kabarett Das Duo „Die Vorletzten“ hat in der Blaubeurer Stadtkirche die Fusion der evangelischen Kirchenbezirke Blaubeuren und Ulm auf die Schippe genommen.

Es ist nicht alles gut, was in den Gemeinden passiert“, bekannte die Nellinger Pfarrerin Sandra Baier bei der Begrüßung zu einem amüsanten Abend mit dem Duo „Die Vorletzten“ in der Blaubeurer Stadtkirche. Es gebe Eigenheiten von Gemeinden, von denen der Stuttgarter Stadtdekan Sören Schwesig und der Ulmer Münsterpfarrer Peter Schaal-Ahlers nur zu gut ein Lied singen könnten, sagte die Pfarrerin schmunzelnd.

Die beiden Theologen, die sich mit dem Gemeindeleben bestens auskennen, sind seit vielen Jahren als Kabarett-Duo unterwegs. Keine noch so unchristliche Unart der Gemeindeglieder ist ihnen fremd. Egal, ob das Ehrenamt oder der Kirchengemeinderat, der Gottesdienstbesuch oder die Kirchturmsanierung – eine Pfarrstelle und eine Gemeinde geben viel Stoff für kirchliches Kabarett, wenn man mit etwas Distanz darauf schaut.

Rivalitäten kochen hoch

Anlass für den mit mehr als 300 Gästen bestens besuchten Abend war jedoch die Fusion der beiden Kirchenbezirke Blaubeuren und Ulm, die Ende des Jahres zum Kirchenbezirk Ulm/Alb-Donau fusionieren. Nicht freiwillig, wohlgemerkt. Üblicherweise ist kein Kirchenbezirk von einer Fusionierung begeistert. Liebgewonnene Gewohnheiten müssen aufgegeben werden und dann ist da noch das Geld. Gemeinden sehen ihre Felle auf Nimmerwiedersehen davonschwimmen. Rivalitäten kochen hoch.

Die beiden theologischen Kabarettisten ergänzten in Blaubeuren ihr Programm um einen Schlenker in die Problematik der Fusion und stellten eine Situation nach, die die meisten Besucher bestens kannten. „Wir beschreiben jetzt ein Post-it, heften es an die Wand und schreiben da unsere Gefühle auf“, empfahl das Duo. Also erst einmal darüber reden, was da so droht mit der Fusion. Das höre sich harmlos an, „ist es aber nicht“. Nach 469 Jahren gebe es nun keinen Dekan mehr in Blaubeuren, stellte das Duo fest. Im Publikum machte sich Wehmut breit. Manchem krampfte es fast das Herz zusammen. Man hatte mit einer gemeinsamen Busfahrt durch den Kirchenbezirk zwar schon eine Abschiedstour unternommen und konnte auch mit der mutmachenden Broschüre „Auf geht‘s“ noch einmal der Vergangenheit nachtrauern, aber die Versöhnung mit der Fusion schien doch noch schwerzufallen.

Ob die Sache gut geht?

Auch die Kabarettisten waren zweifelnd. „Wir kennen die Ulmer und ich sag Ihnen, das macht die Sache nicht einfacher“. Als Blaubeurer müsse man „aufs Sach gucken“. Ob das mit den Ulmern, die ja mit ihrem hohen Kirchturm schon immer hoch hinaus wollten, überhaupt geht? Schließlich überlebe der Fitteste und nicht der Fetteste. Und „je weiter die Wege, desto mehr die Konfusion“, sprachen die Theologen wohl aus Erfahrung und hatten eine böse Vermutung. Dekan Frithjof Schwesig, der Bruder des Stuttgarter Stadtdekans Sören Schwesig, sei ja zuvor in Ulm gewesen. „Ob der wohl einen geheimen Auftrag hatte?“, taten die Kabarettisten geheimnisvoll.

Im Laufe des Abends thematisierte das Duo unter anderem die Sparmaßnahmen der Kirche und unterbreitete konkrete Vorschläge wie das siebenjährige Flyer-Fasten. Die Produktion von Flyern, das Entwerfen bis zum Fortwerfen, binde einfach zu viel Arbeitskraft. Selbst das Entsorgen mache noch Arbeit. Sparsamkeit sei auch bei Mitarbeitergeschenken angebracht. Ein Händedruck sei doch um ein Vielfaches herzlicher. Freilich könne man auch eine Flasche Wein überreichen, aber nur mit dem Hinweis, dass hinten in der Kirche ein Kasten stehe, in dem man die Flasche für weitere Geschenküberreichungen wieder ablegen könne.

Aufschlussreich war der Beitrag, wie man erfolgreich Ehrenamtliche vertreibt. Man muss als langgedienter Ehrenamtlicher nur darauf bestehen, dass alles so gemacht wird wie immer. Etwas altbacken wirkte der Programmpunkt mit der Arbeitsaufteilung in einer Ehe. Gelegentlich verbreitete das Duo eine Extraportion Melancholie.

Vor allem der Schlussakkord über das Alter unter der Überschrift „dem Verfallen verfallen“ führte jedem gnadenlos sein eigenes Ende vor Augen. Was ist dagegen schon das Ende eines Dekanats?

Entlassungen im Blaubeurer Werk

Wirtschaft Knapp 20 Beschäftigte des früheren Betriebs Centrotherm Clean Solutions müssen gehen.

Blaubeuren. Mit Entlassungen und anhaltender Kurzarbeit bis zum Jahresende in seinem Blaubeurer Werk reagiert das Unternehmen Pfeiffer Vacuum auf die Nachfrageschwäche in der Halbleiter-Branche. „Weniger als zehn Prozent der Beschäftigten in Blaubeuren sind von den Entlassungen betroffen“, teilte das Unternehmen mit, in dem der frühere Blaubeurer Betrieb Centrotherm Clean Solutions aufgegangen ist. Das sind dann knapp 20 Mitarbeiter, die Auflösungsverträge vorgelegt bekommen haben oder erhalten werden. „Es gibt keine betriebsbedingten Kündigungen“, sagt der Unternehmenssprecher. „Aber wir müssen unsere Kapazitäten an den weltweit schwachen Halbleitermarkt anpassen.“

Die Kurzarbeit erstreckt sich auch auf Produktion und Verwaltung des Blaubeurer Werks, in dem Abgasreinigungssysteme für die Halbleiterbranche hergestellt werden. Abgesehen vom Service leiden die meisten der rund 200 in Blaubeuren Beschäftigten unter der Kurzarbeit. „Das will niemand haben. Aber Kurzarbeit ist das beste Mittel, um Mitarbeiter im Unternehmen zu halten“, erläutert der Firmensprecher weiter. „Wir drücken uns allen die Daumen, dass die Nachfrage wieder anzieht.“

Das Unternehmen weist Befürchtungen unter den Beschäftigten zurück, dass das Blaubeurer Werk langfristig überflüssig wird, seit es in den vergangenen Monaten in das deutlich größere Unternehmen Pfeiffer Vacuum integriert worden ist. „Die Anpassungen beim Personal sind unglücklich vom Zeitpunkt her“, sagt der Unternehmenssprecher. Der Hauptsitz und das Produktionswerk für Abgasreinigungssysteme bleibe aber für die ganze Firmengruppe, die Busch Group, zu der Pfeiffer Vakuum gehört, in Blaubeuren. „Das ist unser Kompetenzzentrum für die Abgasthematik.“ Da werde sich nichts ändern. „Seit der Übernahme von Centrotherm Clean Solutions 2023 durch die Busch Group sind mehrere Millionen Euro in Gebäude und in Maschinen investiert worden“, teilt das Unternehmen mit.

Ausbau kommt wohl doch

Verkehr Mit Erleichterung und Skepsis reagiert Politik auf Beschluss, der wohl den Weg für den Albaufstieg freimacht.

Region. Der Aufschrei in den angrenzenden Kommunen war groß, als Mitte September die Nachricht die Runde machte, dass dem Bund die finanziellen Mittel für zahlreiche Bahn- und Straßenbauprojekte fehlen – und davon auch der A8-Albaufstieg betroffen sei. Dieser stellt einen Flaschenhals der A8 zwischen Ulm und Stuttgart dar. In einer Presseerklärung übten auch der Ulmer Grünen-Bundestagsabgeordnete Marcel Emmerich und der Landtagsabgeordnete Michael Joukov Kritik an der Streichliste.

„Es ist ein Offenbarungseid, die Union nimmt Infrastrukturengpässe billigend in Kauf“, hieß es dort. Wohlstand sei ohne gute Infrastruktur nicht denkbar. „Dafür haben wir gemeinsam mit der Regierung das Sondervermögen Infrastruktur auf den Weg gebracht, mit 500 Milliarden Euro ein echter Gamechanger.“ Dass die Finanzierung für den Albaufstieg trotz des Sondervermögens gestrichen werden soll, sei „ein schlechter Witz“, so Emmerich.

Vor knapp zwei Wochen waren die Bürgermeister der betroffenen Kommunen nach Dornstadt gefahren, um klarzumachen, wie bedeutend der Ausbau der A8 für die gesamte Region ist. „Albaufstieg A8 jetzt – keine weitere Verzögerung“, forderten sie auf einem Transparent.

Nun ist das Aufatmen groß, der Koalitionsausschuss aus Union und SPD hat beschlossen, dass alle Straßenbauprojekte, die baureif sind, auch gebaut werden. Das schließe den Albaufstieg mit ein. Es bleibt allerdings eine gewisse Skepsis.

Druck gemacht

„Ich begrüße, dass die Regierung Merz zur Einsicht kam und nun die Finanzierung des Albaufstiegs sichern will“, teilt Joukov mit. „Ich erwarte, es bald schwarz auf weiß zu sehen. Der Druck aus Region und Landesregierung hat wohl gewirkt.“ Die gleiche Klarheit erwarte er für die ICE-Neubaustrecke Ulm – Augsburg.

„Ich hoffe, dass diese vollmundige Ankündigung auch auf dem Boden der Tatsachen beruht und es tatsächlich zu einer zügigen Umsetzung des Albaufstiegs und der Bahn-Neubaustrecke Ulm – Augsburg kommt“, sekundiert Emmerich. „Investitionen in die Infrastruktur wurden zu lange verschlafen. Wenn wir so weitermachen, gefährden wir auf Sicht auch den Wohlstand in Deutschland.“

Die Erleichterung ist fraktionsübergreifend: „Unsere Bemühungen, im Zuge des parlamentarischen Verfahrens und der weiteren Haushaltsberatungen die Wichtigkeit des Albaufstiegs herauszustellen, waren erfolgreich“, berichtet der Göppinger CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Färber. „Somit sind die Unsicherheiten der letzten Wochen beendet.“

Langenau erweitert Sperrzone

Anti-Israel-Proteste Stadt verlängert Verfügung zum Schutz von Gottesdiensten in der Martinskirche bis Januar.

Langenau. Die Stadt Langenau verlängert die Allgemeinverfügung zum Schutz der Gottesdienste im Umfeld der Martinskirche. Die bisherige Regelung läuft am 12. Oktober aus, sie werde nun um weitere drei Monate bis zum 11. Januar 2026 fortgeführt, teilte die Stadt am Donnerstag mit.

Ziel bleibe es, Besucherinnen und Besucher von Gottesdiensten vor Störungen zu schützen und die ungestörte Ausübung der Religionsfreiheit sicherzustellen. Die Verfügung gelte weiterhin an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen sowie an besonderen kirchlichen Feiertagen jeweils von 8.30 bis 14 Uhr. Mit der Verlängerung werde auch der räumliche Geltungsbereich erweitert: Neu einbezogen wird der Bereich vor dem Hotel Lobinger – Weisses Ross in der Hindenburgstraße einschließlich der dortigen Straßen- und Gehflächen.

Hintergrund: Seit Herbst 2023 war es im Umfeld der Martinskirche wiederholt zu Störungen nach Gottesdiensten und anderen religiösen Feiern gekommen. Pro-palästinensische Demonstranten führten unangemeldete Mahnwachen und Plakataktionen mit provozierenden Inhalten durch, es kam zu verbalen und später sogar körperlichen Auseinandersetzungen, antisemitischen Äußerungen und zum wiederholten Filmen von Gottesdienstbesuchern. Die Polizei bewertete die Lage als „deutlich verschärft“. Platzverweise, Aufenthaltsverbote oder Gespräche mit den Beteiligten hatten nicht zu einer Beruhigung geführt.

Eklat bei Predigt

Angefangen hatte alles bereits im Herbst 2023, als Pfarrer Ralf Sedlak in einer Predigt auf den Terrorangriff der Hamas in Israel einging. Nach wenigen Worten wurde er von einem Mann mit Zwischenrufen unterbrochen. Das seien „Fake News“. Es war der Anfang einer Serie von Vorfällen.

Die Allgemeinverfügung verbietet im Bereich der Martinskirche Handlungen, die darauf gerichtet sind, den Ablauf eines Gottesdienstes oder einer vergleichbaren religiösen Feier zu stören, zu behindern oder zu beeinträchtigen. Dazu gehören laut Mitteilung der Stadt lautstarke Kundgebungen, visuell provokante Aktionen oder das gezielte Filmen von Besucherinnen und Besuchern.

Die Entscheidung der Stadt, die Regelung fortzuführen, begründet Bürgermeisterin Daria Henning so: „Wir wollen sicherstellen, dass Gottesdienste ohne Provokationen und Einschüchterungen stattfinden können. Die Verfügung bleibt ein zeitlich befristetes Instrument und ist ein sorgfältig abgewogener Schritt zum Schutz der Besucherinnen und Besucher.“

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