Anderen helfen mit einem Minijob

  • Hannes Burget (links) gehört zum Gründungsteam von „Mein Helfair“, Emil Wagner hilft, das Angebot in Ulm auszurollen. Foto: Matthias Kessler

Gründer Senioren bei IT-Problemen unter die Arme greifen – das ist das Ziel von „Mein Helfair“.

Die Idee entstand während des Corona-Lockdowns: Plötzlich stand die Welt still. Kommunikation und Organisatorisches wie zum Beispiel die Buchung von Impfterminen waren kaum noch persönlich möglich, sondern wanderten ins Digitale. Schnell wurden jüngere Menschen, die mit Smartphones aufgewachsen sind, zu den IT-Helfern ihrer Eltern, Großeltern und deren Freunden. So ging es auch den Schulfreunden Hannes Burget und Moritz König.

Kampf mit der Technik

Aus dieser Erfahrung entstand zunächst die „Rentnerhilfe Bodensee“, aus der später die Firma „Mein Helfair“ mit Sitz in Friedrichshafen wurde. Zunächst am Bodensee, inzwischen aber auch in Ulm und anderen süddeutschen Städten, hilft ein Team von zwölf jungen Menschen, Seniorinnen und Senioren und allen anderen, wenn sie mal wieder mit der Technik kämpfen.

So ging es auch Daniela Willibald. Die 57-Jährige lebt in Ulm, seit sie nach einem langen Klinikaufenthalt entlassen wurde, stammt aber eigentlich aus Ravensburg. „Ich habe hier kein Netzwerk. Niemanden, der einfach mal vorbeikommen könnte“, erklärt sie.

Und dann fand sie die Broschüre von „Mein Helfair“ in der Seniorenresidenz Elisa, wo sie lebt. Sie rief die Nummer an und zwei Tage später hatte sie einen Termin, das Problem wurde gelöst. Emil Wagner ist 17 Jahre alt und fungiert in Ulm sowohl als Regionalleiter als auch als Helfer. Das bedeutet, dass er Ansprechpartner ist und beispielsweise Flyer verteilt, aber auch bei den Kunden vor Ort hilft. Die Rolle teilt er sich mit einem Kollegen, der auch Daniela Willibald geholfen hat.

Die hatte nämlich plötzlich keinen Empfang mehr mit ihrem Smartphone und verzweifelte daran, das wieder richtig einzustellen. Natürlich hätte sie damit zu einem professionellen Handyshop gehen können. Aber das ist für die Rollstuhlfahrerin mühsam. Außerdem sind diese auch eher kein Anlaufpunkt für solche kleineren Probleme.

„Wir wollen dieses Mittelfeld abdecken zwischen dem, was Angehörige und Bekannte leisten können, und einem Fachdienstleister“, erklärt Gründer Burget. Darum sind die jungen Helfer vor Ort meist noch Schüler, die mit Smartphones aufgewachsen sind und sich damit in der Regel gut auskennen. Andererseits sind sie auch körperlich fit, denn „Mein Helfair“ bietet auch Dienstleistungen in Haus und Garten an.

Dabei geht es aber nicht um das regelmäßige Saubermachen, sondern um einmalige Aktionen wie das Umstellen von Möbeln in der Wohnung, ein Umzug, das Pflanzen von einem Strauch im Garten oder ähnliches.

Die Helfer vor Ort sind dabei als Minijobber angestellt. „Das ist für mich das perfekte Zwischending zwischen einem Ehrenamt und einem Nebenjob“, berichtet Emil Wagner. Genau so sei es gedacht, erklärt Gründer Hannes Burget. „Viele Jugendliche möchten sich gern engagieren und etwas Sinnvolles machen. Auf der anderen Seite möchten sie aber auch einen Nebenjob haben, um etwas Geld zu verdienen.“ Bei ihm könnten sie beides miteinander verbinden.

Daniela Willibald jedenfalls war zufrieden mit der Hilfe, die sie bekommen hat und kann sich vorstellen, das Angebot wieder zu nutzen.

Noch hat das junge Unternehmen nur wenige Kunden in Ulm. Es ist der erste Versuch, in einer größeren Stadt Fuß zu fassen. Bisher ist das Unternehmen beispielsweise am Bodensee, in Lindau, Ravensburg und Wangen präsent.

Info Das Angebot von „Mein Helfair“ ist kostenpflichtig. Je nach Aufwand werden je Stunde 27 beziehungsweise 34 Euro fällig. Dazu kommen Anfahrtskosten von 1 bis 3 Euro. Die Buchung erfolgt über die Website meinhelfair.de oder telefonisch. In einigen Landkreisen wurde das Angebot von den Pflegekassen anerkannt (Ulm gehört nicht dazu) und kann unter bestimmten Voraussetzungen darüber abgerechnet werden.

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