Wo der Herbst mit den schönsten Farben lockt

Metzingen Warum sich gerade jetzt ein kleiner Ausflug in die Natur lohnt – und weshalb das Kastaniensammeln nicht immer überall erlaubt ist.

Mit Höchstgeschwindigkeit rasen die weiß-grauen Wolken über den ansonsten azurblauen Himmel. Es windet nicht nur, es stürmt. Das Laub am Weinberg raschelt, die Blätter wirbeln durch die Rebzeilen. Schöner könnte der Herbst nicht sein und die Farben, die er zu bieten hat, sind kaum zu toppen. Senfgelb, lindgrün und karminrot leuchtet die Natur. Kurzum: Es ist Zeit für einen Spaziergang oder eine kleine Wanderung, um zu genießen, was die dritte Jahreszeit zu bieten hat. Dass in der letzten Oktoberwoche Ferien sind, kommt da wie gerufen. Ein Familien-Ausflügle in die Weinberge oder die Metzinger Wälder drängt sich fast schon auf. Auch, weil in den Tagen rund um den 1. November noch einmal frühlingshafte, teils sonnige 16 Grad prognostiziert sind.

Der Metzinger und der Neuhäuser Weinberg sehen aus wie riesige bunte Fleckenteppiche. Fast jeder Wengert strahlt in einer anderen Farbe. Beinahe nahtlos und Ton in Ton gehen die Reben über in die Mischwald-Bäume auf den Gipfeln. Wer jetzt einen der Weinberge, vielleicht sogar beide, erkunden will, der startet am besten am sogenannten Grünen Häusle, das an der Steige nach Kohlberg steht. Von hier aus lässt es sich in groß-geschwungen Serpentinen auf- und abwärts gehen. Vorbei an uralten Trockenmauern und liebevoll gestalteten Wengerterhäuschen, an Bildern mit historischen Figuren und einem Klangspiel mit Überraschungseffekt. Wer ein bisschen Zeit investiert und genügend Elan hat, wird irgendwann das Naturfreundehaus Falkenberg erreichen, das mit gutbürgerlicher Kost aufwartet.

Lohnenswert ist auch ein Spaziergang, der in Neuhausen an der Äußeren Kelter beginnt. Wer oben am Hofbühlbrünnele ankommt, kann den „Becher des Pythagoras“ füllen, der nur bis zu einem gewissen Maß Wasser aufnimmt. Wird mehr hineingegossen, leert er sich wie von Zauberhand wieder komplett von selbst. Aber auch die Liegebänke, die in Richtung Dettingen und mit Blick auf das Roßfeld aufgestellt wurden, sind einen Abstecher wert. Vor allem dann, wenn die Sonne auf die Wiesen unterhalb des Hofbühl-Gipfels scheint.

Wunderbar wandern lässt es sich derweil auch in den Metzinger Wäldern. Hinter der Baumschule Handel entfaltet sich unweit des Wippbergs ein Wegenetz, das bis nach Reicheneck und Riederich führt. Die Herbstfarben, die die Baumreihen strahlen lassen, sind mindestens so beeindruckend wie das grün-weiße Meer, das sich hier Jahr für Jahr im April ausbreitet, wenn der Bärlauch blüht. Stundenlang lässt sich der Wald erkunden und wer seinen Rucksack entsprechend gefüllt hat, der tut gut daran, an der Grillstelle, die nur wenige hundert Meter vom Alfred-Barner-Stadion entfernt ist, eine Rast einzulegen und ein Feuerchen zu machen.

Der Wippberg mit seiner Umgebung ist freilich nicht das einzige Wanderziel, das derzeit mit einem wunderbar bunten Mischwald auftrumpfen kann. Auch auf der anderen Seite der Kelternstadt sind längere Spaziergänge ein Genuss. Bei Glems zum Beispiel kann man am Parkplatz des Sportheims zu einem Rundgang zum Hirschbrunnen starten und den Ausflug dann, je nach Laufrichtung, nach Glems oder zur Eninger Weide hin zu einer stattlichen Wanderung ausdehnen.

Ein Hingucker ist aber auch das Tiefenbachtal, das hinter dem Neuhäuser Ortsausgang beginnt. Wer an den Mehrfachschuppen hinter der B28-Brücke abbiegt, kommt vorbei an Obstwiesen und Schafweiden und landet irgendwann beim Stausee, der sich in einer kleinen und einer großen Tour umrunden lässt.

Wer sich auf eine der Herbst-Touren begibt, dürfte an zahlreichen Kastanienbäumen vorbeikommen. Was läge also näher, als die Früchtchen aufzusammeln? Das allerdings ist nicht immer und überall erlaubt. Was man darf und was man lieber sein lassen sollte, wird im Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Dessen Paragraf 39 gibt vor, dass Kastanien nur „in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf“ gesammelt werden dürfen. Als Maßstab für den persönlichen Bedarf muss die sogenannte Handstraußregel herhalten.

Die Regel besagt, dass jede Person so viel sammeln darf, wie zwischen Daumen und Zeigefinger passen. Erlaubt ist das allerdings nur in öffentlichen Bereichen und nicht auf Privatgrundstücken. Was auch für Walnüsse gilt, die Spaziergänger gerne mal in größeren Mengen aufheben und mitnehmen – weshalb immer mehr Nussbäume von Weidezäunen umgeben sind.

Schwarzriesling und Schlager

Metzingen Zum dritten Mal feierte die Stadtkapelle ihr Weinfest über zwei Tage in der Festkelter. Diesmal präsentierten sich die Musiker in ihren neuen Uniformen.

Es war nicht auszumachen, was am Samstagabend in der Festkelter mehr strahlte: Die Gesichter der Musikerinnen und Musiker der Metzinger Stadtkapelle oder ihre neuen Uniformen, in denen sie seit dem Frühjahrskonzert auftreten. Nun schon zum dritten Mal hatte die Stadtkapelle über zwei Tage zum Weinfest eingeladen. Und das Publikum ließ sich nicht lange bitten. Bereits am Freitagabend zum Auftakt mit den Häfners aus Aichtal-Neuenhaus war die Kelter gut gefüllt.

Mittendrin im Geschehen: Markus Herzig und Christoph Kott, Vorsitzender und Stellvertreter des Vereins. Herzig, der mit seinen 50 Jahren als Stadtkapellen-Urgestein bezeichnet werden kann, sitzt seit 30 Jahren im Ausschuss und ist seit 20 Jahren Vorsitzender. Er freut sich, dass das Nachfolgeevent des früheren Sieben-Keltern-Festes so gut angenommen wird. Nach Corona war es zu einer Neuauflage gekommen – allerdings auf zwei Tage verkürzt.

Über zwei Tage verteilt stemmten jeweils 25 Mitglieder die Bewirtung der Gäste. Dazu gehörten aber neben dem Service auch der Auf- und Abbau. Unterstützung erhielt der Verein in diesem Jahr wieder durch die Voice Factory, Teil des Liederkranzes Eintracht, deren Mitglieder im Service fleißig unterwegs waren, um die Wünsche nach einem guten Viertele Metzinger Wein, einem Zwiebel- oder Rahmkuchen oder einem Leberkäs-Weckle zu erfüllen.

Für Markus Herzig und Christian Kott ist die Nachwuchsfrage elementar. Herzig selbst hat mit Blockflöte angefangen und kam über die Trompete zur Posaune. „Ein wesentliches Bindeglied in der musikalischen Erziehung ist die Kooperation mit der Musikschule und Bruno Seitz als ihrem Chef, der ja gleichzeitig auch musikalischer Leiter der Stadtkapelle ist und mit seiner Begeisterungsfähigkeit dafür sorgt, dass die jungen Leute den Wechsel von der Musikschule zur Stadtkapelle wagen und dann dabei bleiben, weil wir mehr sind als nur ein Musikverein, wir sind eine funktionierende Gemeinschaft“, sagt der Vorsitzende.

Das Scharnier zwischen Musikschule und Kapelle bildet laut Herzig „Mixed Music“, das Jugendorchester, das als Kooperation zwischen der Stadtkapelle Metzingen, der Musikschule Metzingen, den Hofbühlmusikanten Neuhausen, den Ermstalmusikanten Dettingen und dem MV Grafenberg gebildet wurde und in dem rund 20 Mädchen und Jungs mitspielen.

Auch Christoph Kott ist so einer, der mit sieben Jahren in der Musikschule angefangen hat und bis heute der Stadtkapelle die Treue hält. „Die Jungen sind unsere Zukunft“, betont er. Und damit sie im Ort bleiben, bedarf es seiner Meinung nach Veranstaltungen, wie es das Weinfest eine ist.

Stolz sind Herzig und Kott, dass nach fast 40 Jahren die gesamte Kapelle erstmals beim Weinfest im neuen maßgeschneiderten Outfit antreten konnte. Dafür wurde lange Jahre Geld aus den Einnahmen von Veranstaltungen zurückgelegt. 80 Uniformen wurden produziert – Premiere hatten diese bereits beim Frühjahrskonzert, wie Bruno Seitz erzählt. Das Rot ist weiterhin die Erkennungsfarbe: „Der Schnitt der Uniform ist jedoch moderner“, freut er sich.

Quasi ein Heimspiel am Freitagabend hatte Nicolas Pfeifle, Dirigent der Häfner aus Aichtal-Neuenhaus. Der Plattenhardter unterrichtet an der Metzinger Musikschule und spielte mit den Häfners zum zweiten Mal in Metzingen. „Es macht einfach super Spaß hier, das Publikum ist toll“, lobt er die Gäste in der Festkelter. Das Repertoire umfasst volkstümliche Egerländer Blasmusik und gegen später gab es auch die sogenannten Partyhits wie „Bella Napoli“ und „Wackelkontakt“. Man sei flexibel und passe das Programm ans Publikum an, sagt Pfeifle.

Am Samstag mit der Stadtkapelle auf dem Podium trieb die Stimmung dann dem Siedepunkt entgegen: Schwarzriesling und Schupfnudeln gab’s fürs leibliche Wohl, die eingängigen Schlager sorgten für beste Stimmung.

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