Spätes Geständnis Peter Grabingers

Konzert „Schön, wieder hier zu sein“, so begrüßte die Sängerin, Komponistin und Liedermacherin Pe Werner das Publikum in der Eislinger Stadthalle zu ihrem „Plauschkonzert Vitamin Pe“.

Die Besucher hätten sich gut gehalten, schmeichelt Pe Werner gleich zu Beginn zum ersten, aber nicht zum letzten Mal an diesem Abend den vor ihr sitzenden Reihen. Trotz des guten Allgemeinzustands der Zuschauer gab‘s eine ordentliche Dosis „Vitamin Pe“. Und das in doppelter Hinsicht. Denn „Pe 1“ war ebenfalls mit dabei: Peter Grabinger am Klavier, der seit 28 Jahren Hattenhofen immer wieder verlässt, um mit Pe Werner auf Tour zu gehen.

Das Publikum in der Stadthalle Eislingen erlebt einen Abend mit Liedern, die mal melancholisch, mal ironisch, kämpferisch oder einfach aus dem Leben gegriffen sind und stets den typischen Pe-Werner-Stil für verschiedene Lebenslagen zum Ausdruck bringen.

Stil hat das Ganze nicht nur durch die Kleidung der beiden, sondern auch durch das Gesamtarrangement und die Tatsache, da „Pe 1“ und „Pe 2“ sich siezen. Herr Grabinger und Frau Werner. Hebt sich schön ab von der inflationären Duzerei auf den Bühnen, in Radio und TV.

Ausflug in alte Zeiten

Pe Werner startet, sechs Tage nach ihrem 65. Geburtstag, mit drei Liedern, die sie für andere Künstler geschrieben hatte, und einem, mit dem sie 1989 auf großer Bühne gestartet war. Damals noch auf Vinyl und Kassette, sowie – ganz futuristisch seinerzeit – auf CD gepresst. Peter Grabinger spielte dazu erwähnte Titel sanft ein und verwob sie stimmig mit Pe Werners sentimentalen Erinnerungen. Als Werner das Stichwort „Michael Holm” gibt und einige charakteristische Töne anklingen lässt, singt das Publikum praktisch ohne Aufforderung „Tränen lügen nicht” – ein Ausflug in eine Zeit von ZDF-Hitparade, Musikkassetten und Ford Taunus, in eine Zeit, als Pe Werner als „weibliche Antwort auf Herbert Grönemeyer“ galt.

Neben der Musik ist auch die Ansprache ans Publikum, der Plausch beim Konzert, wichtiger Teil der Vorstellungen von Werner-Grabinger. Etwa über Autobiografisches. Pe Werner wollte aus dem Nähkästchen plaudern, sagte sie gleich – und tat es auch. So erfuhr das Publikum, weshalb sie viele Lieder „zur Adoption freigegeben“ hat, dass Mary Roos gerne bei „Die moderne Hausfrau“ bestellt oder dass Katja Ebstein schon mal nachts um 3 anruft, um ein vertontes Gedicht ohne Reim in Auftrag zu geben.

Mord auf offener Bühne

Bei so viel Offenheit wollte Grabinger nicht nachstehen. Er beichtet, wie er auf einer Bühne in Memmingen eine Fliege erschlagen hat, extra dafür das Klavierspiel unterbrach, weil sie ihn so genervt hatte. Eigentlich sei er ja tierlieb. „Eigentlich“, ein Wort, das alles klar macht. Und dann schildert er en Detail, wie er das Insekt auf dem Klavierlack erbarmungslos erlegt hat. Es sei „schnell und schmerzlos“ gewesen, verteidigt er sich.

Anders, nämlich nicht kurz und schmerzlos, war es, als sich Pe Werner auf Grabingers Flügel während einer Vorstellung in Achim bei Bremen warf und das Spiel durchzog, obwohl das Holz zwischenzeitlich in die Knie gegangen und gebrochen war. Oder wie sie beim Blick auf den sommerlichen Gardasee bei einer privaten Feier auf Wunsch des Geburtstagskindes „Lass es schneien“ spielten und sangen.

Pe Werner findet den Totschläger dennoch gut, sagt, er sei „ein Glück, das sich nicht abnutzt“. „Sie sind einfach eine coole Socke“, sagt sie zu Peter Grabinger. „Ich beneide Ihre Frau.“ Diese ist inzwischen anwesend, kam nach der ersten halben Stunde und 43 Ehe-Jahren gerade noch rechtzeitig ins Publikum und kann sich Pe Werners Buhlen live mit ansehen. Diese kündigt an, mit Gabriele Grabinger Schnick-Schnack-Schnuck spielen zu wollen. So, wie es Peter Grabinger getan habe, um Pe Werner wieder zum Gitarrespielen auf der Bühne zu bringen. Auch eine Zugabe gibt es mit einem Solostück an der Gitarre.

Bei einigen wenigen Liedern wird das Duo von Tonmeister Pit Lenz auf der Bühne musikalisch unterstützt. Am Ende des Abends ist Peter Grabinger „Der Schnick-Schnack-Schnuck-Mann“, kündigt eine Autobiographie gleichen Namens an und das Publikum klatscht stehend zu mehreren Zugaben.

Weltmeister sorgen für Glücksmomente

Comedy Das Brüder-Duo „Junge Junge!“ verblüfft im Alten E-Werk in Göppingen mit witzig-spritziger Zauberkunst.

Göppingen. Gutgelaunt, nett zum Publikum und immer noch mit einer beneidenswerten Fingerfertigkeit unterwegs, es hat sich nichts verändert. Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren hat das aus Reutlingen kommende Brüderpaar Bohnenberger Gernot (Langhaar, 1969, Arzt) und Wolfram (Wuschelhaar, 1972, Architekt) bereits das Odeon-Publikum mit seiner Zauberkunst begeistert.

Wundersam löst sich der Knoten

Trotz ihres Weltmeistertitels zeigen sich „Junge Junge!“ weiterhin bodenständig – wie man halt die Schwaben kennt. Und gespart wird auch bei der Schnur am Luftballon, die viel zu lang ist. Mangels Schere schneidet sie der jüngere Junge – Wolfram, der mehr als sein Bruder zu erzählen hat – mit zwei Fingern in einzelne Stücke. Sammelt diese in seiner Hand und dreht und pfriemelt daraus „hälinga a Bebbale“, für Nichtschwaben einen Knoten, der sich dann gut sichtbar an der restlichen, nun kurzen Schnur befindet. Ein lachender Blick ins Publikum – und das „Bebbale“ hat sich aufgelöst, die Schnur am Luftballon hat wie anfangs wieder die gleiche Länge.

Ähnlich lief es bei einer Tafel Schokolade, übrigens laut Wolfram „Gottes Entschuldigung für Brokkoli“, von der sich eine Zuschauerin ein Stück nehmen durfte. Warum dann die restlichen 23 Stücke trotzdem wieder den Originalzustand möglich machten, liegt vielleicht am lilafarbenen Papier.

Richtig spannend wurde es mit den zwei Schüsseln voller Wasser, die trotz des stetigen Austrinkens und Ausschüttens nie leer wurden. Als Gernot den Inhalt einer der Schüsseln in Richtung Zuschauer schüttet und bis auf wenige Tropfen nichts rauskommt, er dann aber gleich darauf alles leer trinkt – man staunt und überlegt, wie geht das? Täuschung des Gehirns? Perfekte Illusion?

Nicht minder unglaublich ist das magische Quadrat, in dem in 16 Fächern 10 unterschiedliche und drei doppelt vorkommende Zahlen (10,11,12) stets die Summe 31 ergeben, das Alter eines Zuschauers, der es davor heimlich aufgeschrieben hat. Ob sie aus einem Umkarton für einen Stuhl plötzlich drei Stühle herauszaubern oder mit einer biegsamen Kopfbedeckung in Windeseile verschiedene Filmgrößen, Staatsmänner oder bekannte Personen, darunter Darth Vader, Napoleon oder Frau Antje aus Holland, präsentieren, auf diese Ideen muss man erstmal kommen. Mit dem „Haus des Lebens“, das die „Weltmeister der Magie“ zur furiosen Musik auf ihre Art umbauen, endet ein wundervoller Abend, der lange im Gedächtnis bleiben wird.

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