Hilfe für Schüler aller Altersgruppen
Schulen Die Sozialarbeit ist wichtiger Bestandteil des Schulalltags. Eislingen warnt den Landkreis vor den Folgen eines Ausstiegs aus der Co-Finanzierung.
Bedeutung und Finanzierung der Schulsozialarbeit sind in den vergangenen Wochen verstärkt ins Blickfeld gerückt. Dies hängt mit der Absicht des Landkreises zusammen, bei der Co-Finanzierung der Sozialarbeitsstellen zu sparen. Im Eislinger Verwaltungsausschuss wurde jetzt über die Arbeit der Sozialarbeiter berichtet, deren Bedeutung unterstrichen und vor der von Landrat Markus Möller ins Spiel gebrachten Kürzung gewarnt.
An allen Eislinger Schulen ist inzwischen die Schulsozialarbeit etabliert. Insgesamt sind es 6,3 Vollzeitstellen, die sich auf zehn Personen verteilen. Die Tätigkeiten wurden jetzt von Kerstin Stüven und Markus Seibold von der Bruderhaus-Diakonie am Beispiel der Schulsozialarbeit an der Friedrich-Schiller-Gemeinschaftsschule (FSG) vorgestellt. Die Diakonie stellt das Personal und organisiert die Schulsozialarbeit in Eislingen. An der FSG haben Schulsozialarbeiter im vorigen Schuljahr 172 Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen von 1 bis 10 beraten. Seibold schilderte anonymisiert Fälle von Grundschülern, die aggressiv sind oder das Schulhaus verlassen.
„Ein Großteil der Arbeit sind Betreuungsgespräche“, erklärte Stüven. Es werde über psychische Belastungen und Ängste geredet. „Grundschüler kennen oft wenig Regeln und Grenzen“, stellte sie fest. Viele Schüler hätten ein Problem damit, sich angemessen mit Mitschülern oder Lehrern auseinanderzusetzen. Deshalb werde am Sozialverhalten und am Lösen von Konflikten gearbeitet.
Während die Gespräche mit Grundschülern in der Regel über die Lehrer vermittelt werden, kämen die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe auch mal selbst zum Gespräch. Als wichtiges Angebot nannten die Schulsozialarbeiter die offene Sprechstunde, die das Kinder- und Jugendbüro anbietet. Das sei eine kleine Linderung im Bereich Jugendtherapie, wo es wenig Plätze und lange Wartezeiten gibt.
Die Sozialarbeit an der FSG habe jetzt die Phase von Krankheiten und Personalwechsel überwunden. Im vorigen Schuljahr wurden Lerngruppen für verschiedene Altersstufen gestartet. Dabei geht es um Themen wie Neue Medien, Cybermobbing, Drogen oder auch sexuelle Bildung. „Schulabsentismus“, also die unentschuldigte Abwesenheit von der Schule, ist ein Thema, das alle Eislinger Schulen beschäftigt. Bei dem Thema wollen nun Schulen, Verwaltung und Polizei stärker zusammenarbeiten. Es werde an einem „verbindlichen Bearbeitungsablauf“ für alle Schulen gearbeitet. Ein Ziel sei, „die Lehrkräfte zu sensibilisieren, dass keine Schülerin, kein Schüler untergeht“, sagte Seibold. Es sollen Handlungsmöglichkeiten besprochen werden.
Der Schulalltag sei ohne Schulsozialarbeit nicht mehr vorstellbar, stellte Oberbürgermeister Klaus Heininger fest. „Der Bedarf ist steigend, weil sich die Welt verändert“, sagte er mit Blick auf Krieg und Krisen. „Auch Schülerinnen und Schüler sind Bürger des Landkreises“, betonte der OB in Richtung Landratsamt. Die Präventionsarbeit müsse früh auffangen. „Das spart in einigen Jahren enorme Kosten im Sozialbereich.“
Stephan Arnold erinnerte an ungleiche Bildungschancen, weil die Eltern keine Akademiker sind oder wenig Geld haben. In solchen Fällen sei Unterstützung nötig. Der Leiter des Erich-Kästner-Gymnasiums befürchtet, dass kleinere Kommunen die Schulsozialarbeit reduzieren oder aufgeben, wenn der Kreis den Zuschuss streicht. Er fürchtet einen Flickenteppich. „Der Kreistag hat die Aufgabe, für gleichwertige Verhältnisse zu sorgen.“
Im Verwaltungsausschuss signalisierten alle Redner Unterstützung. „Wir werden nicht beantragen, die Schulsozialarbeit einzustellen“, sagte Hans-Jörg Autenrieth (CDU). Sie hoffe, sagte Ingrid Held (SPD), dass die FSG auf einem guten Weg ist und das Konzept Früchte trägt. Es gehe um „Chancengerechtigkeit“, erklärte Ulrike Haas (Grüne) und um Hilfe für Schüler in „krisenhaften Situationen“. Ob denn die Polizei bei Schulabsentismus schon eingesetzt wurde, wollte Hans-Jörg Andonovic-Wagner (CDU) wissen. Bisher nicht, antwortete Kerstin Stüven. „Die Silcherschule hat es schon erfolgreich eingesetzt, wenn andere Mittel nicht halfen“, sagte Thomas Golder, Sozialarbeiter der Werkrealschule. Er bedauert, dass sich die Polizei bei dem Thema zurückziehe. Andreas Weiß (FW) regte an, dass die Polizei an Schulstandorten kontrolliert, ob dort Kinder zu Schulzeiten unterwegs sind.
Der Bedarf ist steigend, weil sich die Welt verändert. Auch Schüler sind Bürger des Landkreises.