Alles andere als sozialverträglich
Zum Artikel „Bosch bleibt in Hildesheim“ vom 11. Oktober:
Die Vernichtung von Arbeitsplätzen in Deutschland, vor allem in der Automobilindustrie, hat längst gigantische Ausmaße angenommen. So hat zum Beispiel die Robert Bosch GmbH den Medien mitgeteilt, dass allein in Deutschland in den kommenden Jahren zusätzlich über 22.000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, davon allein am Standort Feuerbach über 3500 Stellen. Die Firma plant, in Homburg/Saar den Werksteil West vollständig zu schließen, den größten Teil nach Osten zu verlagern und nur einen kleinen Teil mit dem Werksteil Ost zusammenzulegen. Der Standort Sebnitz/Sachsen soll komplett geschlossen werden. Und so weiter.
Zwar bleibt Bosch am Standort Hildesheim. Jedoch werden dort 680 von 1100 Arbeitnehmern in den kommenden Jahren ihren Arbeitsplatz verlieren. Das Hauen und Stechen hat begonnen. Wer darf (vorläufig) bleiben, wer muss gehen? Darüber hinaus greift die Geschäftsführung von Bosch vereinbarte Verhandlungsergebnisse an. Tariferhöhungen sollen verschoben oder komplett gestrichen werden, Zusatzleistungen wie zum Beispiel Leistungszulagen und Erfolgsprämien sollen ebenfalls entfallen, alle Jubiläumsleistungen wurden bereits ersatzlos gestrichen, etc. etc. Die Situation bei anderen Herstellern und Zulieferern in der Automobilindustrie sieht ähnlich aus. ZF schließt ebenfalls mehrere Werke in Deutschland und plant einen drastischen Stellenabbau in Deutschland.
In diesem Zusammenhang von „sozialverträglich“ zu sprechen, ist unerträglich. Wenn ein Arbeitsplatz gestrichen wird, ohne dass dafür eine neue Stelle geschaffen wird, dann ist das alles andere als sozialverträglich. Denn dieser Arbeitsplatz steht den kommenden Generationen nicht mehr zur Verfügung, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Immer weniger Jüngere arbeiten noch sozialversicherungspflichtig und müssen immer mehr Ältere durchfüttern. Unsere Gesellschaft gerät in eine immer größere soziale Schieflage. Die Mittellosen werden sich dann mit Gewalt holen, was sie zum Leben benötigen. Das ruiniert unsere Gesellschaft und führt mittelfristig zu sozialen Unruhen. Das kann nicht im Interesse der Arbeitgeber sein. Meiner Meinung nach sollte „sozialverträglich“ zum Unwort des Jahres gekürt werden.