Runter vom Sofa,raus ins Leben

Dettingen Älterwerden ist naturgegeben. Doch was wird getan, um die zunehmende Zahl der Senioren fit zu halten oder gegen die Einsamkeit.

In Deutschland hat Joachim „Blacky“ Fuchsberger mit seinem Buch den Spruch bekannt gemacht „Alt werden ist nichts für Feiglinge“ – im Original stammt er jedoch wohl eher von Mae West, wobei einige Quellen auch Bette Davis als Ursprung nennen.

Fakt ist jedoch, dass eine alternde Gesellschaft wie unsere Konzepte und Maßnahmen braucht, um diese steigende Zahl an Senioren einzubinden, statt auszugrenzen. Dabei ist schon allein der Zeitpunkt umstritten, wann ein Mensch als alt gilt. Studien zeigen, dass sich Menschen heute generell später „alt“ fühlen als frühere Generationen. So empfinden sich 65-Jährige heutzutage im Schnitt erst mit 75 Jahren als alt, während bei früheren Generationen dieses Gefühl bereits mit 71 Jahren einsetzte.

Kommunen wie in Dettingen setzen beim Klassiker an: dem Seniorennachmittag. Seit 22 Jahren lädt Christine Branz, Assistentin von Bürgermeister Michael Hillert, per Brief ab dem 70. Lebensjahr die Senioren zum jährlichen Altennachmittag ein – im Wechsel mit den beiden Kirchen. „1500 Briefe haben wir verschickt, rund 300 sind heute hier in der Schillerhalle, um gemeinsam zu singen, Kaffee zu trinken, Kuchen zu essen und den Darbietungen zuzusehen“, sagt Branz. Kosten fallen keine für die Gäste an – vom Kuchen bis zum Viertele, zahlt alles die Kommune. „Dafür reicht es noch, auch wenn wir gerade finanziell nicht auf Rosen gebettet sind.“

Bei rund 10 000 Einwohnern bildet die Ü70 einen gewichtigen Anteil von 15 Prozent mit ganz eigenen Bedürfnissen und Wünschen. Wer kein Auto fährt oder nicht mehr gut zu Fuß ist, wird per Fahrdienst des Roten Kreuzes abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Schon 20 Minuten vor Beginn ist die Schillerhalle fast voll belegt: „Die Senioren sind überpünktlich und viele kommen früher, weil sie Angst haben, keinen Platz mehr zu bekommen.“

Was die älteren Menschen zu diesen Veranstaltungen bringt, ist fast immer der gleiche Beweggrund: Es ist die Vereinsamung zu Hause – zumal wenn der Partner verstorben ist. Soziale Probleme im Alter entstehen auch durch den Rückzug aus dem Arbeitsleben oder durch gesundheitliche Einschränkungen. „Dettingen bietet einiges an Möglichkeiten für Senioren“, sagt Bürgermeister Hillert, der bald diese Angebote mitnutzen kann, scheidet er doch 2026, er wird dann 66, nach 24 Dienstjahren aus dem Amt.

„Mein Mann ist vor kurzem nach langer Demenz verstorben, lange bin ich nicht mehr unter Leute gekommen. Heute habe ich eine Freundin zur Unterstützung mitgenommen. Wir sind beide zum ersten Mal bei diesem Event“, betont eine Dame am Nebentisch. Beide freuen sich über die Darbietungen und die tolle Tischdekoration.

„Je älter man wird, umso wichtiger ist, dass jemand zum Reden da ist, und wenn der Partner verstorben ist, wird dies umso wichtiger.“

Eine andere Dame, die schon des Öfteren bei Seniorenveranstaltungen war, sagt: „Nur auf dem Sofa sitzen und Fernsehschauen ist keine Lösung, man muss raus ins Leben.“

Ein wesentlich Eckpfeiler in der Seniorenbetreuung stellt auch der Freundeskreis Calverbühl dar. Neun Veranstaltungen verzeichnet die Liste – angefangen beim Musiknachmittag mit Manfred Müller im Februar bis zur Weihnachtfeier am 10. Dezember.

„Unser Ziel ist es“, so Inge Münzing, „einen geselligen Nachmittag zu verbringen, bei dem neben Unterhaltung auch Information im Mittelpunkt steht.“ Schwerpunkte haben dabei natürlich Gesundheitsthemen wie der Vortrag von Regina Holzinger aus Kirchheim, die über Schmerztherapie nach Liebscher & Pracht referiert.

Vorträge zur Pflege stehen ebenfalls auf der Agenda wie Informationen durch die Polizei, die über die sogenannten Schockanrufe informiert, denen Senioren immer wieder zum Opfer fallen.

Organisiert werden die Veranstaltungen von einem Stammteam von acht Personen, weiß Inge Münzing, die das Ganze seit eineinhalb Jahren leitet. Auch hier wird nichts verlangt, Spenden jedoch gerne genommen.

Zu den „Kümmerern“ im Seniorenbereich gehört des Weiteren die evangelische Kirchengemeinde. Ob „Café Senior“ oder „Cafézeit“: Diese Treffpunkte für Senioren sind im Gemeindezentrum Christuskirche und im CVJM- und Gemeindehaus zu finden.

„Fritzel’s Spielerei“ in der Schneckenhofengasse ist ein weiterer Anlaufpunkt – nicht nur für Senioren. Hier kommen regelmäßig Brettspiele, Kartenspiele und Würfelspiele auf den Tisch. Ob Familienspiel, Strategiespiel, Glücksspiel, Bluffspiel oder Geschicklichkeitsspiel – „Bei uns findet jeder einen Spielpartner“, lautet das Motto.

Der Gedanke, dass körperliche Fitness im fortschreitenden Alter immer wichtiger wird, hat sich längst durchgesetzt: In der Schillerhalle werben das Deutsche Rote Kreuz und der TSV Dettingen, der die Bewirtung übernommen hat, mit ihren Angeboten „60 plus – 65 plus – 70 plus“.

Wald pur und ein großer Abschied

Bad Urach Holzernte und Neupflanzung sind die beiden großen Pole im Wirtschaftswald. Ein Kommen und Gehen. Einer nahm beim Waldumgang seinen denkwürdigen Abschied: Revierleiter Ulrich Meyer.

Jetzt bin ich doch baff“ ist ein Eingeständnis, das man von Revierleiter Ulrich Meyer eher selten hört. Es war der Moment am malerischen Grillplatz Pfähler-Eberstetten oberhalb Bad Urachs, an dem Ulrich Meyer vor zehn Jahren neben Brünnele und Hütte eine Eiche gepflanzt hat. Der junge Baum trägt seit Samstag offiziell seinen Namen. Nach 50 Dienstjahren im Wald, 40 davon in Bad Urach, nutzten Gemeinderat, Stadtverwaltung und Ehemalige, Jagdpächter und Forstbedienstete den jährlichen Waldumgang, um sich mit großer Geste von einem zu verabschieden, der die Waldwirtschaft der Stadt geprägt hat wie kein Zweiter. Ein „Förster durch und durch, für den der Wald eine Kraftquelle ist, mit unheimlicher Begeisterung für den Beruf, mit Bedacht, Nachhaltigkeit, Weitblick, zuverlässig und im Umgang sehr menschlich“, betont Bürgermeister Elmar Rebmann bei einer kleinen Feier im Seltbachhaus: „Es fällt uns schwer, Dich gehen zu lassen!“

Nachfolgerin steht parat

Ulrich Meyer geht zum 1. November 2025 in den Ruhestand. „Lob kann man nie genug bekommen“, meint der scherzhaft: „Ich genieße seit ein paar Stunden das wunderschöne Gefühl, dass da draußen eine Eiche steht mit meinem Namen. Ich werde der Stadt nicht verloren gehen“. Um das Lob gleich weiterzugeben: „Wir haben tolle Stammarbeiter. Eine Mannschaft, auf die ich sehr stolz bin“. Obendrein gratulierte er der Stadt zur Nachfolgerin: „Besser hätt`s nicht laufen können. Die Jana Schumacher ist seit 1. Juli im Revier zur Einarbeitung. Die macht das, davon bin ich überzeugt!“

Der Wechsel im Stadtforst mit seinen 1.660 Hektar Hang und Fläche und rund 7.800 Festmetern Jahreseinschlag erfolgt ohne Vakanz, was nicht unbedingt üblich sei, so Ulrich Meyer. Ihre Aufgabe sieht die neue Revierleiterin in der Herausforderung, „den Wald gegen den Klimawandel zu wappnen und die Baumarten-Diversität zu fördern“. Die Tübingerin freut sich auf die Gartenschau: „Das wird bestimmt ein großer Mehrwert für Bad Urach“.

Jana Schumacher hat zuvor im Forst in Eningen gearbeitet und war für Walddorfhäslach zuständig. Studiert hat sie in Rottenburg. Auch Ulrich Meyer denkt als Rentner in Richtung Gartenschau 2027. Eine „sinnvolle Tätigkeit“ schließt er nicht aus, etwa bei Waldexkursionen: „Es geht niemand auf eine Gartenschau, um Plakate anzuschauen“. Der Uracher Revierleiter war in 40 Dienstjahren regelmäßig Wanderführer und dabei wichtiger Ansprechpartner für die städtische Touristik, außerdem zweimal Gemeinderat. Privat greift der künftige Ruheständler inzwischen zur Trompete - ein Kindheitstraum.

Sein letzter offizieller Waldumgang war denkwürdig: Wald pur in allen Herbst-Schattierungen in Hengen „Auf Buch“, dazu der gut eingespielte städtische Waldarbeiter-Trupp unter Haumeister Thomas Nummert bei der seilunterstützten Baumfällung nach Lehrbuch. Der städtische Forst ist als Zulieferer für die Holzindustrie zertifiziert. Ein wichtiger Abnehmer, Zellstoffproduzent Sappi in Ehingen, stehe vor einer Entlassungswelle, berichtet Bürgermeister Rebmann. „Wir haben es schon in der letzten Saison gespürt“, so Revierleiter Ulrich Meyer auf Nachfrage, „wir werden uns beim Industrieholz darauf einstellen. Und Sappi ist nicht der Einzige. Wenn die Baukonjunktur schwächelt, bekommen wir unsere Fichten nicht los.“

Fichte ist der „Brotbaum“

Demonstrativ gefällt wurde zum Waldumgang eine etwa 80 Jahre alte Fichte mit Rotfäule. Eine Pilzerkrankung, die sich von innen heraus übers Wurzelwerk verbreitet. Trotz aller Nachteile sei die Fichte auf der standsicheren Albhochfläche der „Brotbaum“ in der Waldwirtschaft, gibt Meyer zu bedenken, mit einer „wesentlich größeren Stammholz-Ausbeute im Vergleich zur Buche“.

Eine ganz besondere Aktion zum letzten Meyer`schen Waldrundgang: Auf einer vorbereiteten Lichtung pflanzen die Teilnehmer mit eigener Hand einen Jungwald, der dem Klimawandel angepasst ist. Mit Douglasie, Eiche und amerikanischer Roteiche, dem Baum des Jahres 2025. „Das Natürlichste, Beste und Billigste ist die Naturverjüngung“, betont Ulrich Meyer. Neupflanzungen, etwa bei Waldumstellungen, seien die Ausnahme. Bei einem Hektar Kultur-Neupflanzungen können Kosten in Höhe von bis zu 50.000 Euro anfallen, davon die Hälfte für Schutzmaßnahmen. Keine Frage - den Akkord von 60 bis 80 ausgebrachten Baumsetzlingen in der Stunden, den früher im Wald die Frauen hielten, schaffen weder Gemeinderat noch Jagdpächter. Aber das besondere Gefühl, eine neue Generation ins Waldleben gebracht zu haben, bleibt über die Ära Ulrich Meyer hinaus.

Ein Abend ehrt das Ehrenamt

Engagement Blutspender, Ersthelfer und Vereinsvertreter wurden für ihren Einsatz gewürdigt.

Grafenberg. Es gab viel zu lachen beim Ehrenamtsabend in der Rienzbühlhalle, denn das Comedy-Duo die „Kächeles“, das 2024 mit dem „Landespreis für Dialekt“ ausgezeichnet wurde, hatte nach den würdevollen Ehrungen das Sagen auf der Bühne. Ihr schwäbisches Eheleben trainierte die Lachmuskeln der Zuschauer, wobei Käthe und Karl-Eugen Kächele ohne platte Witze auskommen, denn sie lassen sich vom schwäbischen Alltag zu ihren eigenen Pointen inspirieren. Sie führen nichts auf, sondern lassen das Publikum regelrecht miterleben, was in diesem Fall der schwäbische Ehealltag so zu bieten hat.

Die TSV-Damenfußballmannschaft servierte die Leckerbissen in der Pause mindestens ebenso gut wie sie sonst Tore schießen und trugen mit ihrem Service dazu bei, dass der Abend unter dem Motto „lasst uns das Ehrenamt feiern“ zu einem Volltreffer für das Ehrenamt wurde.

„Das Gemeindewesen lebt von ehrenamtlicher Arbeit“, so Bürgermeister Volker Brodbeck. Die gemeinsame Planung und Durchführung des Grafenberger Dorffestes sei ein Paradebeispiel dafür. „Das Ehrenamt ist entscheidend für einen lebens- und liebenswerten Ort wie Grafenberg.“

Er ehrte sowohl langjährige Blutspender als auch den Gründer des DRK-Helfer-Vor-Teams (HvO), Günter Wollwinder. Dazu bat Brodbeck außerdem die anderen aktuell tätigen HvOs mit auf die Bühne, die dazu beigetragen haben, dass Grafenberger Bürgern in rund 25 Jahren mit insgesamt 1544 Einsätzen in Notsituationen geholfen wurde und dabei auch Menschenleben gerettet wurden.

„Gerade die ersten Minuten nach einem Unfall oder einem medizinischen Notfall können entscheidend sein“, so Brodbeck. „Die Helfer vor Ort verfügen über eine profunde Sanitätsausbildung und können daher bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes kompetente Soforthilfe leisten.“

Günter Wollwinder war bei 915 der 1544 HvO-Einsätze als Erster vor Ort. „Eine sagenhafte und beeindruckende Leistung. Die gesamte Bürgerschaft dankt Ihnen für diesen ehrenamtlichen Einsatz am Nächsten“, würdigte Brodbeck das Engagement Wollwinders, den die Worte und der Beifall der Anwesenden sichtlich berührten. Er ist außerdem Ausbilder für „Ersthelfer“ in der Gemeindeveraltung, und damit auch in den Kindergärten.

Die Vorsitzende der Bürgerstiftung, Dominique Dembek, würdigte in ihrem Grußwort ebenfalls das große ehrenamtliche Engagement in Grafenberg. „Was mich besonders beeindruckt, ist, dass die Tätigkeiten, die ihr übernehmt, für die meisten Menschen nicht sichtbar sind. Wer sieht schon, wie viele Stunden ein Kassenwart mit Excel kämpft?“, nannte sie ein Beispiel. Ehrenamtliches Engagement sei vor allem auch für die Zukunft der Kinder wichtig. „Ihr schafft Räume, in denen Kinder Talente entdecken, Freundschaften schließen und Selbstvertrauen entwickeln können, bietet sinnvolle Freizeitbeschäftigungen, die weit über das hinausgehen, was Schule leisten kann“, so Dembek.

„Und ihr sorgt dafür, dass in Grafenberg niemand allein bleiben muss. Ihr seid die Antwort auf Einsamkeit und gesellschaftliche Isolation“, sagte sie in Bezug auf Seniorenaktivitäten, denn das ehrenamtliche Engagement in Grafenberg umfasst alle Generationen.

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