Und wer übernimmt?

  • Stefan Hammes von der IHK Nordschwarzwald. Foto: IHK Nordschwarzwald

Für immer mehr Unternehmer wird die Suche nach einer geeigneten Person, die den Betrieb übernehmen kann, zur Herausforderung. Im Nordschwarzwald folgt die Industrie- und Handelskammer ihrer ganz eigenen Philosophie.

Die Rente naht – und wer übernimmt die Firma? Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin wird für Unternehmer zunehmend zur Herausforderung. Einerseits wachse aufgrund des demografischen Wandels die Zahl an Inhabern, die das Ruder abgeben wollen – andererseits gebe es nicht genug Jüngere, für die eine Übernahme infrage komme oder eine Selbstständigkeit Priorität habe, erklärt Stefan Hammes, der sich bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald um das Thema Unternehmensnachfolge kümmert.

Die Chancen stünden dann gut, wenn sich das Unternehmen zukunftsfähig ausrichte oder halte. Allerdings fehle vielen Inhabern oft der Elan und die Kraft dafür. Es werde häufig nur noch verwaltet, nicht mehr investiert, nicht mehr ausgebildet. „Das macht eine Übernahme unattraktiv“, so Hammes.

Im Nordschwarzwald zeige sich, dass eine Nachfolge gerade in generell wirtschaftlich angeschlagenen Branchen schwer zu organisieren sei – wie zum Beispiel die regional sehr stark vertretenen Auto-Zulieferbetriebe. „Als Investor suche ich mir da lieber gleich einen Fräser, der im Bereich Medizin- oder Rüstungstechnik aktiv ist“, erklärt der Diplom-Kaufmann.

Rechtzeitig mit Suche beginnen

Die große Herausforderung, auch für die Kammern, ist das Matching zwischen Inhaber und Nachfolge-Interessent. „Jede Kammer hat ihre eigene Philosophie. Hier bei uns haben wir 36.000 Mitgliedsunternehmen. Fast ein Drittel hat Inhaber, die über 60 Jahre alt sind“, erklärt Hammes. „Da kann ich dem eigentlich notwendigen Beratungsbedarf kapazitätsmäßig gar nicht nachkommen.“ Er fokussiere sich deswegen auf eine „begleitende Beratung“, sensibilisiert Inhaber dafür, wie komplex ein Übernahmeprozess ist, dass sie rechtzeitig mit der Suche beginnen und zugleich aktiv am Markt bleiben müssen.

„Ein Nachfolgeprozess dauert im Schnitt drei Jahre“, betont der IHK-Experte. Angeboten werden auch Beratungen, Infoveranstaltungen und Hinweise auf Online-Plattformen wie die nexxt-change-Börse der KfW oder die Unternehmenswerkstatt Deutschland der IHK. Gerade bei größeren Betrieben kümmerten sich aber um den Nachfolge-Prozess regelmäßig M&A-Experten (Mergers & Acquisitions, Fusionen und Übernahmen) – die zudem Zugang zu ausländischen Investoren haben, die vermehrt Interesse an der Übernahme von Betrieben in der Region zeigten.

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