„No Kings“: Massenproteste in tausenden Städten der USA

  • Demonstranten bei „No-Kings“-Protesten in Chicago. KAMIL KRZACZYNSKI

Demokratie Millionen Menschen gehen auf die Straße und stemmen sich gegen den Autoritarismus der Trump-Regierung. Der Präsident reagiert mit Verachtung und versprüht virtuell Fäkalien.

Washington. In den USA sind am Samstag Millionen von Menschen bei den sogenannten „No Kings“-Märschen durch die Straßen gezogen, um gegen den autokratischen Regierungsstil von US-Präsident Donald Trump zu demonstrieren. In mehr als 2700 Städten und Gemeinden protestierten sie gegen die Razzien der Grenzschutzbehörde ICE und die Verletzung von Bürgerrechten, gegen Kürzungen bei der staatlichen Krankenversicherung, den Verwaltungsstillstand in Washington und die Diskriminierung von Transgendern sowie ethnischen Minderheiten.

Bereits im Juni folgten dem Aufruf der „No Kings“-Veranstalter rund fünf Millionen Menschen – dieses Mal schätzten die Organisatoren sieben Millionen Teilnehmer. Sie machten ihrem Zorn in demokratisch regierten Großstädten wie New York, Chicago, Los Angeles, Atlanta und Washington Luft – aber auch in republikanischen Hochburgen, die Trump bei drei aufeinanderfolgenden Wahlen souverän gewonnen hatte. So hing vor dem Rathaus von Boise, der Hauptstadt des US-Staats Idaho – dort hatte der Präsident 2024 mit 67 Prozent der Stimmen einen Erdrutschsieg gefeiert – das Banner: „Demokratie statt Diktatur“. Ähnliche Bilder boten sich in Südstaaten wie Kentucky und Alabama.

Mike Wofford, ein Armeeveteran aus dem Irakkrieg, sprach vielen aus der Seele: „Ich war bereit, für diese Demokratie zu sterben und habe im Krieg ein Bein verloren“, erklärte der Ex-Soldat aus dem republikanischen Oklahoma. „Auf keinen Fall werde ich nun mit dem einen Bein, das ich noch habe, vor einem Möchtegern-König niederknien.“

Trump reagiert mit KI-Video

Die Demonstranten bewiesen Einfallsreichtum. Auf ihren Schildern standen Sprüche wie „Trump lies while America dies“, also „Trump lügt, während Amerika stirbt“. Oder „Macht Orwell bitte wieder zur Fiktion“, eine Anspielung auf den von Schriftsteller George Orwell beschriebenen autokratischen Überwachungsstaat. Junge Menschen hatten auf ihre Transparente geschrieben „Auch meine Großeltern kämpften gegen Faschisten“ oder „In Amerika ist das Gesetz König!“.

Republikaner kritisierten die Demos, bei denen es keine nennenswerten Zwischenfälle gab, als „Hass-auf-Amerika-Proteste“. Trump reagierte auf seine Art – und postete im Internet ein KI-generiertes Video, das ihn als Piloten eines Kampfjets mit der Aufschrift „King Trump“ zeigt. Mit dem Flieger wirft er braunen, an Kot erinnernden Schlamm über Demonstranten ab. In einem zweiten KI-Video ist Trump zu sehen, wie er sich mit königlichen Insignien – Krone, Mantel und Schwert – ausstattet, während demokratische Politiker vor ihm niederknien.

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