In Umfragen bei sieben Prozent

  • Mersedeh Ghazaei (li.), Kim Sophie Bohnen und Amelie Vollmer. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Parteitag Die Linke geht mit einem Spitzentrio in die Landtagswahl – und rechnet sich gute Chancen aus.

Leinfelden-Echterdingen. Im Südwesten fristete die Linke bislang ein Schattendasein. Doch das könnte sich ändern: Bei der Landtagswahl 2026 hat die Partei gute Chancen, erstmals in ihrer Geschichte in Baden-Württemberg ins Parlament einzuziehen. Beim Parteitag in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) gab der Landesverband den Startschuss für den Wahlkampf – begleitet von einer spürbaren Aufbruchsstimmung.

Der Landesverband ist zuletzt gehörig gewachsen: Im laufenden Jahr hat sich die Zahl der Parteimitglieder auf über 10.000 mehr als verdoppelt. Mehr als die Hälfte davon sei jünger als 30 Jahre. In Umfragen liegt die Partei im Südwesten aktuell bei rund sieben Prozent und könnte damit erstmals die Fünf-Prozent-Hürde nehmen.

Im Zentrum steht das Thema Wohnen. Die Linke will entschieden gegen Mietwucher, Leerstand und Wohnungsnot vorgehen. Daneben kämpft die Partei gegen Krankenhausprivatisierungen und für eine kostenlose Ganztagsbetreuung. Soe unterscheidet sich jedoch nicht nur im Inhalt, sondern auch in Ton und Kultur von den anderen Parteien. Inklusion und Achtsamkeit werden großgeschrieben. So diskutierten die rund 150 Delegierten beim Parteitag eine halbe Stunde lang darüber, ob der Applaus zu laut sei – einige entscheiden sich schließlich, nicht mehr zu klatschen, sondern durch Händeschütteln und Winken ihre Zustimmung zu zeigen. Das Achtsamkeitsteam verteilte zudem Gehörschutz.

Aber es wehte auch revolutionärer Geist durch die Halle. Die Partei zieht mit dem Spitzentrio Kim Sophie Bohnen, Amelie Vollmer und Mersedeh Ghazaei in den Wahlkampf. Am Ende ihrer gemeinsamen Rede reckte der ganze Saal die Faust in den Himmel und brüllte den Schlachtruf gegen Rechts: „Alerta! Alerta! Antifascista!“ („Achtung, Antifaschisten!“).

Derweil bestätigten die Delegierten die Landessprecher Sahra Mirow (41) und Elwis Capece (60) als Führungsduo, wobei Mirow einen Dämpfer erhielt: Nur 63 Prozent stimmten für sie, Gegenkandidaten gab es keine. In der Partei gibt es Kritik an ihrer Doppelrolle als Landeschefin und als Abgeordnete des Bundestags.

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