Jubiläum Der Landfrauenverein Sulzbach am Kocher feiert seinen 60. Geburtstag mit einem kurzweiligen und informativen Programm. Ein junges Team gibt der Gemeinschaft neue Impulse.
Starke, engagierte Frauen gründeten 1965 den Landfrauenverein Sulzbach am Kocher, der seinen 60. „Geburtstag“ in der fast vollbesetzten Stephan-Keck-Halle feierte. „Wir blicken auf eine lange Reise zurück, die vor sechs Jahrzehnten mit 23 Frauen begann bei einer Hauptversammlung der Landjugend und sich zur lebendigen Gemeinschaft entwickelt hat“, erklärte Melanie Hähnle vom Vorstands-Dreierteam.
„Die Vereinskultur hat sich weiterentwickelt, ohne ihre Identität zu verlieren: Orte des Austausches sind wichtig, damit jedes Mitglied gehört wird und sich aktiv einbringen kann. Die Gründung der Jungen Landfrauen als Untergruppe bringt frische Impulse, neue Ideen und eine verlängerte Perspektive in den Verein“, betonte Kollegin Corina Heinrich. „Wir bewahren Brauchtum, bleiben in Bewegung, geben Gelerntes weiter, starten neue Vorhaben und gestalten unsere Regeln so, dass Engagement Freude macht“, verdeutlichte Kollegin Mirjam Boretzki.
Aus der Vereinshistorie plauderten anekdotisch die Ehrenvorsitzenden Irmgard Stadelmaier, die 16 Jahre den Verein leitete, und Regina Schnizler, die 24 Jahre im Vorstandsteam mitwirkte, im Interview mit der Stuttgarter Kabarettistin „Tante Hildegard“ Sabine Schief. „Die Landfrauen sind aus der Landjugend Kohlwald entstanden“, für die sie mit über 25 zu alt waren. 1965 gründeten sie im Gasthaus Waldhorn im Kohlwald einen eigenen Verein und wählten Elisabeth Beißwenger zur ersten Vorsitzenden. Die Frauen kamen aus der Nebenerwerbslandwirtschaft, waren froh, sich austauschen zu können, und „alle Bürgermeister haben die Landfrauen tadellos unterstützt“, betonte Stadelmaier.
„Die Frauen und ihre Interessen veränderten sich“, ebenso der Verein, so Regina Schnizler. Ums Jahr 2000 kam es zur Krise, weil niemand mehr die Vorstandsarbeit weiterführen wollte, doch unter Schnizlers Vorsitz gelangen die Neuaufstellung, die Aufstellung eines Jahresprogramms und die Umstellung auf Computer. Vorher musste alles von Hand erledigt werden. Der Verein bot Vorträge zu aktuellen Themen und Computerkurse in der Schule an, was teils schwierig war. „Wichtig war das gesellige Beisammensein“, auch wegen vieler berufstätigen Frauen.
Immer wieder gute Ideen
Die Landfrauen setzten innovative Initiativen um, wie die Radtour „Lerne deine Heimat kennen“ mit dem Bürgermeister, der über aktuelle Projekte informiert, die gerade in der Gemeinde laufen, und Nordic-Walking-Kurse. Um die Vereinskasse aufzufüllen, beteiligten sie sich am Weihnachtsmarkt und servierten Wildgerichte.
Für die Zukunft wünschten die Ehrenvorsitzenden den Landfrauen, an den Traditionen festzuhalten, den Verein in die schnelllebige Zeit zu führen und eine Brücke zwischen den Generationen zu bilden. Das Fünferteam der Jungen Landfrauen mit Marlen Hähnle, Leonie Engel, Sophia Kengeter, Hanna Sauter und Alisa Wolf zeigte ein Video über ihre Gründung im Frühjahr, ihre Angebote und Aktivitäten, die für die jüngere Generation konzipiert sind, wie Kreativworkshops, Wellnesskurse oder Cocktails auf dem Weihnachtsmarkt.
Gelebte Gleichstellung
Motivierte Frauen setzten ihre Vision um von Bildung, Teilhabe und Gemeinschaft für Frauen auf dem Land und leisteten auch einen wichtigen Beitrag zur Gleichstellung, hob Bürgermeister Markus Bock hervor. Seit Jahrzehnten bietet der Landfrauenverein ein überaus vielseitiges Programm an, mit einem breiten Spektrum von Aktivitäten und aktuellen Trends.
Das Miteinander beider Landfrauenvereine sei sehr harmonisch, und der Sulzbacher sei mit der Vergangenheit verknüpft und habe mit den Jungen Landfrauen auch den Blick in die Zukunft. Für die Gemeinde sind die Landfrauen „ein wahrer Segen“, da sie bei vielen kommunalen Veranstaltungen unterstützen. Als Dank überreichte Bock im Namen des Gemeinderats die Jubiläumsgabe, einen symbolischen Scheck über 300 Euro, an Melanie Hähnle.
An die Geschichte der Landfrauenbewegung im Südwesten erinnerte Hannelore Hohloch, Vorsitzende des Landfrauen-Kreisverbands Gaildorf. Im Ersten Weltkrieg gründete Fürstin Therese zu Hohenlohe-Waldenburg 1916 den ersten Landwirtschaftlichen Hausfrauenverein in Öhringen. Nach dem Zweiten Weltkrieg initiierte Marie-Luise Gräfin Leutrum von Ertingen 1946 Gründungsversammlungen für Landfrauenvereine in den Landkreisen, 1947 folgte die Gründung des Landfrauenverbands Württemberg-Baden. Ein Beispiel für die „Frauenpower im Ländle“ seien die Sulzbacher Landfrauen: „Es ist euch durch die vielfältigen Angebote wunderbar gelungen, den Verein stets weiterzuentwickeln“, freute sich Hohloch.„Wer wie die Landfrauen viele Menschen erreichen und ein ansprechendes Programm anbieten will, muss vieles im Blick haben und gründlich vorbereiten im Ehrenamt“, so Pfarrer Andreas Vogt. Aber „wir müssen diese Herausforderungen nicht nur aus eigener Kraft bewältigen: Wir haben Zugang zu Gott, unsere Zuversicht und Stärke und unerschöpfliche Kraftquelle“, betonte er.
Zum Abschluss gab es eine amüsante Show der Kabarettistin mit Jubiläumsrap und schwäbischen Songs zum Mitsingen über Maultaschen oder Schokoküsse nach bekannten Hits.